Normalerweise haben Polizeiboote in Baden-Württemberg keinen Namen, und eigentlich sollte das neue „Polizeistreifenboot WS 6“ der Wasserschutzpolizei Mannheim einfach diese Nummer tragen. Bei der feierlichen Bootstaufe am Montagvormittag auf dem Gelände der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim war es deshalb ein unerwartetes Ereignis, dass das Boot auf den Namen „Kurpfalz“ getauft wurde. Begleitet von dem alten Polizeiboot von 1986 und zahlreichen Gästen an Bord ging es nach der Taufe auf eine erste Fahrt über Rhein und Neckar.
Die Überraschung war auch für Innenstaatssekretär Thomas Blenke MdL (CDU) groß. „Mich stört es schon lange, dass wir Polizeiboote nur durchnummerieren“, sagte der leidenschaftliche Bootsfahrer und lobte, dass die Namensgebung so schnell in die Tat umgesetzt wurde. Er nutzte den „feierlichsten Augenblick im Leben eines Bootes“, um auf die Bedeutung der Wasserschutzpolizei hinzuweisen. In der Bevölkerung werde nicht immer gesehen, was sie für die Sicherheit leiste: Wasserschutz, Rettung von Menschen in Not, Unfallaufnahme bei Bootsunfällen, die Kontrolle des Schiffsverkehrs, der Schutz des Wasserwegesystems sowie die Bekämpfung der organisierten Kriminalität.
Taufe soll Unglück fernhalten
Seit dem 4. Jahrhundert vor Christus sei die Bootstaufe ein Besänftigungsmittel für die Götter, wie der Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Einsatz, Anton Saile, in seiner Ansprache berichtete. Die Taufe werde traditionell von Frauen durchgeführt. Zwischenfälle brächten genauso Unglück wie Freitage oder das nicht Zerbrechen der Taufflasche. „Wir sind nicht abergläubisch, aber wollen lieber auf Nummer Sicher gehen“, sagte er. So baten Pfarrerin Anne Ressel und Landespolizeidekan Bernhard Metz um Segen und Schutz für die Besatzung bei ihrem Einsatz für die Sicherheit auf den beiden Flüssen. Danach taufte Sigrid Blenke das Boot auf dem Namen „Kurpfalz“. Glücksbringend zerschellte die Taufflasche am Bug, und das Feuerwehrboot sendete mit Wasserkanonen Glückwünsche.
Die „Kurpfalz“ löste somit das Vorgängermodell aus dem Jahr 1986 ab, das bis jetzt im Einsatz war. „Das Boot war damals das letzte, das wir mit Stahlrumpf gebaut haben“, sagte Martin Ebert, Werftchef der Neckar-Bootsbau. Seither würden die Boote mit einem Aluminiumrumpf gebaut. Das Polizeiboot habe eine neue Steuerungsanlage, die mit einem Joystick gefahren wird und über eine besonders gute Manövrierfähigkeit verfüge, die die Vorstufe zum voll digitalen Schiff bedeute - wie etwa eines im kommenden Jahr in Heidelberg zum Einsatz kommen solle.
"Kurpfalz" patrouilliert auf 70 Kilometern Flussstrecke
Das Streifenboot wird künftig rund um die Uhr auf dem Rhein zwischen Philippsburg und Mannheim sowie auf dem Neckar zwischen Ladenburg und Mannheim auf rund 70 Kilometern Flussstrecke eingesetzt, um den Schiffsverkehr zu überwachen. Im Hafengebiet von Mannheim kontrolliert die Wasserschutzpolizei vor allem Abfalltransporte, den Schwerlastverkehr und den Umschlag von Containern im Hafen auf Schiene, Straße und Wasserstraße. Der Mannheimer Hafen ist der zweitgrößte Binnenhafen Europas und hat eine Gesamtfläche von elf Quadratkilometern mit einer Uferlänge von 54 km.
Schadstoffarme Dieselmotoren verbaut
Das neue Polizeiboot kostete rund 1,2 Million Euro. Es ist 17,50 Meter lang, 4,10 Meter breit und wird von zwei Dieselmotoren mit je 560 PS angetrieben. Bei den Motoren handelt es sich um besonders schadstoffarme Commonrail Dieselmotoren der neuesten Generation. Diese Art von Motoren wurde zum ersten Mal in einem Polizeiboot in Baden-Württemberg verbaut. Die Höchstgeschwindigkeit des Bootes beträgt 27 Knoten, das entspricht 55 Stundenkilometer mit und 45 Stundenkilometer gegen den Strom, wie Bootsführer Wolfgang Renner mitteilte.
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