Mannheim. Festes Schuhwerk – das braucht es nun fast gar nicht mehr, um die Baustelle rund um die Arbeiten zur neuen Straßenbahnstrecke im Stadtteil Franklin zu besichtigen. Mittlerweile sind die Gleise sauber verlegt, schuften die schwitzenden Bauarbeiter im Endspurt noch in der Thomas-Jefferson-Straße und an Endstellen im Abschnitt Sullivan samt Wendeschleife.
Beim Ortstermin mit Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und allen Projektbeteiligten freut sich Specht sichtlich darüber, eine „eine frohe Botschaft“ überbringen zu können: Pünktlich zur Umstellung auf den Winterfahrplan des Verkehrsunternehmens Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) soll am 17. Dezember die Strecke fertig sein – und damit der Weg frei für die neue Straßenbahn Linie 16.
„Das ist ein Meilenstein für die ökologische Erschließung des Quartiers, hier sind jetzt alle nachhaltigen Mobilitätsformen vertreten – vom E-Bus über Car-Sharing bis zur Straßenbahn“, sagt oder eher brüllt der frisch gebackene Oberbürgermeister gegen den Lärm von vorbeifahrenden Lastern an.
Linie 16 nach Franklin: RNV muss neue Strecke testen
In mehr als 90 Tagen soll die neue Straßenbahn hier an den Start gehen und vorerst im 20-Minuten-Takt zwischen dem Haltepunkt Bensheimer Straße und wieder zurück pendeln. Von dort können die Fahrgäste umsteigen in die Linie 5. Bis dahin aber stehen noch ein paar Restarbeiten an, erklärt Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH.
Da fehlt zum Beispiel noch ein Bahnsteig, die Beschilderung oder die Einrichtung der Haltestellen. Außerdem müsse die RNV neben Testfahrten das Personal für die neue Strecke schulen, die ebenfalls von der Aufsichtsbehörde noch abgenommen werden muss. „Wenn das alles klappt, gehen wir am dritten Adventswochenende an den Start“, gibt sich in der Beek optimistisch.
Neue Stadtbahn-Linie in Mannheim soll Verkehrswende bringen
Mit einem möglichen Einweihungsfest überlegt Specht auch die Anwohnenden auf die neue Trasse einzustimmen. Derzeit leben laut MWS Projektentwicklungsgesellschaft (MWSP) 6200 Einwohner in dem für rund 10 000 Bürger entwickelten Quartier. „Gerade in einem neuen Stadtteil überlegen sich noch viele neu zugezogene, ob sie sich ein Auto anschaffen wollen. Da überzeugt ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz“, ist RNV-Geschäftsführer in der Beek überzeugt. Auch für Specht ist die Trasse „ein großer Schritt nach vorne für die Verkehrswende“, die Projektbeteiligten bedanken sich auch bei den Anwohnern für das Verständnis für den Baulärm.
Gerade in einem neuen Stadtteil überlegen sich noch viele neu zugezogene, ob sie sich ein Auto anschaffen wollen.
Allerdings haben den nicht alle einfach ausgehalten: So manch Franklin-Bewohner ist mittlerweile wieder wegzogen – wegen des monatelangen Baulärms oder den zu wenigen Parkplätzen. Jedem Haushalt steht laut Bebauungskonzept ein Stellplatz zur Verfügung, für ein zweites Auto ist laut manchen Anwohnenden an der Straße kein Platz.
Kosten für neue Stadtbahnlinie nach Franklin: Steigerung um 20 Prozent
Seit 20 Monaten buddeln auf Franklin nun schon die Bagger an einer Strecke von 1,8 Kilometern, die mitten durch den neuen Stadtteil führt. Dabei haben die Bauarbeiter auf dem ehemaligen Militärgelände an der Panzerhalle vergrabene Munition gefunden, der Boden sei an manchen Stellen kontaminiert gewesen, erinnert sich Andrea Böttger, Projektleiterin der RNV.
Dass nicht immer alles glatt gelaufen ist, räumt auch Marcus Geithe, Geschäftsführer der MV Mannheimer Verkehr GmbH, ein. So seien die Kosten für die Strecke von 28 auf 33 Millionen Euro gestiegen. Als Grund für die Kostensteigerung von 20 Prozent nennt Geithe die gestiegen Materialkosten durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Land und Bund übernehmen allerdings 23,6 Millionen.
Dabei wartet das nächste Großprojekt bereits: Der Ausbau des Käfertaler Bahnhofs, der laut Geithe wohl deutlich mehr kosten wird. Weil bis dahin kaum Kapazität mehr da ist für zusätzliche Straßenbahnlinie, habe man sich für einen Pendelzug entschieden, erklärt Oberbürgermeister Specht.
Franklin-Bahn soll direkt bis in Innenstadt fahren
„Wir wollten nicht auf die Förderung vom Land warten, sondern das Pendeln direkt anbieten. Der Stadtteil hat ja bereits eine Anbindung mit der Linie 5, aber viele aus der Region nutzen diese Regionallinie, da wird es eng am Käfertaler Bahnhof“, merkt Specht an. Ist der Ausbau des Bahnhofs abgeschlossen, soll die neue Franklin-Bahn dann direkt bis in die Innenstadt durchfahren. Zudem gibt es Pläne dafür, ab 2026/27 die Linie sogar über das Glückstein-Quartier bis zum Karlsplatz auf der Rheinau fahren zu lassen.
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Einen blumigen Zusatz auf der neuen Strecke soll es übrigens auch geben: Zwischen den Gleisen wachsen Grünstreifen. In den nächsten Tagen sollen hier laut Geithe hitzeresistente Wildkräutermischungen ausgesät werden, die noch dazu wenig Wasser benötigen – dafür muss aber das schon gewachsene Unkraut weichen.
Beim Besuch zum Endspurt ackern einige wenige Bauarbeiter in der prallen Sonne auf der Thomas-Jefferson-Straße. Denn dort gibt es noch einiges zu tun, wie rnv-Projektleiterin Böttger mitten auf den Gleisen erklärt: Hier entstehen aktuell Parkplätze mit elektrischen Ladestationen auf der einen Seite. „Auf der anderen Seite bauen wir einen Gehweg, damit dort die Schulkinder später entlanglaufen können.“
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