Sicherheit - Erste Entscheidungen nach Randale und Ausschreitungen am Pfingstwochenende in Heidelberg

Nach Randale: Heidelberger Neckarwiese nachts gesperrt

Von 
Bernhard Zinke
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Die Polizei wird nach dem Pfingstwochenende auch in den kommenden Tagen intensiv die Neckarwiese und Altstadt kontrollieren. © René Priebe

Heidelberg. Für die Behörden ist der Fall klar: „Das ist Krawalltourismus, der sich da Bahn bricht“, sagt ein Sprecher der Stadt Heidelberg nach einem dramatischen Wochenende. Nicht eine - am Vorabend abgesagte - propalästinensische Demonstration beschäftigte Hundertschaften aus Polizei und kommunalem Ordnungsdienst. Vielmehr hatten sich mehrere Hundert meist junge Menschen über soziale Medien wie Tik-Tok und Instagram ganz offensichtlich nicht nur zum Feiern, sondern auch gezielt zur Randale in Heidelberg verabredet.

Stadt und Polizei haben als erste Konsequenz daraus am Dienstag ein nächtliches Aufenthaltsverbot auf der Neckarwiese beschlossen. Dieses gilt zunächst von Donnerstag, 27. Mai, bis kommenden Montag sowie vom Mittwoch, 2. Juni, bis Montag 7. Juni, in der Zeit von 21 Uhr bis 6 Uhr. Da sich das Verbot an den Schließzeiten für die Gastronomie nach der Corona-Verordnung orientiert, könnte das Aufenthaltsverbot ab der kommenden Woche auch erst ab 22 Uhr gelten, erläutern Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Außerdem wird die Stadt Heidelberg individuelle Aufenthaltsverbote für die Neckarwiese und die Altstadt aussprechen - und zwar für diejenigen, die bei der Randale am Wochenende aufgefallen waren und und deren Personalien bereits aufgenommen wurden.

Das nächtliche Aufenthaltsverbot ist nach Angaben der Stadt nur der erste schnelle Schritt. Falls erforderlich, würden weitere Maßnahmen geprüft, darunter auch ein Alkoholverbot auf der Neckarwiese. „Unsere Botschaft ist ganz klar: Stadt und Polizei dulden keinen Krawalltourismus. Solche Szenen wie am Pfingstwochenende sind inakzeptabel“, sagt Heidelbergs Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson.

Intensive Kontrollen

Der Mannheimer Polizeivizepräsident und aktuelle Behördenleiter Siegfried Kollmar kündigt intensive Kontrollen von starken Polizeikräften an, unter anderem auch von der Bereitschaftspolizei, etwa mit einer Reiterstaffel: „Wir sind uns einig, dass wir konsequent und niederschwellig einschreiten werden, um Verstöße und Straftaten zu verhindern. Sollten dennoch Straftaten begangen werden, werden sie mit aller Härte und Konsequenz verfolgt“, verspricht Kollmar. Die Maßnahmen richteten sich nicht gegen solche, die einfach nur feiern wollen, sondern gegen Krawallmacher und Straftäter, macht der Polizeichef den Unterschied deutlich.

Ein Blick auf die Autokennzeichen hat erkennen lassen, dass die Menschen zum Teil 100 Kilometer weit angereist waren. Bei dem einen oder anderen Beobachter wurden Erinnerungen an die Ausschreitungen und Plünderungen in der Stuttgarter Innenstadt wach, die im Juni des vergangenen Jahres für Entsetzen gesorgt hatten. Zu Plünderungen ist es in Heidelberg zwar nicht gekommen, aber zu Randale und Übergriffen auf Polizei und Kommunalen Ordnungsdienst. Zwei Beamte seien durch Flaschenwürfe verletzt worden, eine Beamtin habe sich den Fuß gebrochen, heißt es am Dienstag aus dem Stuttgarter Innenministerium. Nach den Ausschreitungen hat die Polizei eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.

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„Prolls“ und „wilder Mob“

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verspricht, die Neckarwiese als einen Ort der friedlichen und sicheren Begegnung für alle zu erhalten: „Das lassen wir uns von ein paar Prolls nicht nehmen“, so Strobl. Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, schlägt nach den Ausschreitungen ein Alkoholverbot auf der Neckarwiese vor. „Was wir am Wochenende erlebt haben, war ein wilder Mob, der mit Party und Event wenig zu tun hat“, so Kusterer. Ein Aufenthaltsverbot allein sei nicht die Lösung. „Die Sperrung wird auch nicht den ganzen Sommer gehen.“ Es brauche ein Gesamtkonzept, sagte Kusterer. „Zielführend könnte ein Alkoholverbot und ein konzeptionelles Platzverweisverfahren sein, das dann zum Aufenthaltsverbot mit hohem Ordnungsgeld führt.“ Dazu brauche es eine hohe Präsenz von kommunalem Ordnungsdienst und Polizei.

Zeugen gesucht

  • Nach den Ausschreitungen an Pfingsten ermittelt die Polizei wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Sachbeschädigung.
  • Im Blick haben die Beamten auch die sozialen Medien, wo die Randalierer selbst Videos und Fotos veröffentlicht haben, die aufschlussreiche Hinweise auf die Identitäten der Krawallmacher geben.
  • Wer anonym Videos und Fotos einsenden möchte, kann dies unter der Adresse https://bw.hinweisportal.de tun.
  • Hinweise nimmt die Kripo Heidelberg auch unter der Telefonnummer 0621/ 174 44 44 entgegen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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