Mannheim. Er ist als sehr zurückhaltend in Erinnerung: Peter Engelhorn. Am Sonntag würde der Urenkel des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn 100 Jahre alt. Obwohl Mannheim ihm und seiner Frau seit einem Jahr einen Museumsneubau als Teil der Reiss-Engelhorn-Museen verdankt, ist er kaum bekannt und in der Öffentlichkeit auch selten aufgetreten.
In Mannheim geboren, starb er im Dezember 1991 im schweizerischen Montreux. Sein umfangreicher Nachlass wird im Friedrich-Engelhorn-Archiv in der Werderstraße verwahrt, wo er und seine Frau lange Jahre gelebt haben, ehe sie nach Lützelsachsen und dann an den Genfer See in die Schweiz zogen.
Ins Rampenlicht wollte er nie - im Gegensatz zu manchen anderen Vertretern der weit verzweigten Familie war Peter Engelhorn ein eher scheuer, feiner, ja feinsinniger Mann mit großer Liebe zur Kunst und Interesse an Wissenschaft, aber wenig Hang zur Selbstdarstellung.
Mitgründer des Fördererkreises
Im Zweiten Weltkrieg hatte er als Soldat dienen müssen, war in russische Kriegsgefangenschaft geraten und dort lange festgehalten worden. Nach dem Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule Aachen arbeitete er 1953 für die Dynamidon-Werke Engelhorn & Co. GmbH. Sie stellte auf dem Waldhof feuerfeste Industriekeramik her und war eine Schwesterfirma der - damals familieneigenen - Boehringer-Mannheim-Gruppe. Geführt wurde Boehringer über 30 Jahre lang von seinem Cousin Curt Engelhorn. Peter Engelhorn rückte 1959 an die Spitze des Aufsichtsrats, wurde aber nie so sehr mit der Firma identifiziert wie sein im operativen Geschäft tätiger Cousin und übernahm 1969 zudem den Vorsitz des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) Baden.
1997 verkauften die vier Linien der Familie Engelhorn das Unternehmen für 19 Milliarden D-Mark an den Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Das erfolgte weitgehend steuerfrei, da es abgewickelt wurde über die Corange Ltd., eine Holding auf den Bermudas. An der war auch Peter Engelhorns Witwe beteiligt, die aus Österreich kommende Verlagsbuchhändlerin und Lektorin Gertraud „Traudl“ Engelhorn-Vechiatto.
Bei der Gründung des Fördererkreises für die Reiss-Engelhorn-Museen 1968 war Peter Engelhorn eines der Gründungsmitglieder. Aber dann engagierten er und seine Frau sich eher in aller Stille für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Das entsprach auch ganz seinem persönlichen Interesse, wandte er sich doch der Biologie und der Veraltenforschung zu, war befreundet mit dem Medizin-Nobelpreisträger Konrad Lorenz. Stipendien und die Unterstützung der Forschung in den Bereichen Biotechnologie, Lebenswissenschaften und Gentechnik waren auch Ziel der Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung mit Sitz in Weilheim in Oberbayern, die seine Witwe 1993 ins Leben rief. Auch in Mannheim half sie mal da und mal dort - großzügig, aber meistens sehr diskret.
Öffentlich wahrnehmbar war meist nur das jährliche Konzert vom Verein PE-Förderungen, den Peter Engelhorn noch kurz vor seinem Tod 1991 gegründet hatte, um begabten Musikstudenten Stipendien zu zahlen oder ihnen wertvolle Instrumente zur Verfügung zu stellen. Der Verein wird von Angelika Milos-Engelhorn, der ältesten der vier Töchter, geleitet.
Neues Museum ermöglicht
Vor ein paar Jahren wurde der Name Peter Engelhorn dann aber öfter genannt. 2012 errichtete seine Witwe eine neue Stiftung für die Reiss-Engelhorn-Museen, die „Brombeeren-Stiftung“, und stattete diese mit 20 Millionen Euro aus. 2017 sagte Traudl Engelhorn-Vechiatto zudem zu, über das bisherige Stiftungskapital hinaus einen zweistelligen Millionenbetrag für einen Museumsneubau zur Verfügung zu stellen. Dazu entstand direkt neben dem schon dem Museum gehörenden Bassermann-Haus in C 4,12 ein Neubau mit repräsentativer, kunstvoll gestalteter Glasfassade am Eingang zum Toulonplatz hin. Die neuen Flächen dienen der Ausstellung von Glasskulpturen, die Peter und Traudl Engelhorn sammelten, sowie wechselnden Fotoschauen.
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