Drei Jahre haben Fans sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet. Drei lange Jahre ohne die blaue Drachendame Saphira und ihren Reiter Eragon, die aufständischen Varden, all die Elfen, Zwerge und Urgals. Vergangenen Samstag erschien "Eragon - Das Erbe der Macht" in Deutschland - und schon ist es auf Erfolgskurs: 750 000 Bände Startauflage, davon 650 000 bereits in wenigen Tagen verkauft, Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Eines vorweg: Ein Ende des Fantasy-Spektakels um das Land Alagaësia ist auch nach Band vier nicht in Sicht. Eigentlich sollte es eine Trilogie werden - der von Autor Christopher Paolini für das dritte Buch vorgesehene Inhalt erwies sich jedoch als zu umfangreich, so dass der Band geteilt wurde. Und in der aktuellen Nummer vier schreibt Paolini: "Ich habe nicht vor, Alagaësia für immer zu verlassen. Ich habe zu viel Zeit und Mühe darauf verwandt, diese Welt zu erschaffen, und irgendwann werde ich dorthin zurückkehren. Das kann noch Jahre dauern, es kann aber auch schon nächsten Monat so weit sein."
Jetzt aber kämpft Drachenreiter Eragon erst einmal den Kampf seines Lebens. Alle Völker Alagaësias haben sich zusammengeschlossen, um Galbatorix, den grausamen Herrscher des Imperiums, zu besiegen. Sogar die rätselhaften Werkatzen stürzen sich mit Krallen und Zähnen in die Schlacht. Doch trotz seiner treuen Verbündeten - allen voran sein Cousin Roran, Elfenprinzessin Arya oder Nasuada, Anführerin der Varden - weiß Eragon nicht, ob er siegen kann. Der finstere König ist nahezu unbezwingbar, denn er besitzt die Macht zahlloser Drachen, deren Seelenhort, den Eldunarí, er an sich gerissen hat. Auch kämpft Eragons Halbbruder Murtagh mit seinem roten Drachen Dorn auf Galbatorix Seite.
Das Verlies der Seelen öffnen
Schlechte Voraussetzungen also, um in den Kampf um die Hauptstadt Urû'baen zu ziehen. Zumindest, bis sich Eragon an die Prophezeiung einer Werkatze erinnert: Falls alles verloren scheine und seine Kräfte nicht mehr ausreichten, solle er zum Felsen von Kuthian zu gehen und das Verlies der Seelen öffnen. Die Reise führt Saphira und Eragon auf die Insel Vroengard, den einstigen Sitz der Drachenreiter. Hier entdecken die beiden ein Geheimnis, das das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten beeinflusst. Und natürlich taucht auch in diesem Band wieder ein neuer Drache auf: diesmal ein grüner, wie schon der smaragdfarbene Einband verrät. Wie bei den Vorgängern gilt auch hier: Fantasy-Fans werden keine neuen oder innovativen Ideen entdecken. Paolini schafft es aber, aus Althergebrachtem eine unterhaltsame und fesselnde Lektüre zu zaubern.
So fesselnd, dass viele Fans das 950-Seiten-Buch in nur wenigen Stunden durchgelesen haben, wie sie auf der Eragon-Fanseite im sozialen Netzwerk Facebook berichten. Eine Stärke des Bandes ist sicherlich, dass Paolini Nebenfiguren wie Roran, die Kräuterhexe Angela oder Nasuada stärker in den Fokus rückt und die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Anders als im dritten Band verzichtet der Autor zudem auf allzu ausführliche Schilderungen, die sich oft zäh wie Kaugummi hingezogen haben.
Unschlagbarer Star ist jedoch wieder die charmante, humorvolle, mutige und kämpferische Drachendame Saphira. Die ersten beiden Eragon-Bände wurden auch - oder besonders - wegen ihr mehr als 20 Millionen mal weltweit verkauft - der neue Band ist auf dem besten Weg an diesen Erfolg anzuknüpfen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-bezaubernde-magie-der-drachen-_arid,166394.html