Mannheim.
„Kein starres Gebäude“ sieht Seda Keskinkiliç in ihrer Vision für das Basamum Theater in Mannheim. Keinen Ort, der „nichts mit der Stadt zu tun hat“, sondern einen, den man auch auf einen Kaffee aufsucht, wohin man seine Freundinnen und Freunde mit einlädt. „Und vielleicht schaut man dann da auch was“ – eine viertelstündige Kurzperformance möglicherweise, wer weiß. Es soll, meint die Autorin und Künstlerin, „einfach ein Treffpunkt“ sein, ausgestaltet mit der Selbstverständlichkeit, „ich geh da rein, ich geh da raus und alle Türen sind offen.“ Und vielleicht entsteht an diesem Ort und auf diese Weise dann auch „ein anderes Verständnis von Kunst“.
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Basamum, um das im Grundsatz zu erklären, ist gewissermaßen zweierlei: ein Ort und eine Idee. Einerseits gibt es den gemeinnützigen Verein dieses Namens, der die Grundlagen für ein neues freies Theater in Mannheim schaffen will. Wobei anzumerken ist, dass die Eintragung ins Vereinsregister zuletzt noch nicht offiziell abgeschlossen, Basamum also noch kein „e.V.“ gewesen ist.
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Die physische Anlaufstelle bildet derzeit das Atelier Cool Pool in der Mannheimer Neckarstadt, wo wir die beiden Vereinsvorständinnen Seda Keskinkiliç und Nazlim Saremi, sowie Charlotte Arens, verantwortlich für Netzwerkarbeit, zum Gespräch treffen. Im Cool Pool fand unlängst auch die Basamum-Auftaktveranstaltung statt, bei der die Ausstellung „ich kann mich jetzt als akademiker*in tarnen“ der Fotokünstlerin Asli Özdemir eröffnet und außerdem ein Ausschnitt aus Keskinkiliç’ eigener Hörperformance „Tunnelbau“ präsentiert wurde. Gleichermaßen stellte sich der Verein der Öffentlichkeit vor und startet am selben Abend noch die Basamum-Website.
Kooperation mit dem Kulturamt
Sieben Kunst- und Kulturschaffende stehen als Gründungsmitglieder hinter dem von Keskinkiliç initiierten Vorhaben, das sich den Diskursen zu „Empowerment“, Anti-Rassismus und neuen Arbeitsformen („New Work“) verschrieben hat. Das Projekt stehe in enger Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Mannheim, erzählt Keskinkiliç. Nicole Libnau aus der Sparte der Darstellenden Künste habe Basamum von Anfang an gecoacht. Das Projekt erhielt 2022/2023 zudem den vom Dachverband Kunst und Kultur sowie Capgemini Invent vergebenen Kulturförderpreis, der darin bestanden habe, ein Jahr lang im Entwicklungsprozess mit Coachings begleitet zu werden, so Charlotte Arens.
Das hier mittel- bis langfristig geschaffene, interdisziplinär und intersektional arbeitende Theater solle eines sein, das „mit den Realitäten der Menschen zu tun hat, die dort drin arbeiten“, betont Nazli Saremi. „Und das ist vielleicht die große Chance, etwas von Null aufzubauen.“ An diesem Anfangspunkt sei zunächst „sehr viel Netzwerkarbeit gefragt“, konstatiert Keskinkiliç. Es solle geschaut werden, „Wer ist denn da? Wer braucht eigentlich was?“ Dabei liege „letztendlich unser Focus auf Künstler*innen, die Diskriminierungserfahrungen haben“ – wobei alle Diskriminierungsformen gemeint seien, es gehe mithin um Frauen ebenso wie beispielsweise um queere Kunstschaffende. Es gebe hier vor Ort in diesem Zusammenhang auch sehr viele Gruppen, die aber keinen Zugang zu Räumen oder Fördermöglichkeiten hätten. Und da wolle man in Kontakt treten, zugleich jedoch auch überregional schauen, wen man etwa für Gastspiele einladen könne.
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„In den nächsten Jahren werden wir erst mal dezentral arbeiten und uns im Stadtraum Orte immer wieder aussuchen“, sagt Keskinkiliç. „Aber Ziel ist, einen physischen Ort zu finden.“ Klar ist auch: „Wir wollen auch in Mannheim bleiben“ und die potenziellen Räumlichkeiten würden von Anfang an barrierefrei gedacht werden.
Kein starres Gerüst
Die Homepage diene nicht allein zur Informationsverbreitung, vielmehr gehe es ebenso um Kontaktaufnahme, fügt Saremi hinzu. „Es geht auch nicht nur darum, dass das Basamum Theater Kunst macht“, erklärt sie weiter. „Es geht auch um eine strukturelle Veränderung“ – und in diesem Zusammenhang eben auch um die Möglichkeit von Veränderungen in anderen gesellschaftlichen Kontexten. Die Informationen, die im Zuge des Entwicklungsprozesses gesammelt werden, Fragen und Antworten, die dabei generiert werden, sollen regelmäßig veröffentlicht werden, kündigt die Künstlerin an.
Das klingt in der Tat nicht danach, als würde hier ein Theaterneubau starr eingerüstet. Sondern nach einem offenen Kultur-Ort, der im Austausch mit der Stadt und ihren Menschen leben und weiter wachsen kann.
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