Tausche weiße Lilie gegen Gewaltschutz: Mit diesem Slogan will die Aktion „White Lily Revolution“ auf institutionelle Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Werden Frauen, die diese erlebt haben, dazu aufgerufen, vor den Amtsgerichten und Jugendämtern am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen eine Blume abzulegen.
Institutionelle Gewalt - wieder so ein sperriger Begriff. Dahinter verbergen sich so viele persönliche Leidenswege. Sichtbar werden sie, wenn man auf Frauen trifft, die Gewalt erlebt haben - und bereit sind, darüber zu sprechen. Das Erschreckende daran: Die Erfahrungsberichte wie der unserer anonymen Autorin gleichen sich. So berichten Frauen, die es geschafft haben, sich aus den Fängen ihres Partners zu befreien, dass ihr Leidensweg mit dem Ende der Beziehung nicht aufhört, sondern weitergeht. Wer mit Expertinnen spricht, die etwa im Fraueninformationszentrum täglich solche Frauen beraten, erfährt: Seit Jahren steigen die Fallzahlen, gibt es zu wenig Personal für immer mehr Betroffene.
Längst suchen auch nicht mehr nur verprügelte Frauen Hilfe. Vielmehr sind es Frauen, die psychische Gewalt von ihren Männern erfahren. Sie werden unter Druck gesetzt, manipuliert, bedroht, kontrolliert. Sind Kinder im Spiel, drohen die Väter damit, ihre Ex-Partnerin als bindungsunfähig darzustellen und so das Sorgerecht zu erhalten. Dabei sollten diese Drohungen Müttern nichts anhaben können, dank der sogenannten Istanbul-Konvention. Die schafft verbindliche Rechtsnormen, die die Rechte solcher Frauen schützen sollen. Das Problem: In der Realität scheint die bei Gerichten, bei der Polizei, in der Politik oder bei Ämtern nicht allzu präsent.
Nachgefragt beim Mannheimer Amtsgericht liege das Augenmerk aber sehr wohl darauf, würden die Familienrichter das Thema sehr ernst nehmen, so ein Sprecher. Derweil zeigen wissenschaftliche Studien bundesweit: Im Gerichtssaal werden vielfach nicht nur Recht und Unrecht verhandelt. Sondern auch oft (unbewusst) die Rechte der Frau. Das berichten Betroffene und bemängeln: Sie haben kaum mehr Kraft, sich oft unsensiblen Fragen der Strafverfolgungsbehörden zu stellen, um Erlebtes zu beweisen. Sollten hier nicht die Angeklagten viel stärker in den Fokus? Ist es nicht die Aufgabe der Institutionen, Opfer zu schützen, statt sie zu diskriminieren oder anzuzweifeln? Schließlich ist es doch die Justiz, die Frauen ein neues, gewaltfreies Leben ermöglichen kann. Ob mit weißen Lilien oder anders - daran kann man nicht oft genug erinnern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Darum sind Frauenrechte unverhandelbar!
Lilien und Leidenswege: Im Gerichtsaal wird oft auch (unbewusst) über die Rechte der Frau verhandelt. Dabei sollten die unverhandelbar sein. Gerade die Justiz kann gepeinigten Frauen ein neues Leben ermöglichen, findet Lisa Wazulin