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Welche Drogen in Mannheim aktuell im Umlauf sind

Von Crack bis Lachgas – welche Drogen sind in Mannheim im Umlauf? Und welche Auswirkungen hat das auf den Alltag in der Stadt? Darum geht es im Podcast "Mensch Mannheim". Zu Gast ist Philip Gerber vom Drogenverein.

Von 
Timo Schmidhuber
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Mannheim. Kokain und das extrem schnell abhängig machende Crack - mit Backpulver aufbereitetes Kokain - sind Drogen, die wie im Bundesgebiet auch in Mannheim aktuell auf dem Vormarsch sind. Das berichtet Philip Gerber, seit zehn Jahren Geschäftsführer des Mannheimer Drogenvereins, in der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“. Der zum großen Teil von der Stadt finanzierte Verein kümmert sich um Menschen, die von illegalen Substanzen abhängig sind, und um deren Angehörige.

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Im Gespräch mit Timo Schmidhuber, dem stellvertretenden Leiter der Mannheim-Redaktion, erklärt der 51-Jährige außerdem, wie er die von der Ampel-Koalition beschlossene Teil-Freigabe von Cannabis und die Drogen-Situation am Alten Meßplatz einschätzt. Er führt zudem aus, wie sich die zunehmend leeren öffentlichen Kassen auf die Sozialarbeit auswirken. Denn Gerber ist auch Vorstandsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Mannheim, einem Dachverband von rund 50 Sozial- und Bildungsorganisationen.

Rund 300 Konsumenten von Crack und Kokain

Aus seiner Arbeit beim Drogenverein weiß der Diplom-Sozialarbeiter von rund 300 Crack- und Kokain-Konsumenten in der Stadt. Wegen der aufputschenden Wirkung dieser Rauschmittel seien diese Personen auch „wahrnehmbarer für die Außenwelt“, verbunden mit einem „höheren Ängstigungspotenzial“ für Passanten. Gerade Crack sorge zudem auch für eine Verwahrlosung der Betroffenen. Ganz aktuell nennt Gerber auch die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr in Mannheim: Stand Dezember waren es neun Männer und Frauen, die direkt an den Folgen der Einnahme gestorben sind. Mit Blick auf die vergangenen Jahre liegt diese Zahl auf einem mittleren Level. Mit fünf Opfern hatte es 2023 einen historischen Tiefstand gegeben - in den beiden Jahren davor waren es jeweils 13 Opfer.

Im Studio: Philip Gerber (l.) und Timo Schmidhuber. © Michael Krumpe

Im Podcast erklärt der Drogenverein-Geschäftsführer auch, inwieweit der Konsum von Lachgas im Moment noch eine Rolle in Mannheim spielt. Das berauschende Gas, das in Kartuschen eigentlich zum Sahneschäumen und zum Ballons-Aufblasen verkauft wird, war vor rund einem Jahr ein großes Thema.

Was der Drogenverein-Leiter vom Cannabis-Gesetz hält

Stetig angestiegen ist zuletzt der Konsum von Cannabis. Die jetzt geltende Teil-Freigabe bewertet Gerber differenziert. „Das Gesetz ist grundsätzlich gut, aber die Umsetzung hätten wir uns anders gewünscht.“ Seit April erlaubt die neue Regelung unter bestimmten Voraussetzungen den Besitz und den Anbau von Cannabis sowie das Kiffen in der Öffentlichkeit. Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm bei sich haben und zuhause bis zu drei Cannabispflanzen nutzen. Und Cannabis-Clubs können an Mitglieder bis zu 50 Gramm pro Monat abgeben. Der Cannabis Social Club Grüne Liebe Rhein-Neckar auf der Rheinau gehört zu den zwei ersten Anbauvereinigungen im Land, die kürzlich eine Genehmigung bekommen haben.

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Der Drogenverein-Geschäftsführer findet es gut, dass Cannabis-Konsumenten durch das neue Gesetz „entkriminalisiert“ würden. Er hätte sich aber gewünscht, dass ausschließlich der Staat über lizenzierte Geschäfte das Marihuana abgibt - was an EU-Recht gescheitert ist. Mit der jetzigen Lösung werde es weiterhin einen Schwarzmarkt geben, kritisiert Gerber. Außerdem erfordere sie einen extremen Regelungsbedarf. Dennoch: „Man muss es jetzt mal wirklich neu ausprobieren, weil die alte Politik gescheitert ist.“

Wird das Konzept für den Alten Meßplatz Mannheim die Probleme lösen?

Der Konsum von Cannabis und auch von härteren Drogen wie Amphetamin sowie rivalisierende Dealergruppen hatten im Sommer im südlichen Bereich des Alten Meßplatzes für viel Ärger gesorgt. Die Stadtverwaltung möchte, dass das in diesem Jahr anders wird. Sie will deshalb mit allen Beteiligten möglichst schnell ein Zwischennutzungskonzept auf die Beine stellen und prüft, ob der Konsum von Cannabis dort untersagt werden kann (wir berichteten). Gerber begrüßt das, schränkt aber ein: „Das ist ein Lösungsansatz, um das am Alten Meßplatz regulieren zu können.“ Erfahrungsgemäß werde sich die Szene aber einfach an eine andere Stelle verlagern.

Wie geht Sozialarbeit in Mannheim in Zeiten knapper Kassen?

Was die Finanzierung der Sozialarbeit angeht, freut sich das Vorstandsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes angesichts der schwierigen Haushaltslage zunächst einmal, dass die Stadt ihre Zuschüsse an die Träger nicht gekürzt hat. „Gemessen an anderen Kommunen und Bundesländern ist es eine positive Nachricht.“ Aber natürlich bedeute eine Stagnation der Zuschüsse de facto eine Kürzung, weil ja auch die Sozialträger steigende Kosten hätten. Langfristig, so Gerber, bestehe die Gefahr, dass weniger Leistungen angeboten würden. „Wenn eine Versorgungsstruktur einmal weg ist, ist die nicht mit einem Tag wieder aufgebaut.“

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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