Nachruf - Der brasilianische Literat Rubem Fonseca ist tot

Als Brutalista der Worte genoss er höchstes Ansehen

Von 
Martina Farmbauer
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© David De La Paz

Es ist dem Werk Rubem Fonsecas anzumerken, dass der Autor in den 1950er Jahren Jura studiert und als Polizeikommissar am Stadtrand von Rio de Janeiro gearbeitet hat. Der beschrieb in seinen Kriminalgeschichten und Romanen die urbane Gewalt und die Ausschweifungen der Außenseiter in einem Ton, der den ersten Herausgeber, dem er seine Geschichten anbot, schockierte. Am Mittwoch ist er wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag in Rio de Janeiro nach einem Herzinfarkt gestorben.

Mit seiner direkten und trockenen Erzählweise schuf der brasilianische Schriftsteller einen Stil, der als Brutalista bezeichnet wurde: als schroff, kantig und roh. Damit gilt Fonseca, der in den 60er Jahren seine erste Erzählsammlung „Os Prisioneiros“ herausbrachte, als Erneuerer der brasilianischen Literatur im 20. Jahrhundert. Fonseca schrieb vor allem Kriminalgeschichten, die er von der reinen Unterhaltung auf ein hohes literarisches Niveau hob, aber auch Romane wie „Agosto“ (übersetzt: „Mord im August“, 1993) und „Vastas emoções e pensamentos imperfeitos“ („Grenzenlose Gefühle, unvollendete Gedanken“, 1988), mit denen er in Deutschland bekannt wurde.

Für sein Werk erhielt Fonseca den höchsten brasilianischen Literaturpreis Jabuti, den Camões-Preis – so etwas wie den Nobelpreis der portugiesischen Sprache –, sowie den Juan Rulfo-Preis, einen der angesehensten Literatur-Preise Lateinamerikas und der Karibik. Bekannt für seine Zurückgezogenheit, lehnte er Interview-Anfragen regelmäßig ab.

Verlust hinterlässt „große Leere“

Dennoch war er eine der großen Persönlichkeiten Rios. Mit Cap und Sonnenbrille verkleidet war Fonseca, der in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minais Gerais geboren wurde und im Alter von sieben Jahren nach Rio kam, bei Spaziergängen im Viertel Leblon zu sehen.

Privat sei „Zé Rubem“, wie seine Freunde ihn nannten, eine unterhaltsame und respektvolle Person gewesen, sagte die Schriftstellerin Nélida Piñon dem Sender „GloboNews“: „Der Verlust von Rubem hinterlässt eine große Leere in Brasilien.“ 

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