Mannheim. Das Fest der Liebe rückt näher, doch leider sind in der Adventszeit nicht nur Weihnachtsmänner, sondern auch Kriminelle unterwegs. Ihr Spezialgebiet: Trickbetrug am Geldautomaten. „Gerade jetzt vor Weihnachten schlagen sie gezielt zu, weil die Leute mehr Geld für größere Geschenke abheben. Man fühlt sich gut und denkt nicht daran, dass es auch Menschen gibt, die einem schaden wollen“, sagt Jérôme Emler, der bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord das IT- und Sicherheitsmanagement leitet.
Trickbetrug am Geldautomaten: Dreistes Ablenkungsmanöver
Emler verweist darauf, dass auch die Sparkassen Heidelberg und Vorderpfalz über eine Zunahme der Fallzahlen berichten. „Dabei handelt es sich teilweise um die selben Täter, das sieht man schon an ihrer Kleidung“, sagt er, denn es gibt entsprechende Videoaufzeichnungen. Keine Sorge, die Gesichter sind aus datenschutzrechtlichen Gründen unkenntlich gemacht worden. Und natürlich ist davon auszugehen, dass die Betrüger nicht nur bei den Sparkassen ihre Masche anwenden.
„Die Täter schauen ihren Opfern über die Schulter, spähen die PIN aus, stehlen die Karte, heben das Geld ab und lenken dabei die Kundin oder den Kunden ab, indem sie einen Geldschein auf den Boden werfen. Das ähnelt einer früheren Methode, da schmierte der Betrüger Senf auf die Tasche oder die Jacke und hat dann das Portemonnaie gestohlen“, erklärt Emler.
So läuft der Trickbetrug am Geldautomaten ab - die Masche der Betrüger
Doch wie läuft der Betrug genau ab? Das Bildmaterial zeigt, dass die Betrüger meistens zu zweit oder zu dritt ihrem kriminellen Handwerk nachgehen. In der Filiale Schwetzingerstadt in Mannheim manipuliert ein Duo den Geldautomaten, indem es die Seitenteile des PIN-Eingabeschutzes abschneidet. Täter A und Täter B bringen sich dann in Stellung, schauen der Kundin, die Geld abhebt, über die Schulter und spähen die Geheimzahl aus.
Ohne die Karte ist diese aber nutzlos. Deshalb die Masche mit dem Geldschein. Täter A holt ihn aus der Tasche, das Duo wartet auf die Kartenausgabe. Täter A wirft den Schein auf den Boden und fragt die Kundin, ob das ihr Geld sei. Täter B lauert schon, denn er will die Karte abgreifen. Die Kundin bückt sich und hebt den Schein auf. Täter B nimmt die Karte und steckt eine bereits verwendete in den Geldautomaten. Die Kundin ist irritiert, sagt, das sei nicht ihr Geld. Die Kriminellen meinen, sie solle es doch in der Filiale abgeben.
Täter B weist die Kundin darauf hin, dass ihre Karte noch im Geldautomaten steckt. Die Kundin nimmt sie und geht in die Filiale und gibt den Schein ab. Täter B hebt mit der erbeuteten Karte den Maximalbetrag ab. Er schaut, ob die Kundin etwas gemerkt hat. Dann holt er noch die Kontoauszüge und weiß, wie viel Geld auf dem Konto drauf ist. Und selbst wenn es mit dem Ausspähen der PIN mal nicht klappt, können die Kriminellen die Karte zumindest dort einsetzen, wo keine PIN-Eingabe erforderlich ist.

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Verfolgt bis in die Tiefgarage: So dreist gehen die Betrüger vor
„Die Videoaufnahmen in der Filiale Hirschberg zeigen, dass es die selben Täter sind, die dort einen niedrigen vierstelligen Betrag erbeuteten. Leider ist es der Polizei noch nicht gelungen, sie zu erwischen“, bedauert Emler, der darauf hinweist, dass die Sparkasse in der Vorweihnachtszeit zusätzliche Sicherheitskräfte am „Hotspot“ Paradeplatz in der Mannheimer Innenstadt einsetzt. Außerdem gibt es an den Geldautomaten digitale Warnhinweise vor dem Abhebevorgang. Und alle Geldautomaten haben einen PIN-Eingabeschutz. Wenn die Sparkasse feststellt, dass sie manipuliert wurden, nimmt sie diese bis zur Instandsetzung außer Betrieb. Und natürlich werden die betroffenen Kunden informiert und die Karten gesperrt. „Wenn der Trickbetrug in unseren Geschäftsräumen stattfindet und kein Kundenverschulden vorliegt, erstatten wir in der Regel den Betrag“, sagt Emler.
Emler hat für seine Präsentation noch einen anderen Fall mitgebracht, der zeigt, wie dreist die Trickbetrüger vorgehen. Diesmal hebt die Kundin Geld am Schalter der Filiale Paradeplatz ab. Täter A sucht sich sie als Opfer aus und telefoniert mit Täterin C, die vor dem Gebäude wartet. Die Kundin verlässt die Sparkasse und läuft zum Parkhaus. Täter A und B verfolgen sie bis ins Parkhaus. Die Kundin steigt in ihr Auto. Täterin C lässt Geldscheine fallen, um die Frau im Wagen abzulenken. Täter A zieht sich Handschuhe an, macht sich klein, geht auf der Beifahrertür in Stellung und wartet, bis die Kundin ausgestiegen ist. Täterin C und Täter B verwickeln die Kundin in ein Gespräch. Täter A öffnet die Beifahrertür und stiehlt die Handtasche. Er wartet, bis ihm Täter A Zeichen gibt, wann er wieder hinter dem Auto hervorkommen kann. Das Trio macht sich aus dem Staub.
Täter wurden noch nicht erwischt
„Man sollte nie davon ausgehen, dass man nicht selbst Opfer eines Trickbetrugs werden kann“, empfiehlt Emler. Klar ist auch, dass man sich nicht ablenken lassen und bei der Eingabe der PIN auf die direkte Umgebung achten soll. Weitere Empfehlung an die Kundinnen und Kunden: Abschirmen der PIN-Eingabe mit den Händen. Und noch ein Tipp: An vielen Geldautomaten gibt es einen digitalen Kartenleser, dann braucht man die Karte nicht einschieben. „Die Geschädigten sollten jeden Betrug sofort anzeigen, damit die Täter längere Zeit hinter Gitter kommen“, sagt Emler. Aber erst muss sie die Polizei erwischen. Das hat noch nicht geklappt.
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