Mannheim. Eine interne Untersuchung der Mannheimer Stadtverwaltung hat Fehler im Umgang mit dem Fahrlachtunnel festgestellt. Die Gesamtzuständigkeit für den Tunnel an einer zentralen Stelle habe gefehlt, bedauerte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des 25-seitigen Papiers.
Mehrere Zuständige
Stattdessen waren die Zuständigkeiten für den Tunnel zeitweise auf mehrere Dezernate verteilt. Die bauliche Unterhaltung lag bis 2020 durchgehend beim Baudezernat unter dem damaligen Bürgermeister Lothar Quast (SPD). Auch für die technische Unterhaltung war Quasts Dezernat größtenteils zuständig. Zwischen 2010 und 2016 lag die Zuständigkeit beim Sicherheitsdezernat von Christian Specht (CDU).
Das habe eine „Gesamtaufgabenwahrnehmung“ verhindert - dadurch sei es dann zu den technischen Mängeln und der überraschenden Sperrung im August 2021 gekommen. Der Oberbürgermeister wies aber den Vorwurf zurück, die Stadt habe sich nicht um den Unterhalt des Tunnels gekümmert. Das Bauwerk sei regelmäßig gewartet und modernisiert worden, so Kurz. Aber auch regelmäßige Wartung bewahre nicht davor, dass der Tunnel mit seiner Ausstattung irgendwann nicht mehr den Vorgaben entspreche, die sich im Lauf der Zeit eben auch geändert hätten.
Richtlinie wirft Fragen auf
Der Bericht kommt dem Oberbürgermeister zufolge zu dem Ergebnis, der Tunnel sei 1994 zu den damals geltenden Vorgaben gebaut und vom TÜV auch abgenommen worden. Fragen warf und wirft allerdings eine Tunnelrichtline des Bundes aus dem Jahr 2006 auf, die auf EU-Recht beruht und als Folge von schweren Brandunfällen in Alpen-Tunneln entstanden war. Sie empfahl damals eine Risikoanalyse von Tunneln und explizit auch Brandversuche. Um den Sicherheitsstandard gemäß der Richtlinie zu erreichen, forderte sie gegebenenfalls Nachrüstungen.
Warum wurde die Richtlinie nicht umgesetzt?
Warum diese Richtlinie damals nicht zu grundlegenden Erneuerungen im Fahrlachtunnel geführt hat, begründet die Stadtverwaltung mit einer überraschenden Antwort. Der Fahrlachtunnel sei zu dieser Zeit „zu gut“ ausgestattet gewesen, erklärte Ugurlu Soylu, der städtische Compliance-Beauftragte, der an der internen Untersuchung beteiligt war. Die Verwaltung habe damals keinen Handlungsbedarf gesehen.
Wusste die Leitung nichts?
Oberbürgermeister Kurz erklärte, in der Verwaltung sei zwischen 2006 und 2020 möglicherweise ein „grundlegender Veränderungsbedarf“ im Tunnel erkannt, aber nicht an die Spitze des zuständigen Dezernats weitergegeben worden. Eine Reaktion müsse deshalb auch sein, die Kultur eines offenen Ansprechens von Fehlern innerhalb der Verwaltung zu stärken.
Interessante Aktenordner
Für den Bericht hat die Verwaltung nach eigenen Angaben hunderte Aktenordner ausgewertet. Rund 280 solcher Ordner bildeten die Grundlage für einen Zwischenbericht, der im Januar den Stadträtinnen und Stadträten vorgestellt worden war. Von einem „gesamtorganisatorischen Versagen“ war damals mit Blick auf den Tunnel die Rede. Wie die Stadt am Dienstag bekanntgab, wurden die am Bericht arbeitenden Personen kurz nach dieser Präsentation auf weitere knapp 170 Ordner aufmerksam, die sich im mehrstöckigen Betriebsgebäude des Tunnels befanden. Sie stellten fest, dass darin nicht nur Betriebsgenehmigungen abgeheftet waren, sondern auch wichtige Unterlagen, die Aufschluss geben über den Umgang der Verwaltung mit dem Tunnel. Von einem „gesamtorganisatorischen Versagen“ könne man nach Durchsicht auch dieser Papiere in dieser Absolutheit nun nicht mehr sprechen, sagte Tunnel-Projektleiter Alexandre Hofen-Stein.
Das wurde bei der Notertüchtigung gemacht
Der 1994 gebaute Fahrlachtunnel war 2021 wegen zahlreicher technischer Mängel gesperrt worden: im Juni zunächst jeweils eine Spur pro Richtung, am 3. August schließlich komplett. Unter anderem waren Tunnellüftung und Fluchtwege nicht im erforderlichen Zustand. Die Stadt investierte daraufhin 2,9 Millionen Euro in die Notertüchtigung des Tunnels - es wurde also repariert, was repariert werden muss, um ihn möglichst schnell wieder nutzen zu können.
Unter anderem gibt es in der Mitte des 489 Meter langen Tunnels jetzt eine neue Fluchttür, um über die jeweils andere Röhre sicher ins Freie zu gelangen. Außerdem wurden die Brandmeldeanlage, die Beschilderung und die Lautsprecheranlage erneuert. Darüber hinaus wurde der Tunnel auch mit vier weiteren Lüftern - damit sind es zehn pro Richtung - ausgestattet. Eine ebenfalls installierte Schrankenanlage soll verhindern, dass im Brandfall weitere Autos einfahren.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Eröffnung am Mittwoch
An diesem Mittwoch ab 12 Uhr soll der Fahrlachtunnel wieder für den Verkehr freigegeben werden. Er wird komplett geöffnet. Sowohl Pkw als auch Lastwagen können dann laut Stadtverwaltung wieder beide Spuren in beide Richtungen nutzen. Lediglich Gefahrguttransporte dürfen nicht durch den Tunnel, was aber auch schon vor der Schließung verboten war. Auch wegen Lieferschwierigkeiten war die Öffnung immer wieder verschoben worden.
Generalsanierung geplant
Ab 2026 ist eine Generalsanierung des Tunnels geplant. Sie soll vier Jahre dauern. Ziel ist es laut Stadtverwaltung, während dieser Zeit eine erneute Vollsperrung zu vermeiden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/deutschland-welt_artikel,-thema-des-tages-mannheimer-fahrlachtunnel-stadt-raeumt-fehler-ein-_arid,2082314.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheimer-fahrlachtunnel-oeffnet-um-12-uhr-_arid,2082225.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheimer-fahrlachtunnel-generalsanierung-verzoegert-sich-erneut-_arid,2080929.html