Kommentar Chemieunfall in Mannheim: Warnungen ernst nehmen!

Der Vorfall im Hafen zeigt: Amtliche Warnungen kommen zu zögerlich und werden oft nicht ernst genommen. Das muss sich rasch ändern, meint Bernhard Zinke

Veröffentlicht
Kommentar von
Bernhard Zinke
Lesedauer

Eine Giftwolke, die 150 Meter weit in die Luft steigt, 17 verletzte Polizeibeamte und eine Feuerwehr, die auch fast 24 Stunden nach der Alarmierung vor allem damit beschäftigt ist, den Container mit den undichten Fässern zu kühlen, ein Megastau, der die beiden Großstädte lähmt, dazu Warnungen, die Fenster auch am Tag danach noch geschlossen zu halten: Die Region hat sechs Jahre nach der Katastrophe bei der BASF im Landeshafen Nord die nächste Großschadenslage zu bewältigen.

Weil die Lage rund um den Container zumindest am Mittwoch noch keineswegs unter Kontrolle war, ist es viel zu früh, über Ursachen, ein mögliches Versagen von Sicherheitssystemen und daraus folgende Konsequenzen für die Zukunft zu spekulieren. Es sei nur noch einmal an dieser Stelle in aller Deutlichkeit gesagt, dass die Bürgerinnen und Bürger im Kernbereich der Metropolregion immer und jederzeit mit einer solchen Lage rechnen müssen – selbst bei den höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Nicht umsonst hat Ludwigshafen die Umschreibung Chemiestadt, und das nicht nur wegen der BASF. Auch im Industriepark Süd gibt es genug Unternehmen, die – sorgfältig und unter höchsten Sicherheitsstandards – mit jeder Menge Gefahrstoffen hantieren. Auch in Mannheim produzieren oder verarbeiten Unternehmen Stoffe, die streng kontrolliert werden müssen. Da kann es keine Überraschung sein, dass solche Gefahrstoffe in den Häfen von Mannheim und Ludwigshafen umgeschlagen werden. Bekanntermaßen ist dies der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands.

Mehr zum Thema

Gefahrgutaustritt

Reaktionen zum Chemieunfall im Mannheimer Hafen: Zwischen Sirenen und Sorglosigkeit

Veröffentlicht
Von
J. Prior, C. Maisch-Bischof, S. Koch, L. Wazulin
Mehr erfahren
Die aktuelle Lage im Ticker

Chemieunfall im Mannheimer Hafen: Bergung der Fässer beendet

Veröffentlicht
Von
Tanja Munsch, Julius Prior, Anna Suckow, Sophia Gehr,Till Börner
Mehr erfahren
Chemieunfall im Hafen

So bewertet Mannheim den ersten Einsatz des neuen Warnsystems

Veröffentlicht
Von
Till Börner
Mehr erfahren

Dass es so selten zu einer Großschadenslage kommt, ist sicher den hohen Sicherheitsstandards zu verdanken. Wenn dann allerdings ein Gefahrstoff in dieser Dimension austritt, dann sollten sich alle Bürgerinnen und Bürger der Gefahren sehr bewusst sein. Erstaunlich genug, dass sich am Dienstag auch Stunden nach der ersten Alarmierung und nach den Meldungen der Warndienste Nina und Katwarn Menschen unbekümmert auf der Neckarwiese in Mannheim getummelt haben. Offensichtlich hat da kaum jemand etwas mitbekommen. Und wenn doch, dann hat er oder sie die Warnung nicht ernst genommen.

In diesem Zusammenhang wird einmal mehr deutlich, wie wichtig das öffentliche Warnsystem mit Sirenen tatsächlich ist. Dass es damit nicht allzu weit her ist, hat schon der Warntag 2020 offengelegt. Am Dienstag gab es den Lackmustest unter Realbedingungen – mit einem Sirenenalarm, der keine Minute dauerte.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen