Klimawandel

Ludwigshafener Ebertpark wird ein Modell für zeitgemäße Gärten

Wie können Gärten in Zeiten des Klimawandels lange Trockenphasen und Starkregenereignisse überstehen? Die Stadt Ludwigshafen zeigt's und baut den Ebertpark um. Das Projekt soll Modellcharakter haben

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Dirk Timmermann
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Der Ludwigshafener Ebertpark wird umgestaltet, so dass die Pflanzen im sich wandelnden Klimawandel überleben. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. „Die Zukunft der Gartengestaltung“ – um nichts weniger geht es Gabriele Bindert und ihrem Team bei der Neukonzeption des Ebertparks. „Vieles von dem, was wir tun, hat Modellcharakter“, erzählt die Leiterin des Bereichs Grünflächen und Friedhöfe beim Rundgang durch das 24 Hektar große Areal. Man müsse sich auf heiße und trockene Sommer, aber auch auf zunehmende Starkregenereignisse vorbereiten, weiß die Landschaftsarchitektin.

Gestalten den Ebertpark in Teilen neu (v.l.): Denkmalschützer Matthias Ehringer, Bereichsleiterin Gabriele Bindert und Chefgärtner Harald Sauer © Thomas Troester

Um den Klimaveränderungen Rechnung zu tragen, müsse sich einiges ändern – auch die Bepflanzung. Neben Magnolien hat Harald Sauer, Chefgärtner des Parks, Nyssa sylvatica gesetzt. Das auch unter dem Namen Wald-Tupelobaum bekannte Großgewächs ist in Nordamerika zuhause und kommt mit Sonne bis Halbschatten klar. Besonders gefragt sind Sorten aus Asien. „Poliothyrsis sinensis“ ist ein bis zu 15 Meter hoher Baum aus China mit sommergrünen, wechselständig angeordneten, einfachen und rot gestielten Blättern, die eine Länge bis 16 Zentimeter erreichen. Während das fernöstliche Gehölz in hiesigen botanischen Gärten noch eine Rarität ist, scheint man in Ludwigshafen der Zeit voraus. Schon am Eingang des Parks sind Veränderungen sichtbar: Zehn unterschiedlich lange Beete wurden angelegt, zwölf Blaseneschen spenden Schatten im Entrée.

Nur noch wenig Wechselflor

Begonnen hatte die Umgestaltung in diesem Bereich mit dem Abriss der baufälligen Gebäude im Jahr 2020. Trotz fortschreitender Änderungen habe man die optische Attraktivität erhalten, wenn nicht sogar steigern können, meint Sauer. Ein wichtiger Punkt in seinem Konzept ist der Umgang mit Wechselflor: „Die saisonalen Beete müssen sich sowohl der Klimaanpassung als auch der Wirtschaftlichkeit stellen“, betonen die Verantwortlichen. So wurden die Beete, die zweimal pro Jahr komplett neu bepflanzt werden mussten, im Parterre des Parks abgeräumt. Schon 2015 waren saisonale Blumenbeete in der Innenstadt und am Stadteingang Nord entfernt worden. Auf nur noch zehn bis 15 Prozent soll der Wechselflor-Anteil vorm Turmrestaurant reduziert werden.

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Dafür integriert Sauer in die Pflanzungen Höhenverläufe von Stauden, Gräsern sowie Gehölze, die nicht ausgetauscht werden müssen. Minimalistische Beete ergänzt er durch experimentelle Flächen, in denen neuartige Bepflanzungskonzepte zum Einsatz kommen. Zu nennen sind Steinhügelbeete, Staudenpflanzungen mit Wechselflor-Akzenten und Kombinationen aus Unkraut- und Staudenbeet. „Schon bei der Bodenvorbereitung wurde der Grund an trockentolerante Pflanzungen angepasst, indem kleine Beete mit Hügeln aus einer Mischung aus mineralischem Staudensubstrat und Schotter angelegt wurden“, erklärt Sauer.

Verringerung des Pflegebedarfs

Ziel bei allen Bemühungen: Erhöhung der Biodiversität, Verringerung des Pflegebedarfs und Einsparung von Kosten. Wie dies funktionieren kann, zeigt ein Blick auf den Rosengarten. „60 000 Euro wurden Jahr für Jahr in die Pflege investiert“, sagt Gabriele Bindert. Der Erfolg sei „eher mäßig“ gewesen. Einfach „aus der Zeit gefallen“ war der klassische Sichtungsgarten, bestätigt auch Sauer. Die 1975 zum 50-jährigen Parkjubiläum entstandene Anlage war aus seiner Sicht nicht nur kostenintensiv, sondern auch „wenig ansprechend“. Deswegen begannen 2012 die Planungen für die Neugestaltung, die im Juli vollendet wurde.

Der Ebertpark in Ludwigshafen

 

  • Eröffnet wurde der Ebertpark im Mai 1925 anlässlich der Süddeutschen Gartenbauausstellung.
  • Die 24 Hektar große Fläche im Herzen von Friesenheim verbindet heute Gartenlandschaft, ruhige Plätze, aktiv genutzte Bereiche und architektonische Elemente. In jüngster Zeit gewinnt die nachhaltige Umgestaltung des Parks an Bedeutung.
  • Zu den bei Besuchern beliebten Sondergärten gehören Waldstauden-, Rosen- und Quellgarten. Stille Erholung ist außerdem im Lesegarten möglich.
  • Für die Staudenpflanzungen im Ebertpark erhielten die Stadt Ludwigshafen und Chefgärtner Harald Sauer 2021 die Karl-Foerster-Anerkennung.

Der neue Rosengarten im nördlichen Teil des Parks verbindet Garten-, Architektur- und Kunstelemente. Im Kernbereich erhalten blieb ein Teilaufbau der Pergola-Struktur, die Rosen im Zusammenspiel mit Stauden- und Ziergräsern präsentiert. Neu geschaffene Randbereiche betten den Rosengarten in eine natürlich gestaltete Wiesenfläche ein. Ebenfalls stehen blieben die Mauern, die dem 2000 Quadratmeter großen Bereich ein „morbides Element“ verleihen, wie Bindert es ausdrückt. Bemalt wurden die Wände im Rahmen eines Freiwilligentags, auch die Auszubildenden des städtischen Garten- und Landschaftsbaus wirkten an der Umsetzung der Pläne von Harald Sauer mit. Zwischen den Street-Art-Motiven, die die Umgebung auflockern sollen, findet sich ein von Sandstein umrahmter Platz. „Hier könnten Lesungen stattfinden oder Musiker auftreten“, so die Idee. Für große Events ist der Ort jedoch nicht geeignet – es fehlt an Toiletten.

Beschaulichkeit erleben Besucher zudem im Quellgarten, der zu den besonders beliebten Sondergärten zählt. Auch hier wurde ein klima- und standortangepasstes Konzept realisiert. Durch die seit 2012 überarbeitete Bepflanzung entstanden verschiedene Blickachsen, außerdem eine neue Waldwiese. Ein „verwunschenes Flair“ verspricht der Geheime Garten hinter dem Turmrestaurant. Fest im Blick hat die Stadt schon jetzt das Jahr 2025. Zum 100-jährigen Jubiläum des Parks soll es nicht nur ökologische Entwicklung, sondern weitere Verschönerungen geben. Ein Beispiel sind die Wege in Richtung des Rosengartens. Sie werden verschmälert und neu gepflastert.

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