Kunst

Ansichten einer Klasse für Bildhauer im Quadrat S 4 in Mannheim

Eine Ausstellung der Freien Kunstakademie Mannheim ist derzeit im Quadrat S4 zu sehen. Die Bildhauerklasse der Akademie hat dafür interessante Arbeiten zusammengetragen

Von 
Helgas Köbler-Stählin
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Mannheim. Der „Raum S 4 17“ in Mannheim ist eine 300 Quadratmeter große Halle, die die Abschlussklasse des Bildhauerseminars der Freien Kunstakademie Mannheim (FKAM) aktuell bespielt. Hallenmieter sind jedoch „Naumer Freie Architekten“, die es möglich machen, die Schau während der Geschäftszeit zu besuchen (bitte klingeln). Bevor die Stadt hier mit ihrer Galerie aus- und in den Port 25 einzog, war die Adresse bei Mannheimer Kunstfreunden durchaus bekannt. Jetzt kann man darüber nachdenken, ob man Ansichten von damals bewahrt oder erweitert hat. Denn „Neue AnSichten“ ist das Thema der zehn Kunstschaffenden, die ihre eigene Ausstellung auf zeitgemäße Art konzipiert haben.

Francisco Klinger Carvalho, Dozent der Akademie und Träger des Kunstpreises der Heinrich-Vetter-Stiftung, hat die Studierenden bis dahin begleitet. Und diese beschäftigen sich mit dem Raum, der Zeit, mit wunden Punkten unserer Gesellschaft. Mit deren Gleichgewicht, wie es Björn Kassner mittels einer schweren Eisenschiene zum Ausdruck bringt, die an filigran wirkenden Ketten hängt. Auch hinter Inessa Sieberts „eisernen Vorhängen“ aus Drahtnetzen gibt es Missklang zu hinterfragen. Evelina Klanikova ist mit einer von der Decke hängenden Papierarbeit vertreten.

Transparente Würfel

Ihr „Bird of Prey“ fordert die Erweiterung unserer Grenzen, um Platz für Neues zu schaffen. Für „Renaissance und Moderne“ hat Hans Adolph die „Geburt der Venus“ aus Ton kopiert. Mit welchen Augen betrachten wir Kunst? Wo liegt ihr Wert? Es sind ernsthafte Auseinandersetzungen mit Gegenwart und Zukunft, die die Studierenden bewegen. Anna Siebert ersehnt mit schönen und leichten Würfeln aus Transparentpapier das „Zarte Morgen“.

Und Eva Mangold konfrontiert mit Stoffbahnen und Seilen, die Stabilität oder Bewegung ausloten. Die Belastung der Natur, das Bild des Ozeans, wie es Fabien Stark an Netzen darstellt, veranschaulicht ebenfalls den Zeitgeist. Darauf schaut Gaby Ruß ganz dezent. Ihre Objekte aus Pflanzensamen oder Blättchen vermitteln eindringlich die Zerbrechlichkeit der Schöpfung. Einen weiteren gesellschaftskritischen Blick drückt Hanne Plattner in ihrer Arbeit „Raumdenken“ aus. Ein Schachbrett ist ihre Bühne mit verantwortlichen oder unverantwortlichen Akteuren aus Politik und Bürgerschaft, die sie aus Ton nachgebildet hat. Dass man auch Reales in S 4 neu sehen kann, daran erinnert Cordula Hilgert mit einem Memory, das sie gestaltet hat. Der genaue Blick aufs S-Quadrat ist hier ausdrücklich erwünscht!

S 4, 17. Mo. - Fr. 10 - 18, So. 14 - 17 Uhr. Finissage 4.12, 19 Uhr

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