Währung

Was bringt mir der digitale Euro?

Die EU-Kommission will den digitalen Euro neben Münzen und Scheinen zulassen. Warum er wichtig ist und wann es soweit ist

Von 
Christian Kerl
Lesedauer: 
Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht aktuell, wie ein digitaler Euro aussehen könnte. Die Einführung steht wohl frühestens 2028 an. © Arne Dedert/dpa

Brüssel. Brüssel. In Deutschland und weiten Teilen Europas soll es bald ein neues gesetzliches Zahlungsmittel geben - die Einführung des digitalen Euro rückt näher. Die EU-Kommission legte am Mittwoch in Brüssel einen Gesetzentwurf vor, der den Rechtsrahmen für die elektronische Gemeinschaftswährung bilden soll. Noch sind wichtige Fragen offen, viele Verbraucher bangen um die Zukunft des Bargelds.

Was ändert der digitale Euro für mich?

Der digitale Euro wäre ein elektronisches Zahlungsmittel, das im gesamten Euroraum genutzt werden könnte - als digitale Variante der Euro-Währung neben dem Bargeld. Weil es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt, wäre der Handel verpflichtet, auch die Digital-Variante anzunehmen. Er könnte also genutzt werden wie Bargeld, nur über eine App oder über eine Karte - beides wäre Zentralbankgeld, auch die elektronische Variante wäre risikofrei und zuverlässig, erklärt die Bundesbank. Privatpersonen könnten digital bezahlen, ohne ihre Daten mit dritten Anbietern zu teilen - und ohne Abstriche bei Stabilität, Sicherheit und Vertrauen.

Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, verspricht auch Kostenvorteile für Verbraucher: „Mit einem digitalen Euro würden die Gebühren sinken, die Verbraucher für Zahlungen entrichten, denn er würde den Wettbewerb in Europa beflügeln.“

Doch ob sich konkret im Alltag der Verbraucher viel ändert, wird von Fachleuten bezweifelt. Der Unionsfinanzexperte im EU-Parlament, Markus Ferber (CSU), sagt, die Verbraucher könnten schon heute mit Bargeld oder über Girokonten Zahlungen auslösen, es gebe eine Vielzahl von technischen Möglichkeiten. „Mit dem digitalen Euro würde es nur eine zusätzliche Möglichkeit geben“, meint Ferber. „Ob das am Ende Akzeptanz findet, weil insbesondere Fragen des Datenschutzes noch nicht sauber beantwortet sind, muss sich erst zeigen.“

Mehr zum Thema

Kommentar Nicht immer besser

Veröffentlicht
Kommentar von
Christian Unger
Mehr erfahren

Wie kann ich mit dem digitalen Euro zahlen?

Überall im Euroraum könnten die Bürger mit dem digitalen Euro gebührenfrei bezahlen, etwa mithilfe einer digitalen Geldbörse oder per Smartphone. Details stehen noch nicht endgültig fest. Nach den Plänen erhält jeder Bürger eine digitale Brieftasche, eine sogenannte Wallet.

Sie soll über das Handy oder den PC erreichbar sein. Allerdings ist für Konsumenten ein Maximalbetrag geplant, der in der „Wallet“ gespeichert werden kann, im Gespräch sind 3000 Euro - damit nicht riesige Geldabflüsse in die „Wallets“ Banken in Schieflage bringen. Im Prinzip könnte der digitale Euro auch zur Konkurrenz für Kreditkartenanbieter oder Zahlungsdienstleister werden.

Der europäische Verbraucherschutzverband Beuc begrüßt das: „Es ist höchste Zeit, dass wir uns von den großen internationalen Kartensystemen abkoppeln, um online und offline zu bezahlen“, sagt Beuc-Generaldirektorin Monique Goyens. Sie lobt, dass die Kommission die Forderung aufgegriffen habe, den E-Euro „kostenlos, allgemein verfügbar und für die Offline-Nutzung bereit zu machen, was für die Akzeptanz durch die Verbraucher unerlässlich ist“.

Geht es nur um einfacheres Bezahlen?

Nein. Ein digitaler Euro soll nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) die geldpolitische Souveränität des Euroraums stärken, Wettbewerb und Effizienz im Zahlungsverkehr fördern. Europa steht unter Druck, weil 114 Staaten weltweit die Einführung digitaler Zahlungsmittel vorbereiten. In der EU wäre digitales Geld, das die Zentralbank ausgibt, „ein Stabilitätsanker für das Zahlungs- und Währungssystem“, so die EZB.

Der Brüsseler Kommissar Dombrovskis betont, Banknoten und Münzen könnten die Wirtschaft der EU im digitalen Zeitalter nicht allein tragen. Die Kommission betont auch die Vorteile gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether: Der digitale Euro wäre für Privatanleger eine stabilere Alternative, denn sie soll an den relativ stabilen Euro gekoppelt sein.

Bedeutet das das Ende unseres Bargelds?

Nein, versichert die EU-Kommission. Bargeld werde es weiterhin geben. Auch die EZB betont: „Der digitale Euro würde das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen.“ Kommission und EZB betonten am Mittwoch, sie würden „alles daransetzen, dass Bargeld auch weiterhin in allen 20 Mitgliedsländern verfügbar ist und akzeptiert wird“.

Doch es brauche eine zweite Option: „Hätten wir beide Optionen - Euro-Bargeld und einen digitalen Euro -, so könnten alle frei wählen, wie sie bezahlen möchten, und niemand würde digital abgehängt.“ In einem weiteren Gesetzesvorstoß will die Kommission deshalb die EU-Mitgliedstaaten dazu verpflichten, Bargeld als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Und wann kommt der digitale Euro?

Frühestens 2028. Die EZB untersucht derzeit, wie der digitale Euro aussehen müsste und welche Nutzerbedürfnisse bedacht sein sollten. Nach Abschluss dieser Untersuchung wird im Herbst entschieden, ob Testläufe für das geplante Zahlungsmittel gestartet werden sollen. Parallel muss die EU das Gesetzgebungsverfahren vorantreiben. Dass der E-Euro kommt, gilt allerdings schon heute als sicher.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen