Überraschender Fund (mit Fotostrecke)

Sieh mal, eine Sssschlange! Was tun, wenn eine Natter zu Besuch kommt?

Schreck im Schrebergarten: Bei einer Mannheimer Familie taucht plötzlich eine große, grüne Natter auf. Wie soll man sich am besten verhalten, wenn man so ein Tier findet? Ein Experte gibt Tipps

Von 
Lea Seethaler
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Das Fundtier von der Rheinau: Eine heimische Ringelnatter kann bis zu einem Meter lang werden. © Xenia Kalbfleisch

Mannheim. Xenia Kalbfleischs Mutter staunt nicht schlecht, als sie Besuch im Schrebergarten bekommt. Unerwarteten Besuch. Eine grüne Schlange kriecht zwischen ihren Pflanzen umher. Nicht gerade klein ist sie. Und extrem wendig. Die „Schönheit, die bei uns auf der Rheinau wohnt“, so beschreibt Kalbfleisch das Wesen gegenüber dem „MM“, mag für manche ästhetisch aussehen. Anderen macht die Schlange aber sicher Angst oder jagt ihnen zumindest einen gehörigen Schrecken ein.

Trieb Trockenheit sie her?

Aber wie gefährlich ist das Tier? Und vor allem: Was für einer Art gehört die lange, grüne Schlange an? Auf Nachfrage bei Michael Sehr, dem Leiter der Berufstierrettung Rhein-Neckar, kann dieser Entwarnung geben. „Es handelt sich um eine heimische Ringelnatter“, sagt er nach Begutachtung des Fotos. „Ein völlig ungefährliches Tier.“

Die Ringelnatter ist die häufigste einheimische Schlange. Sie lebt in der Nähe von wasserführenden Orten und liebt Komposthaufen, Wälder, Streuobstwiesen oder Gartenteiche. Letzterer war auch im Rheinauer Schrebergarten ganz nah. „Auch unsere Nachbarn haben einen. Da hat sie sich bestimmt wohlgefühlt. Wir vermuten, dass sie sich wegen Wassermangel durch den ausbleibenden Regen auf die Suche gemacht hat und hier fündig wurde“, so Kalbfleisch.

Erstmal "den Papa angerufen"

Ihre Mutter habe nach dem Fund „erst mal den Papa angerufen“. Der kontaktierte einen Freund, der sich mit Reptilien auskennt. Dieser habe gesagt, sie sollen mal Kopf und Zunge begutachten. Und ja: Wie auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) angibt, erkennt man die Ringelnatter gut am „ovalen, vom Rumpf abgesetzten Kopf“, bedeckt von symmetrisch angeordneten Schildplatten. Hinzu kommen als typisches Merkmal zwei „Halbmond-Flecken“ hinter dem Kopf.

"Drehe jetzt jeden Stein um"

„Sie war auch sehr zutraulich und gar nicht angriffslustig“, sagt Kalbfleisch. „Und sie war richtig schnell. Du schaust, und dann ist sie schon woanders. Ein Augenblick, und schon lag sie bei den Zucchini im Beet“, beschreibt sie. „Ich hab’ ja auch zwei Kinder, ich gehe jetzt erstmal vorsichtiger in den Garten“, so die Mannheimerin. „Da dreht man erstmal jeden Stein um.“

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Denn ja, obwohl Ringelnattern für den Menschen harmlos sind, wie auch der BUND betont, sieht das Tier doch (besonders für Nicht-Biologen) gefährlich aus. „Wir wussten ja die ganze Zeit nicht, ob sie giftig ist“, so Kalbfleisch.

Tierretter Sehr sagt derweil: „Viele Leute mögen sie auch einfach nicht, weil sie ihnen zum Beispiel die Goldfische aus den Teichen frisst.“ Die Natter isst in der Tat gerne Fische, aber auch Frösche und andere Amphibien. Alles, was ihr in ihrem feuchten Biotop eben so begegnet. Sehr betont des Weiteren: „Die Ringelnatter ist streng geschützt. Wer sie fängt, verletzt oder gar tötet, macht sich strafbar.“

Ruhig bleiben und abfotografieren

Er hat einen Tipp, wie man sich verhalten kann, wenn man solch ein Tier bei sich auffindet. „Finger weg!“, empfiehlt er. Am besten sei es, erstmal die Experten wie die Tierrettung zu rufen und - wie im Fall dieser Schlange - ein Bild an die Fachleute zu schicken. Dann könne er die Art bestimmen und eine mögliche Gefahr einordnen. Und das Tier bei Bedarf retten und artgerecht unterbringen.

Auf der Homepage der Stadt Mannheim gibt es zudem Hinweise, wie man sich verhalten soll, wenn man frei laufende Tiere findet. Den Link zu den Fundtieren finden Sie hier.

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Sehr spricht sich auch für einen besonnenen Umgang mit den Tieren aus, selbst wenn es bei dem ungewohnten Look manchmal schwerfalle. „Die Tiere leben hier und waren schon immer da.“ In anderen Ländern - etwa in Spanien - sei das ganz normal, dass mal eine Schlange in der Wohnung sei. „Die Menschen gehen dort ganz anders damit um.“

Immer wieder Aufruhr wegen Nattern

Der Vorfall in Mannheim ist indes kein seltener. Immer wieder sorgen Ringelnattern wegen ihres Aussehens für Aufruhr. Zuletzt etwa in Aschaffenburg. Eine Schlange hatte dort einen Ausflug auf den Bahnhofsvorplatz gewagt. Passanten hatte die Natter entdeckt und bei der Bundespolizei Alarm geschlagen. Die Polizisten rückten aus und fingen das ungefährliche Reptil mit einer Plastikbox ein. Es kam ins Tierheim. Auch in Hagen gab es einen ähnlichen Fall. Die vermeintlich giftige Schlange unter der Fußmatte war letztendlich eine „völlig friedliche Ringelnatter“, so die Polizei.

Xenia Kalbfleisch und ihre Familie haben jetzt erstmal das gesamte Kleingarten-Grundstück nach Eiern abgesucht: „Weil sie irgendwie in der Mitte vom Körper auch dick war. Also entweder hatte sie gerade gefressen oder ja. . .“, sagt Kalbfleisch und lacht.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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