Fußball - Ausschreitungen im Carl-Benz-Stadion / 45 Personen verletzt, zehn Festnahmen / Aufstieg zum dritten Mal verpasst

Spielabbruch beim Waldhof: Aus mit Krawall und Randale

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Alexander Müller und Thorsten Hof
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Böller, Raketen und gefährliches Feuerwerk hüllen die Kurve der Waldhof-Fans im Carl-Benz-Stadion in eine dunkle Rauchwolke. © PIX

Mannheim. Nach einem schwarzen Nachmittag muss Fußball-Regionalligist SV Waldhof drakonische Strafen durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) befürchten. Das Relegationsrückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga gegen den KFC Uerdingen wurde gestern beim Stand von 1:2 in der 82. Minute durch Schiedsrichter Florian Ittrich (Hamburg) nach einer 20-minütigen Unterbrechung abgebrochen, nachdem Mannheimer Anhänger unzählige Böller und Pyrotechnik auf das Spielfeld abgefeuert hatten. Schon in der ersten Halbzeit war es im Gästeblock zu Schlägereien mit Leichtverletzten gekommen.

Wie die Polizei am späten Abend mitteilte, kam es auch vor und nach der Partie im Umfeld des Stadions zu Ausschreitungen. Insgesamt sind der Polizei zufolge 45 Personen verletzt worden, darunter sechs Beamte. Zehn mutmaßliche Randalierer seien festgenommen worden. 24 Strafanzeigen, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz, seien gestellt. Nach der Auswertung von Videoaufzeichnungen müsse mit weiteren gerechnet werden.

Die Wertung der Partie steht noch unter Vorbehalt, wie der DFB mitteilte – ein formeller Akt, nach dem das Sportgericht den Uerdinger Aufstieg wohl bestätigen wird. Der SVW ist damit zum dritten Mal in Folge in der Relegation gescheitert. Das Hinspiel hatte der KFC am vergangenen Donnerstag mit 1:0 gewonnen.

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Im Lager des SV Waldhof herrschte nach den Ausschreitungen Fassungslosigkeit. „Das ist für den SV Waldhof in jeder Beziehung ein Riesen-Desaster“, sagte Präsident Klaus-Rüdiger Geschwill: „Sie wollen die besten Fans sein, aber heute haben sie sich abqualifiziert.“ Ein völlig frustrierter SVW-Geschäftsführer Markus Kompp erklärte: „Ich denke gerade nicht an eine mögliche Strafe, sondern daran, dass ein paar Idioten zwei Jahre harte Arbeit zerstört haben. Diese Chaoten gehören definitiv nicht zu Waldhof Mannheim.“

„So etwas noch nie erlebt“

„Ich habe so etwas noch nie erlebt, einen Spielabbruch auf so einer Ebene. Da müssen wir nicht mehr über Fußballkultur sprechen, mit so etwas möchte ich nichts zu tun haben“, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann dieser Zeitung. Zu einem möglichen Strafmaß wollte er sich nicht äußern. Erschüttert über die Vorkommnisse zeigte sich auch Waldhof-Investor Bernd Beetz. „Das geht gar nicht und ist natürlich das Schlimmste, was dem Verein passieren kann, wenn es darum geht, neue Sponsoren zu gewinnen“, betonte der 68-Jährige.

Ebenfalls klare Worte fand Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz: „Die Geschehnisse heute zeigen, dass die Zeit für den Aufstieg auch jenseits des Sportlichen offensichtlich nicht reif war. Der Spielabbruch (. . .) ist der traurige Höhepunkt einer sogenannten ,Fankultur’, die wir endlich überwinden müssen. Die Folgen für den Verein sind heute noch nicht absehbar.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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