Verbrauchertipp

Was tun, wenn die Tür ins Schloss fällt?

Guter Rat kann da teuer werden: Wenn man sich ausgesperrt hat, gilt es erst einmal, Ruhe zu bewahren. Und dann die folgenden Tipps zu beherzigen, um unnötige Kosten und Ärger zu vermeiden.

Von 
Svenja Bergt
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Den Schlüssel innen stecken lassen – das kann teuer werden. © Thomas Nagorny/dpa

Mannheim. Mit einem Klack fällt die Tür ins Schloss. Hektisches Durchsuchen der Jackentaschen und dann der Schreck: Die Schlüssel befinden sich noch in der Wohnung. In nicht einmal einem Meter Entfernung, aber unerreichbar durch die Tür, die sich ohne Schlüssel nicht öffnen lässt.

Es ist eine Situation, in der sich niemand gerne befinden möchte. Aber mit etwas Vorsorge und Umsicht im Fall des Falles lassen sich die Folgen abmildern - auch die finanzieller Art.

Worauf sollte man bei der Auswahl eines Notdienstes achten?

Wer einst im Telefonbuch nach Schlüsseldienst suchte, fand viele obskure Namen - die mit mehreren A anfingen. Das Ziel dieser Anbieter: Möglichst weit vorne zu stehen in der Auflistung, um dann von möglichst vielen verzweifelten Menschen, die sich ausgesperrt haben, kontaktiert zu werden. Was früher Telefonbücher waren, ist heute das Internet - und was früher die Firmennamen mit AA am Anfang waren, ist heute Suchmaschinenoptimierung.

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jak
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Die erste Regel: Ruhe bewahren

Mit diversen technischen Kniffen lässt sich die eigene Firmenwebseite so optimieren, dass sie bei der Suche nach „Schlüsseldienst“ oder „ausgesperrt“ möglichst weit oben auftaucht. Im Fall des Falles ist daher die erste Regel: Ruhe bewahren. Und sich die Zeit nehmen, die in Frage kommenden Firmen etwas genauer anzuschauen. Ziel ist es dabei, zwei Fragen zu beantworten: Handelt es sich um einen seriösen Anbieter? Und was wird der Einsatz kosten?

Unseriöse Anbieter lassen sich meist mit einigen Kniffen herausfiltern. Hat der Anbieter eine teure 0900er-Telefonnummer als Kontaktmöglichkeit angegeben? Dann lieber Finger weg. Ein fehlendes Impressum auf der Internetseite kann ebenso ein Warnhinweis sein, oder dass sich an der im Impressum angegebene Adresse beim Gegenchecken mit einem Kartenanbieter wie Google Maps ein ganz anderes Unternehmen befindet.

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Die Adresse ist auch deshalb so wichtig, weil der Sitz des Anbieters Einfluss auf den Preis für die Türnotöffnung hat. Denn eine lange Anfahrtszeit erhöht die Kosten für den Einsatz deutlich. Idealerweise sollte der Anbieter daher aus der gleichen Stadt, in größeren Metropolen am besten aus dem gleichen Bezirk kommen.

Was darf eine Türnotöffnung kosten?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Denn der Preis ist abhängig von verschiedenen Faktoren: Handelt es sich um einen Arbeitstag, ist Wochenende oder ein Feiertag? Wird ein Nachtzuschlag fällig und wie lange ist der Anfahrtsweg? Lebt man in einer ländlichen Region mit längeren Anfahrtswegen und weniger Konkurrenz oder in einer Stadt?

Die Verbraucherzentrale Bayern berichtet jedenfalls von einem Fall aus ihrer Beratungspraxis, bei der einer Betroffenen für eine Öffnung 800 Euro in Rechnung gestellt wurden. Das sei kein Einzelfall: Unseriöse Schlüsseldienste verlangten immer wieder drei- mitunter sogar vierstellige Beträge für die Dienstleistung.

Einen Anhaltspunkt bietet allerdings eine Studie, die ein früheres Handwerkvermittlungsportal im Jahr 2020 erstellt hatte. Demnach lag der durchschnittliche Preis für eine Türnotöffnung an einem Werktag tagsüber in Deutschland bei 118 Euro. Der Verbraucherzentrale Brandenburg zufolge sollte der Preis an einem Werktag tagsüber nicht über 100 Euro kosten. Nacht- und Wochenendzuschläge seien zulässig, aber Posten wie „Sofortzuschläge“, „Bereitstellungszuschläge“ oder „Spezialwerkzeugkosten“ nicht.

Was gilt es, beim Beauftragen des Schlüsseldienstes zu beachten?

Der Anbieter muss genau wissen, was passiert ist. Ist die Tür tatsächlich nur zugefallen - oder war sie abgeschlossen und der Schüssel befindet sich im Gully? Um was für ein Schloss handelt es sich? Und um was für eine Tür? Diese Informationen helfen, Aufwand und damit die Kosten einzuschätzen. Auf dieser Basis sollte man einen Festpreis vereinbaren. Auch ein schriftlicher Kostenvoranschlag kann zusätzliche Sicherheit geben, setzt aber natürlich voraus, dass man trotz des Notfalls Zugriff etwa auf den E-Mail-Account hat.

In jedem Fall wichtig: Auf eine Rechnung bestehen. Auf der sollte die vorher vereinbarte Summe stehen, und zwar aufgelistet nach den Einzelposten, die zur Gesamtsumme führen.

Was tun bei einem betrügerischen Dienst?

Es passiert immer wieder: Gerade, wer unter Zeitdruck ist, ist eher´geneigt, eine überhöhte Summe zu zahlen - und ärgert sich dann hinterher. Einen ersten Anlaufpunkt für eine Einschätzung bieten hier die Beratungsangebote der regionalen Verbraucherzentralen. Immerhin hat 2020 ein Urteil des Bundesgerichtshofs die Position von Verbrauchern verbessert und klargestellt: Anbieter, die eine Notsituation von Betroffenen ausnutzen, um weit überzogene Rechnungsbeträge zu fordern, betreiben Wucher. (Az: 1 StR 113/19).

Doch auch wenn der Rechtsweg in der Theorie vielversprechend ist, sieht die Praxis anders aus: In Betrugsfällen sind die Täter oft längst über alle Berge. Sollte es noch während der Öffnung zum Konflikt kommen und ein Anbieter etwa damit drohen, die Tür wieder zu verschließen, wenn man eine geforderte überhöhte Summe nicht zahlt, rät die Verbraucherzentrale Bayern: Polizei rufen. So eine Drohung sei Nötigung.

Wie lässt sich vorsorgen?

Am besten ist es natürlich, wenn im Fall des Aussperrens gar nicht erst ein Schlüsseldienst notwendig wird. Gibt es vertrauenswürdige Nachbarn, zu denen man einen guten Kontakt hat? Wohnt jemand aus der Familie oder aus dem Freundeskreis einigermaßen in der Nähe? Dann lässt sich dort ein Zweit- oder Drittschlüssel deponieren, den man im Fall des Aussperrens einfach nur abholen muss. Wichtig ist natürlich, den Schlüssel nach so einem Notfall wieder dort zu deponieren. Aber auch vertrauenswürdige Nachbarn oder Freunde können mal im Urlaub sein, womöglich auch mal auf einem spontanen Kurztrip. Bei Dritten deponierte Schlüssel bieten also keine komplette Sicherheit.

Daher ist es hilfreich, noch auf einer zweiten Ebene vorzusorgen und sich bei Gelegenheit nach einem seriösen Schlüsseldienst in der Nähe umzuschauen. Gibt es im Wohnumfeld vielleicht einen Laden, der Schlüssel und damit zusammenhängende Dienstleistungen verkauft? Das ist eine gute Adresse und eine hohe Wahrscheinlichkeit, es hier mit einem seriösen Anbieter zu tun zu haben.

Eine Nacht im Hotel ist oft günstiger als eine Nottüröffnung

Im besten Fall fragt man einfach mal nach Preisen für eine Nottüröffnung, auch am Wochenende oder nachts. Wichtig: Die Telefonnummer gilt es im Mobiltelefon einzuspeichern oder auf einem kleinen Zettel außerhalb der Wohnung aufzubewahren, damit man sie im Ernstfall zur Hand hat.

Eine weitere Möglichkeit, wenn die Nachbarn oder Freunde mit dem Ersatzschlüssel nur kurz ausgeflogen sind, ist eine Übernachtung in einem günstigen Hotel. Hier eine Nacht zu bezahlen ist häufig billiger als eine Nottüröffnung mit Nacht- und Wochenendzuschlag.

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