Gemeinderat

Das hat die Stadt Mannheim mit dem Süden von Spinelli vor

Nach der Bundesgartenschau gibt es in Mannheim ganz unterschiedliche Wünsche, wie es mit dem Spinelli-Gelände weitergehen soll. Für den Süden hat die Stadtverwaltung indes schon sehr konkrete Pläne

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Steffen Mack
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Diese Computeranimation zeigt, wie das Hauptgebäude des auf Spinelli geplanten Grünhofs aussehen soll. Dahinter befinden sich dann noch tiefer liegende Betriebsgebäude. © Stadt

Mannheim. In einer Hinsicht hat Christian Specht nun quasi die Zeit zurückgedreht. Anders als in den vergangenen knapp vier Jahren widmet sich der Gemeinderat jetzt direkt den anstehenden Tagesordnungspunkten. Der seit Pandemiegebinn übliche, anfängliche Bericht zur aktuellen Lage – lange zu Corona, später zu Ukraine-Flüchtlingen – entfällt.

Dem Tempo kommt das zugute. Im Gegensatz zum Einstand des neuen Oberbürgermeisters – vor allem im Hauptausschuss, wo nach Spechts einleitenden Sätzen fast eine Stunde über die steigenden Flüchtlingszahlen diskutiert wurde – geht es diesmal zügig voran. In nicht mal einer halben Stunde sind die ersten acht Tagesordnungspunkte erledigt. Die Beschlüsse ergehen größtenteils einstimmig, die Bandbreite reicht von Gremien-Neubesetzungen über höhere Entschädigungen für Ehrenamtliche bei der Freiwilligen Feuerwehr bis zu Finanzhilfen für Kultureinrichtungen.

Nur ein Zehntel des Areals

Umso kontroverser wird es dann bei Tagesordnungspunkt 9, dem Bebauungsplan Spinelli/Wingertsbuckel. Am Ende stimmt eine Mehrheit aus Grünen, SPD und LI.PAR.Tie dafür. Spechts CDU, die ihn bei der Wahl unterstützenden Mannheimer Liste (ML) und FDP sowie die AfD votieren geschlossen dagegen.

Dabei geht es um einen 8,4 Hektar umfassenden Bereich. Etwa ein Zehntel des Spinelli-Areals, das größtenteils ja unbebaut bleiben beziehungsweise zurückgebaut werden soll. Nur im Süden sollen, neben Ausbildungs- und Flüchtlingsheim sowie einer Kita, auf dem Platz vor dem Buga-Eingang 200 Wohnungen für insgesamt 460 Menschen entstehen. Das übernimmt die GBG. Offen ist, ob sie dafür zwei ehemalige Kasernengebäude wie vorgesehen abreißt oder, Wunsch einer Bürgerinitiative, doch noch saniert. Der Bebauungsplan lässt nun beides zu. In jedem Fall neu hinzukommen sollen sieben vier- bis sechsgeschossige Häuser. Alle Wohnungen werden zwischen 1,5 und fünf Zimmer haben und der städtischen Sozialquote Rechnung tragen.

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Das neue Wohnquartier ist stark begrünt und klimafreundlich konzipiert. Autos sollen nur kurzzeitig abgestellt werden. Für sie ist das zur Buga gebaute Parkhaus vorgesehen. Nördlich davon, das wurde bereits vor drei Jahren beschlossen, wird ein zentraler städtischer Grünhof entstehen. Dafür sind die Planungen deutlich weiter vorangeschritten. Baubeginn soll Mitte 2024 sein, Fertigstellung 2027. Die Kosten taxierte man zunächst auf 40 Millionen Euro, im November vergangenen Jahres wurde das in 68 Millionen korrigiert. Bauen wird auch hier die GBG-Gruppe, die Stadt will das Areal für drei Millionen jährlich mieten.

Die bürgerlich-konservativen Parteien, die schon in der Vergangenheit gegen den Grünhof gestimmt haben, bekräftigen ihre Ablehnung. Der habe schon vor der Buga nicht auf Spinelli gepasst, „und jetzt passt er da schon drei Mal nicht hin“, so CDU-Fraktionschef Claudius Kranz in Anspielung auf die neuerdings vielfachen Wünsche für eine Nachnutzung des Areals. Grünen-Stadträtin Gabriele Baier erinnert indes daran, dass ein kleinerer Vorläufer, der Betriebshof der Gartenschau, schon gut funktioniert habe.

Kranz kritisiert auch die geplante Stellplatzquote von nur 0,8 pro Wohneinheit. Heftiger noch tun das Volker Beisel (FDP), Christopher Probst (ML) und Rüdiger Ernst (AfD). Sie warnen, ein so geringer Wert habe sich schon auf Franklin als untauglich erwiesen.

Unterschiede zu Franklin

Der neue SPD-Fraktionschef Reinhold Götz verweist jedoch auf erhebliche Unterschiede zwischen den beiden neuen Quartieren. So sei die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr auf Spinelli von Anfang an gut. Zudem werde die GBG – anders als dies private Investoren auf Franklin getan hätten – Interessenten an dem neuen Wohnraum von Beginn auf die Stellplatz-Quote aufmerksam machen und entsprechend Mieter auswählen, sagt Götz.

Sein Linken-Kollege Dennis Ulas nennt die 0,8 Prozent „zeitgemäß und zukunftsweisend“. Wie Baier argumentiert er auch, für die Grünhof-Beschäftigten sei ein attraktiver Arbeitsplatz wichtig, gerade angesichts des Fachkräftemangels.

Schließlich schließt sich Specht den Bebauungsplan-Befürwortern an. „Auch wenn es keine leichte Entscheidung ist“, sei der Standort für den Grünhof – neben dem größten durchgängigen Grünzug der Stadt – doch geeignet. Am ursprünglichen Konzept habe man ja nachgebessert. So werde der Betriebshof 1,70 Meter tief „eingegraben“, damit er besser in die Landschaft passe.

Die Stellplatz-Quote im neuen Wohngebiet verteidigt der Oberbürgermeister mit Verweis auf die gute Nahverkehrsanbindung. Es gebe in ganz Mannheim kein geeigneteres Quartier, „wo die 0,8 mal erprobt werden kann“. Bei Misslingen werde man entsprechend umsteuern. Aktuell sehe er nur beim sehr starken Radverkehr entlang der Talstraße noch planerischen Nachbesserungsbedarf. Hier soll eine Kleinbuslinie zur U-Halle hinzukommen.

Trotz der langen Spinelli-Debatte ist der öffentliche Teil der Sitzung nach 75 Minuten beendet. Zum Abschluss wünscht sich Grünen-Stadtrat Chris Rihm noch, dass die Verwaltung auch künftig zu Sitzungsbeginn wieder über die Flüchtlingssituation informiere. Doch Specht erklärt, das werde nur „bei einem neuen Sachstand“ geschehen.

Info: Link zum Spinelli- Bebauungsplan

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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