Konzertkritik Pop

Avril Lavigne ohne Stimme in Stuttgart

In der fast ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart begibt sich die Pop-Punk-Sängerin Avril Lavigne auf eine Reise in die 2000er, ist aber gesundheitlich stark angeschlagen

Von 
Lisa Kaufmann
Lesedauer: 
Viele unter den 6000 Fans beim Konzert von Avril Lavigne in Stuttgart waren enttäuscht, dass die Kanadierin kaum singen konnte. Viele ließen sich aber trotzdem mitreißen. © David Needlemann

Stuttgart. Schon zum Start der Show bemerkt man: Avril Lavigne ist immer noch die Alte geblieben. Zu den altbekannten Klängen ihres Covers  von „Bad Reputation“ läuft eine wilde Foto- und Videoshow mit Ausschnitten alter CD-Cover und Musikvideos, während die kanadische Sängerin sich auf ihre Show in der fast ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart vorbereitet. Und bei den letzten Klängen des 80er-Hits von Joan Jett erscheint sie plötzlich mitten auf der Bühne.

Angeschlagene Sängerin bittet Fans um Hilfe

Mit einem ihrer neusten Hits „Bite Me“ will die Pop-Punk-Sängerin gleich voll durchstarten - doch schon bei den ersten Live-Tönen merkt man, dass etwas nicht stimmt. Avril Lavigne, die sich normalerweise durch ihre Gesangsharmonien und rotzig-frechen Auftritte auszeichnet, bekommt kaum einen Ton raus. „Es tut mir so leid, aber ich bin erkältet. Ich wollte das Konzert aber nicht absagen und euch enttäuschen und hoffe ihr helft mir heute beim Singen“, erklärt sie nach dem ersten Song. Leider wird auch im Verlauf des Abends ihre stimmliche Leistung nicht besser.

Setlist

Hauptteil:
Bite Me
What The Hell
Complicated
Happy Ending
I´m A Mess
Wannabe
Hello Kitty
Love Sux
Girlfriend
Love It When You Hate Me
Sk8ter Boi

Zugabe:

Head Above Water
I´m With You
Here´s To Never Growing Up

Doch als sie die Zeilen ihres ersten und wohl größten Hits „Complicated“ anstimmt, scheinen die gesundheitlichen Probleme der Hauptdarstellerin  zumindest für die Fans über 30 nicht mehr wirklich zu zählen. Denn bei dem lauten, einstimmigen Chor der Menge hätte man sowieso nicht viel von der kanadischen Sängerin gehört. Taktik? Vielleicht, da sie sich auch bei „Happy Ending“ sicher auf ihre Fans verlassen kann.

Stimmliche Stärke vor und während der Show

Auf Unterstützung kann die angeschlagene Sängerin auch von der amerikanischen Künstlerin Phem zählen, die Avril Lavigne auf der gesamten Tour als Support-Act begleitet. Schon vor der Hauptshow kann die 27-jährige Alternative-Pop-Sängerin mit Songs wie „Flowers“ und „I Love My Dog“ stimmlich überzeugen. Zusammen heizen sie dem Publikum mit dem Mega-Hit der Spice Girls „Wannabe“ richtig ein, und auch die Band um Schlagzeuger Rodney Howard nimmt bei dem Konzert großen Raum ein.
    
Als die angeschlagene Sängerin „Sk8ter Boi“ anlingen lässt, sind wohl die meisten der 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer komplett in den 00ern angekommen. Doch als das Licht danach ausgeht, verlassen schon zahlreiche Gäste enttäuscht die Arena. Allerdings konnten die verbleibenden Fans nach wenigen Minuten Pause und einem emotionalen Video die Avril Lavigne hören, die man gewohnt ist, mit emotionsgeladenen Gesangseinlagen und lauten und leisen Klängen zu „Head Above Water“ und „I´m With You“.

Und als sie ihren letzten Song „Here´s To Never Growing Up“ performt, versucht sie für ihre Fans alles zu geben - und auch wenn sie nicht ihre volle Leistung zeigen konnte, fühlt man sich zurückversetzt in die Zeiten von zu viel schwarzem Eyeliner, Cargo-Hosen und Nieten-Gürteln, so als wäre man wirklich nie erwachsen geworden.

Redaktion Social Media Editorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen