Es ist ein warmer, langsamer Fluss, der einen auf Helmut Manns jüngstem Album mit auf die Reise nimmt. Gemeinsam mit Hans Reffert an der Gitarre (und den Arrangements) hat der Mannheimer Liedermacher unter dem Titel "Bis ans Ende unserer Zeit" ein vierzehnteiliges Kammerspiel aufgenommen, das einen von der ersten Textzeile an zwar behutsam, aber nicht ohne Nachdruck bei der Hand nimmt. Nicht unbedingt mit dem Ziel, uns im Abendrot in eine bessere Welt zu führen oder romantisch verklärte Tänzchen auf dem Regenbogen zu starten. Auch wenn die Liebe natürlich auch ihre Lieder hier findet. Es geht vielmehr darum, dem Zuhörer die Augen zu öffnen und den Blick auf das zu lenken, was um uns herum geschieht.
Großer Realitätsabgleich
Schon im Album-Opener "La mine d'or" wird der große Realitätsabgleich angestellt und das eigene Leben mit den Kriegen und Machtgeschäften dieser Welt konfrontiert. "Zuckende Blitze stören Deinen Frieden/Nachrichten tropfen in Deinen Sicherheitstrakt", singt Mann zu seinen leisen akustischen Melodiestreifen, während Hans Refferts Gitarre scharf in die Strophen schneidet. Das Zusammenspiel der beiden Musiker ist mal ein spannungsvolles Gewitter, mal ein sanftes Säuseln über den klaren Texten von Helmut Mann.
Mit unbedarftem, fast naivem Tonfall singt Mann (in Liedern wie "Herbstwind") von der Einsamkeit und den Ängsten im Leben, von den Untiefen des Älterwerdens ("Du hast die Sterne verbannt") oder stimmt einen kleinen Lobpreis mit vielen Zwischentönen auf den Alltag an ("Danke Tanke"). Und zum Abschluss gibt es ein Bloomaul-Roadmovie mit der bluesgetränkten Streiffahrt "Taxi Driver" durch die nächtliche Stadt. Ein kritisches, kluges Album, das die Kraft besitzt, nachdenklich zu machen, um danach mit frischem Blick durch die Welt zu gehen. bema
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-auf-sanften-saitenwegen-_arid,550849.html