Mannheim. Ein Flügel, eine Gitarre, eine Handvoll Lichteffekte: Mehr braucht Chris de Burgh nicht, um seinen Fans einen genussvollen Konzertabend zu bescheren. Denn dank des minimalistischen Bühnenbilds steht die Musik und tiefsinnigen Texte des Künstlers im wohlverdienten Fokus. Im Rahmen seiner Solo Tour ist der irische Sänger am Freitag ohne Band im Mannheimer Rosengarten gastiert. Dabei hat er einen ausgewogenen Mix aus Evergreens und neuem Liedmaterial, Uptempo-Nummern und Balladen, präsentiert und die rund 2000 Besucher restlos begeistert.
Chris de Burgh versetzt seine Zuschauer in die Vergangenheit
Die Zeit scheint wenig Spuren bei de Burgh hinterlassen zu haben. Seine 73 Jahre merkt man ihm nicht an, wenn er voller Energie zwei Stunden ohne Pause auf der Bühne steht. Und interpretiert er mit seiner samtweichen Baritonstimme und dem leicht rauchigen Unterton Klassiker wie „Don’t Pay the Ferryman“, fühlen sich die Zuschauer schnell in die Vergangenheit versetzt. Christopher John Davison, wie er bürgerlich heißt, ist zudem ein echter Gentleman, der sich lächelnd nach jedem Stück verbeugt und sich beim Publikum für den Applaus, den es großzügig spendet, bedankt. „Dankeschön, guten Abend, wie geht’s?“, will der Musiker auf Deutsch wissen und – überrascht mit nahezu perfekter Aussprache. „Es ist wunderbar, wieder in Mannheim zu sein.“
Es ist ein Abend für die Seele, aber mit vielen Momenten zum Schmunzeln. Der sympathische Barde, dessen musikalisches Repertoire eine gelungene Melange aus Pop, Folk und Rock besteht, ist in Plauderlaune. Charmant, mit einer wohltuenden Dosis Humor, erzählt er, was ihn zum Schreiben seiner Lieder inspiriert. Dabei entpuppt sich de Burgh häufig als Romantiker. Die gefühlvolle Ballade „Suddenly Love“ handelt von Liebe auf dem ersten Blick. Dem Sänger und Songwriter gelingt es spielend, Gefühle zu zeigen, ohne dabei schnulzig zu klingen. Augenzwinkernd weist der Künstler darauf hin, dass es nicht einfach sei, Frauen wirklich zu verstehen. Gäbe es eine Enzyklopädie dafür, müsste der Autor wohl sehr viele Bände darüber schreiben, scherzt er, bevor er das poppige „A Woman’s Heart“ anstimmt. Die fröhliche Hymne „Summer Rain“ thematisiert, dass es in England immer mal wieder aus heiterem Himmel regnen könnte.
De Burgh holt den Ukraine-Konflikt auf die Bühne
Ernste Themen wie Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen müssen, und den Ukrainekrieg klammert de Burgh nicht aus. Er könne nicht verstehen, wie ein einzelner Mann Tod und Chaos verursache. Zur Ukraine hat der Ire einen besonderen Bezug, da eine Leihmutter das Kind seiner Tochter auf die Welt gebracht hat, nachdem diese 15 Fehlgeburten erlitten hatte. Der Künstler und seine Familie wollten der Ukrainerin und deren Kind aus dem Land holen. Inzwischen leben sie in Irland. Mit dem melancholischen „Cry no more“, bei dem es ursprünglich um syrische Geflüchtete ging, verarbeitet de Burgh die Problematik künstlerisch.
Mit seinem 27. Studioalbum „The Legend of Robin Hood“ wandelt de Burgh auf den Spuren der Legende. Zudem sind diese Songs Bestandteil des Musicals, das aktuell in Kassel aufgeführt wird. Voller Emotionen singt er daraus etwa das gefühlvolle „Only a Child“ und das temperamentvolle „Man with the double face“. Nicht fehlen dürfen seine Hits „Lady in Red“ sowie das mitreißende „High on Emotion“. Als Zugabe präsentiert er das entspannte Stück „Where the powerful waters flow“ und „Legacy“, das von Stärke und Hoffnung handelt. „Wir können die Welt verändern“, sagt de Burgh mit fester Stimme. Unter tosendem Beifall verabschiedet er sich schließlich mit Kusshänden.
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