Bildung

DHBW Mannheim zum Semesterstart: „Müssen in Informatik bei Null beginnen“

Die Duale Hochschule startet in Mannheim mit mehr als 5700 Studentinnen und Studenten ins Semester. Das Rektorat beobachtet bei Erstsemestern aber Kompetenzrückgänge - vor allem in Informatik. Dafür gibt es Gründe

Von 
Sebastian Koch
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2284 Menschen haben an der Dualen Hochschule Mannheim in diesem Semester ihr Studium begonnen. © DHBW Mannheim

Mannheim. Eine wachsende Zahl an Studentinnen und Studenten bei gleichbleibend sehr eng bemessenen Raumkapazitäten - und nach wie vor Kompetenzlücken in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) bei Erstsemestern. In etwa so lässt sich die Ausgangslage zusammenfassen, die der Rektor der Dualen Hochschule in Mannheim (DHBW), Georg Nagler, gemeinsam mit den Prorektoren Jörg Baumgart und Claus Mühlhan zum Start ins Semester vorfindet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie viele Menschen studieren in Mannheim dual?

Nach eigenen Angaben studieren 5719 Menschen an der DHBW. 2284 davon im ersten Semester - sieben Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Studentinnen und Studenten insgesamt hat sich im Vergleich zu den 5528 im vergangenem Oktober etwas erhöht. Damit ist die DHBW, gemessen an der Zahl der Studenten und Studentinnen, nach der Universität die größte Studieneinrichtung in der Stadt. Laut DHBW verbleiben 82,1 Prozent der Absolventinnen und Absolventen auf dem Arbeitsmarkt (zuvor 84,5), 3,8 Prozent suchen nach dem Abschluss eine Stelle (zuvor 3,9).

Bietet die DHBW in diesem Jahr neue Studiengänge an?

Ja. Unter anderem in der Fakultät Wirtschaft gibt es seit diesem Semester den Studiengang Data Science und Künstliche Intelligenz, den 74 Studenten und Studentinnen belegen. „Dass wir aus dem Stand heraus zwei Studiengruppen füllen können, zeigt, dass wir hier sehr bedarfsgerecht ausbilden“, sagt Nagler.

Zuletzt kritisierte das Rektorat fehlende Kenntnisse in MINT-Fächern, die Abiturientinnen und Abiturienten ins Studium mitbringen. Hat sich das verbessert?

Nicht wirklich. Besonders in Informatik sind die Voraussetzungen schwierig. Man müsse prinzipiell davon ausgehen, dass keine Vorkenntnisse vorlägen - auch weil die etwa in Baden-Württemberg nicht abiturrelevant seien, kritisiert Nagler. „Wir müssen das Informatikstudium bei Null beginnen, um allen die gleichen Chancen einzuräumen.“ Für eine digitale Industrienation sei das ein großer Nachteil. „Da wünschen wir uns eine Verbesserung.“

Auch in anderen naturwissenschaftlichen Fächern sei ein Rückgang an Kompetenzen nach dem Abitur spürbar. „Wir müssen akzeptieren, dass Mathematikkenntnisse nicht mehr auf dem Niveau sind, wie wir es uns wünschen“, erklärt Baumgart. Zudem sei das prinzipielle Leistungsniveau in der Breite zurückgegangen, sagt Mühlhan. „Darüber zu klagen hilft nicht. Wir müssen uns auf die Generation einstellen und brauchen ein besseres Verständnis für die Generation Z.“ Es gebe nach wie vor aber auch Bestleistungen, erklärt Baumgart. „Die Spitze ist heute immer noch so gut wie auch schon vor zehn Jahren.“

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Seit geraumer Zeit klagen Immatrikulierte und das Rektorat über Platzmangel. Nun gibt es in diesem Semester wieder mehr Studierende. Sind auf absehbare Zeit denn neue Gebäude in Sicht, die die DHBW nutzen kann?

Das ist nicht ganz klar - und liegt letztlich auch nicht in der Verantwortung des Rektorats. Zwar gibt es durch bürokratische Umstrukturierungen der Zuständigkeiten der Landesministerien Chancen auf zusätzliche Budgets, um eventuelle Neuanmietungen vorzunehmen. Das aber klingt im Pressegespräch doch noch eher vage. Der Bedarf jedenfalls ist dem Land bekannt. „Wir müssen uns aber nach der Haushaltslage richten“, sagt Nagler. Die Auslastung der Gebäude ist immens. „Wir sind relativ nahe an unseren Kapazitätsgrenzen angelangt“, erklärt Baumgart auf Nachfrage. „Das muss man so deutlich sagen.“

Die Studierendenvertretung kritisiert, die DHBW arbeite in Mannheim im Lehrbetrieb nicht nachhaltig. Hat sich das verändert?

In Gesprächen mit Studentinnen und Studenten, auch außerhalb der offiziellen Vertretung, ist die Kritik in den Tagen vor dem Pressegespräch mit dem Rektorat immer noch zu hören - oft auch verbunden mit der Raumproblematik. Vielleicht auch mit Blick auf die alten und kaum energetisch gebauten Gebäude erneuert Nagler im Gespräch seine Auffassung, eine Hochschule müsse nicht unbedingt im Lehrbetrieb nachhaltig arbeiten, sondern Menschen zum nachhaltigen Denken ausbilden, damit die nach ihren Abschluss mit ihren Kenntnissen die Wirtschaft nachhaltig gestalten können. „Wenn das gelingt, haben wir unseren Nachhaltigkeitsauftrag als Hochschule bestmöglich erfüllt.“ Unter Studentinnen und Studenten stößt dieser Ansatz auch auf Kritik.

An der DHBW Mosbach wird unter anderem nachhaltiges Management gelehrt. Warum ist „Sustainable Management“ in Mannheim nicht auf dem Lehrplan?

Laut Nagler beobachtet das Rektorat das Pilotprojekt in Mosbach. „Wir hören natürlich auch in Mannheim die Botschaften.“ Das Problem: Laut Rektorat stoßen Überlegungen, einen Studiengang auch in Mannheim anzubieten, bei dualen Partnern noch auf Zurückhaltung. Um dual zu studieren, benötigen Studentinnen und Studenten einen Ausbildungspartner. Mittelfristig würden Unternehmen Absolventinnen und Absolventen aus diesem Studiengang zwar benötigen, erklärt Baumgart. Die Menge sei aber noch überschaubar, weil wenige Stellen auf Jahre hinaus besetzt würden. „Es geht um die Frage, ob wir jedes Jahr einen Kurs mit etwa 30 Studierenden voll bekommen“, sagt der Prorektor. „Das sehen die dualen Partner kritisch.“ Man beobachte die Situation aber weiter. „Die Nachfrage der Studierenden bei diesem Thema ist im Moment noch größer als die Nachfrage der Firmen.“ Nagler verweist darauf, dass nachhaltiges Management ein Schwerpunkt im Studiengang International Business sei.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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