Mannheim. Mit vier Jahren das erste Mal in die Tanzschule und mit acht Jahren schon drei Titel gewonnen. Ariana Peter, eine achtjährige Mannheimerin, hat schon große Erfahrung in der Hip-Hop-Welt. Über die harte Arbeit, die dahintersteckt, haben sie und ihre Tanzlehrerin Chantall Müller der „MM“-Redaktion berichtet.
Um sieben Uhr aufstehen, bis nachmittags in der Schule und danach gleich ins Training, so sieht der Alltag von Ariana aus. Beim Training verbringe sie eine bis drei Stunden, fast jeden Tag. „Manchmal bin ich müde, aber ich gehe trotzdem, da ich enorm Spaß am Tanzen habe“, erzählt das Mädchen. Darin liege ihr Erfolg: Auch wenn sie müde oder unmotiviert ist, kommt sie trotzdem ins Studio und tanzt, erklärt Müller.
Im Hotel startet ein Battle
Die starke Leidenschaft und Disziplin haben sich auf jeden Fall gelohnt: mit ihrem freien Tanzprogramm ergatterte Ariana zuerst die Stadtmeisterschaft in Neuhofen, dann wurde sie Deutsche Meisterin und im August die Weltmeisterin der UDO Streetdance. UDO ist eine weltweite Tanzorganisation mit mehreren tausend Mitgliedern.
Beim letzten Wettbewerb waren Kinder und Erwachsene fast aus der ganzen Welt. „In ihrer Kategorie haben zuerst 60 Kinder gleichzeitig auf der Tanzfläche getanzt. Nur 16 Kinder wurden aber für die nächste Runde ausgewählt“, erzählt Müller über den Wettbewerb in England.
Nicht nur auf der Tanzfläche war die Show: Am Abend vor dem Finale organisierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein spontanes Battle vor dem Hotel. Im Battle geht es meistens darum, dass die Tänzerinnen und Tänzer sich vor dem Publikum gegenseitig herausfordern.
„Wir waren vom Training zurück, als zu mir andere Kinder kamen und mich zum Battle aufgefordert haben“, erzählt Ariana. Sie habe aber keine Angst vor einem spontanen Auftritt, so dass sie auch dieses Battle gewonnen hat.
Battles seien für sie eine übliche Sache: An fast jedem Geburtstag organisieren Kinder selbst Battles, sagt Müller. Sie tanzen dabei keine vorbereite Tanznummer, sondern verlassen sich auf ihren Körper und ihre Gefühle. „Einmal konnten sie sich auf einer Geburtstagsfeier bis 22 Uhr nicht entscheiden, wer das Battle gewinnt“, erklärt Arianas Mutter La-Toya Peter.
„Als wir nach England gefahren sind, haben wir das Ziel zu gewinnen nicht verfolgt. Ich wollte nur, dass Ariana sich da ausprobiert. Ich machte keinen Druck, sie soll in erster Linie ein Kind sein“, erzählt Peter. „Aber natürlich waren wir glücklich und stolz, als Ariana den Pokal gewonnen hat.“
Streetdance statt Ballett
Sie unterstützt ihre Kinder in ihren Talenten und ist immer bei allen Veranstaltungen dabei. Für La-Toya Peter ist es wichtig, dass Kinder Ziele im Leben haben und wissen, dass man dafür viel arbeiten muss. In der Schulzeit müsse man zum Beispiel mit wenig Freizeit rechnen. Ohne richtige Organisation komme man nicht auf ein professionelles Niveau, sagt Trainerin Müller derweil. Wenn man die Sache richtig machen wolle, solle man auf zu viel Fernsehen oder Spielerei mit dem Handy verzichten.
Beim Tanzen fühlt Ariana die Musik ganz besonders: ob es eine harte, langsame oder ruhige Art der Musik ist, spüre sie sehr genau, so Müller. Für Streetdance sei es besonders wichtig, denn der Tanz entstehe aus dem Kopf direkt auf der Bühne. In dieser Tanzart gibt es auch keine gewöhnlichen Takte, wie in der Choreographie: Man bewegt sich in einem eigenen Rhythmus. „Ich habe zuerst mit Ballett angefangen, aber das war sehr schwierig für mich“, berichtet Ariana von ihrer ersten Tanzerfahrung. In Streetdance fühlt sie sich frei.
So hört Ariana nicht auf zu tanzen, auch wenn sie nicht in der Tanzschule ist. Die Weltmeisterin tanzt immer und überall: „Einmal habe ich mit meinem Bruder und seinen Freunden Fußball gespielt. Ich stand dabei im Tor. Das war für mich so langweilig, dass ich auch dort getanzt habe. Ich brauche doch immer Bewegung!“, erzählt das Mädchen lachend.
Neider und Hater ignoriert
Die Frage, wann man Potenzial bei Kindern sehen kann, beantwortet Müller mit einem Wort: Immer. Es gebe keine festen Grenzen: Jemand kann ein halbes Jahr trainieren und besser sein als der, der schon seit zwei Jahren tanzt. „Das merkt man besonders, wenn das Kind sich im Training langweilt.“ Andersrum spüre man das Brennen, wenn ein Kind eigene Vorschläge und Wünsche äußert. „Jeder ist für sein Glück zuständig“,sagt Müller.
Das achtjährige Mädchen kennt deswegen nicht nur Freude und Stolz von Freunden und Familie, sondern auch Neid und Eifersucht von einigen Schulkameraden. Darauf achtet sie aber nicht und übt weiter. „Sie hat schon ein Ziel im Leben. Wenn sie genug Pokale hat, will sie ihre eigene Tanzschule eröffnen“, erzählt Arianas Mutter.
So ist schon geplant, dass Ariana auch nächstes Jahr auf den Weltwettbewerb nach England fährt. Diesmal nicht allein: Auch andere Kinder aus der Tanzschule nehmen an der Veranstaltung teil.
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