Gefahrgutaustritt

So bewertet Mannheim den ersten Einsatz des neuen Warnsystems

Der erste Bürgermeister Specht spricht über den erstmaligen Gebrauch des neu geschaffenen Alarmnetzes. Und verrät, wo die Stadt nachschärfen will

Von 
Till Börner
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Sirenenalarm war am Dienstagabend in Teilen Mannheims zu hören. © dpa

Mannheim. Eigentlich hätte der Container in die Türkei geliefert werden sollen. Doch für die rund 200 Tonnen Hydrosulfit ist die Reise bereits nach wenigen Kilometern beendet. Bei der BASF wird der Stoff, der in der Textilindustrie zum Einsatz kommt, hergestellt. Im Mannheimer Mühlauhafen sollte er verladen werden. Aus bisher noch ungeklärter Ursache kommt es am Dienstagnachmittag zum Gefahrengutaustritt.

„Hydrosulfit ist reaktiv und kann sich selbst entzünden. Daher ist es auch als Gefahrstoff klassifiziert“, erklärte Linda von der Bussche am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Die Leiterin der Abteilung Umwelt & Arbeitssicherheit bei der BASF betonte, dass der Stoff als handhabbare Substanz gelte.

Dass mindestens eines der 200 Fässer undicht ist, löst am Dienstag Großalarm in der Quadratestadt aus. Eine helle Rauchsäule steigt über dem Mühlauhafen hoch in den Himmel. In den Stadtteilen Jungbusch, Innenstadt sowie Neckarstadt-West kann es zu Geruchsbelästigungen kommen. So schätzen Stadt und Sicherheitskräfte die Lage ein.

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Um die Bevölkerung davor zu warnen, entscheidet sich der in Krisensituationen zusammen kommende Verwaltungsstab, Sirenen-Alarm auszulösen. Eine Premiere. Noch nie zuvor war das in den vergangenen Jahren neu geschaffene System in Ernstfällen zum Einsatz gekommen.

Alte Geräte abgebaut

„Es ist das massivste Mittel, das wir haben“, sagt Christian Specht einen Tag später. Mannheims Erster Bürgermeister blickte am Dienstag im Rahmen der Pressekonferenz auf den erstmaligen Gebrauch des engmaschigen Sirenennetzes zurück – und zeigte sich mit dem Einsatz zufrieden. „Es war gut zu hören. Sogar in manchen Stadtteilen, die eigentlich gar nicht betroffen waren“, so Specht. Denn, und das machte der auch für Sicherheit und Ordnung zuständige Dezernent klar, „es sollte nicht die ganze Stadt in Aufruhr versetzt“ werden. Die Warnung sei lediglich für die Menschen in den betroffenen Stadtteilen gewesen.

„Da muss man vielleicht noch etwas nachschärfen“, räumte Specht ein, um in Zukunft noch zielgenauer warnen zu können. Bereits während des Kalten Kriegs gab es in Mannheim – wie in vielen anderen westdeutschen Städten – ein Sirenennetz. In den 90er-Jahren wurden die alten Geräte des Bundes dann abmontiert.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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