Heidelberg. Am Donnerstag findet in Heidelberg die 2. Collaboration Conference Rhein-Neckar statt. Hier geht es um neue Formen der Zusammenarbeit und die Frage, wie Menschen in Unternehmen miteinander und voneinander am besten lernen. „Die lernende Organisation als Innovationstreiber“ lautet daher auch das Motto. Bei der 1. Collaboration Conference im vergangenen Jahr standen neue Arbeitsformen im Mittelpunkt. Veranstalter ist die Unternehmensberatung Commha Consulting. Geschäftsführerin Jana Seifert erklärt, was es mit dem Thema Kooperationskultur auf sich hat.
Frau Seifert, was ist eine Collaboration Conference?
Jana Seifert: Das ist eine Konferenz, bei der sich alles um das Thema Zusammenarbeit dreht. Wir gehen davon aus, dass die Frage, wie wir miteinander arbeiten, im Wirtschaftsleben hochrelevant ist.
Jana Seifert
- Jana Seifert, geboren 1981, ist seit 2021 Geschäftsführerin bei Commha Consulting, einer Unternehmensberatung in Heidelberg.
- Die von der Commha Consulting veranstaltete 2. Collaboration Conference findet am Donnerstag, 29. September, statt.
- Anmeldungen sind noch möglich.
Aber ist das wirklich neu? Man muss doch immer zusammenarbeiten, oder nicht?
Seifert: Das ist richtig. Was aber seltsam ist, dass es immer heißt, man solle gut zusammenarbeiten und müsse teamfähig sein. Gleichzeitig denken Unternehmen aber noch viel zu selten darüber nach, wie das geht: gut zusammenarbeiten. Das Thema wird in Organisationen noch nicht hinreichend bearbeitet.
Und - wie arbeitet man gut zusammen?
Seifert: Gute Zusammenarbeit zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass ich weiß, wie ich mit Konflikten umgehe oder wie ich sie gar nicht erst entstehen lasse. Vieles, was die Zusammenarbeit im beruflichen Alltag stört, hat ja nichts mit der Sachebene zu tun. Ihre fachlichen Aufgaben können die Leute in der Regel bewältigen, aber es knirscht im Zwischenmenschlichen. Das nimmt Kapazität und Energie aus dem System - Energie, die man nicht in andere Dinge investieren kann wie zum Beispiel neue Ideen.
Aber lassen sich solche zwischenmenschlichen Konflikte denn gänzlich vermeiden?
Seifert: Vielleicht nicht komplett, aber es gibt ein paar gute Methoden, damit umzugehen, zum Beispiel richtig Feedback zu geben. Als Menschen brauchen wir Wertschätzung und Anerkennung, und dafür brauchen wir ein Gegenüber. Doch Feedback zu geben, ist nicht einfach. Selbst positives Feedback kann falsch ankommen, wenn es nicht auf Augenhöhe gegeben wird. Oder nehmen wir das Thema Entscheidungsfindung: Konflikte können auch vermieden werden, indem von vorneherein festgelegt wird, wie Entscheidungen getroffen werden.
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Was gäbe es hier für Möglichkeiten?
Seifert: Eine beliebte Methode ist abzustimmen, also alle Entscheidungen demokratisch zu fällen - mit dem Nachteil, dass die Minderheit immer das Nachsehen hat. Alternativ können Sie beispielsweise im Konsent entscheiden wollen. Konsent bedeutet - grob gesagt - dass ein Vorhaben umgesetzt wird, wenn niemand aus der Gruppe einen schwerwiegenden begründeten Einwand hat. Der soll vorgebracht werden und wird gegebenenfalls in die Lösung integriert.
Chefs, die entscheiden, gibt es in dem Modell nicht?
Seifert: Doch, natürlich darf auch ein Chef entscheiden, aber es gibt Organisationen, in denen möchte eine Führungskraft das in bestimmten Bereichen nicht, und die Arbeitskräfte möchten das häufig auch nicht.
Die Mitarbeitenden entscheiden dann alles selbst?
Seifert: Ja, je nach Organisationsform, kann es sein, dass die Teams alles oder bestimmte Angelegenheiten selbst entscheiden. Vorgesetzte moderieren dann eher.
Teamarbeit ist aber auch nicht unbedingt ein neues Thema …
Seifert: Aber früher waren die Teamstrukturen viel starrer. Heute ist die Durchlässigkeit in Organisationen viel höher, und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen sich immer öfter mit neuen Teams konfrontiert und müssen dann gelernt haben, wie sie schnell zu Ergebnissen kommen.
Wie gelingt das, wie sieht eine gute Teambildung aus?
Seifert: Im Prozess der Teambildung gibt es vier Phasen: Forming, das Team lernt sich kennen, Storming, die Rollen werden verteilt, Konflikte kommen auf, Norming, der Sturm hat sich gelegt, die Spielregeln für die künftige Zusammenarbeit werden festgelegt, Performing, die eigentliche Arbeit geht los und das Team bringt Höchstleistungen. Je schneller ein Team es schafft, in die Performing-Phase zu kommen, desto besser.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Collaboration Conference steht das Thema Lernen. Das heißt, es wird nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch gemeinsam gelernt?
Seifert: Organisationen müssen als Ganzes lernen, es nützt ja nichts, wenn nur einer etwas Neues kann. Bei Commha Consulting haben wir zum Beispiel ein Format eingeführt, das wir CommhAcademy nennen. Die Idee dahinter ist, dass Menschen, die etwas gelernt haben, von dem sie denken, dass das auch für andere hilfreich sein könnte, dieses Wissen weitergeben.
Wie machen die Mitarbeitenden das - ihr Wissen an Kollegen weitergeben?
Seifert: Dafür gibt es einen regelmäßigen Termin, doch zur Session kommt nur, wer mag. Das ist ein komplett freiwilliges Angebot. Die Organisation organisiert sich auf diese Weise selbst und braucht dafür zum Beispiel keine Personalabteilung und keine Führungskraft. Das Netzwerk lernt voneinander und miteinander. So können sich alle einbringen: ein neuer Mitarbeiter, der frisch von der Uni kommt, und eine Mitarbeiterin, die schon länger im Unternehmen ist und gerade ein interessantes Projekt beendet hat.
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