Veranstaltungskritiken

Film, Schauspiel, Neo-Musical: So vielseitig war das Kulturwochenende

Ein stummer Preisträger, Abschluss des Filmfestivals und ein grandioser Dorian in Ludwigshafen. So lief das Kultur-Wochenende in der Kurpfalz

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Mannheim. Liebe Leserin, lieber Leser,

das war ganz schön aufreibend bei der Verleihung des „Grand Award“ des Internationalen Filmfestivals. Der Regisseur höchstpersönlich war da, doch Nicolas Winding Refn sagte nicht viel, ja, selbst die Laudatorin Angela Bundalovic fasste sich ungewöhnlich kurz. Wahrscheinlich dachten beide, der anschließende Film sage mehr als 1000 Worte. Dem war dann auch so, denn „Drive“, Refns Streifen über einen Fahrer, der, weil er seiner Nachbarin helfen, in große (und blutverschmierte) Schwierigkeiten gerät, ist ein Film, der einem den Atem stocken lässt. Der Film sei kaum gealtert, befindet unser Kritiker Hans-Günter Fischer, die Brillanz von Refns Inszenierung, durchchoreographiert gerade auch in den Gewaltexzessen, ließe sich schwerlich steigern. Fischer: „Kleine Abstriche ließen sich allenfalls bei Ryan Gosling machen: Große Schauspielkunst im engen Sinn ist das nicht unbedingt, und in der hier gezeigten englischsprachigen Version wird das sogar noch etwas deutlicher. Doch dieser Mann hat eben etwas auf der Kinoleinwand eher Wichtigeres: eine grenzenlose Kamerapräsenz.“

Internationales Filmfestival

Grand Award: Festival ehrt mit Nicolas Winding Refn auch einen Farbenblinden

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Hans-Günter Fischer
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Ähnlich begeisternd muss auch „Dorian“ bei den Festspielen Ludwigshafen gewesen sein. Kritiker Ralf-Carl Langhals ist hin und weg von der Produktion, bei der Regiegenie Robert Wilson fast alles machte, doch: „Darin treibt ein Zauberwesen sein eitles, launiges, narzisstisches und amüsant größenwahnsinniges Wesen, das im bürgerlichen Leben Christian Friedel heißt und als Schauspieler von seinen Rollen in „Das weiße Band“ oder „Babylon Berlin“ bekannt ist. Zur Seite hat er lediglich einen Schatten (Jeremia Franken) und eine Radiostimme (Darryl Pinckney), den großen Rest erzählt, erspielt, ersingt und ertänzelt er selbst. Und wie.“ Langhals kommt zum Schluss: Früher habe man so eine Vorstellung „gute Unterhaltung“ genannt und befindet: „Schön war’s.“

Festspiele Ludwigshafen

Bob Wilson verzaubert den Pfalzbau Ludwigshafen mit "Dorian"

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Ralf-Carl Langhals
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Erwähnenswert wäre da noch, dass die Ludwigshafener Galerie Lauth derzeit (noch bis 3.12.) ihren 75. Geburtstag feiert – mit Werken von Robert Lauth, dem Gründer der Galerie, die heute wohl Produzentengalerie heißen würde.

75 Jahre Lauth-Kunst

Galerie Lauth: Zum 75. eine liebevolle Hommage an den Gründer

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Christel Heybrock
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Auch im Zeitraumexit war es spannend: Das Künstler-Kollektiv Brexit Colada diskutierte bei einer sogenannten Neo-Musical-Performance darüber, ob es fair ist zu erben. Darüber gibt es – verständlicherweise – unterschiedliche Ansichten.

Über das Erben

Zeitraumexit diskutiert über die Gerechtigkeit des Erbens

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Tanja Capuana
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Zu guter Letzt noch eine gute Nachricht: Vera-Lotte Boecker, die in der guten alten Zeit, als das Nationaltheater noch keine Baustelle war, im Opernensemble „sopranierte“, ist in Hamburg mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet worden. Wir gratulieren herzlich und bitten Frau Boecker, auf ihrer Website doch auch zu erwähnen, dass sie mal einige Zeit in Mannheim gesungen und hier viel gelernt hat.

Theaterpreis "Faust"

"Faust" für Zehelein und die ehemalige Mannheimerin Boecker

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C. Große-Wilde, S. Dettlinger
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Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen allen,

Stefan M. Dettlinger, Teamchef Kultur

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