Berlin. Ob VW, Mercedes, BMW, Audi, Porsche, Opel, Hyundai, Tesla oder BYD. Gut 50 Hersteller und Marken bieten in Deutschland Elektroautos an, mehr als 260 Modelle. Doch die große Mehrheit kauft immer noch Fahrzeuge mit Verbrennermotoren, so das Kraftfahrt-Bundesamt. Lohnt sich der Umstieg auf E-Autos?
Wie viele E-Autos fahren auf deutschen Straßen?
In Deutschland sind 48,8 Millionen Pkw angemeldet. Aktuell sind 1,08 Millionen reine Elektroautos unterwegs. Das sind etwa zwei Prozent aller fahrenden Pkw. Ziel der Bundesregierung ist es, die Zahl der E-Autos bis zum Jahr 2030 auf 15 Millionen zu erhöhen.
Sind E-Autos teurer als Verbrenner?
Manche E-Autos fahren günstiger als Verbrenner, manche teurer. „Das variiert von Modell zu Modell“, berichtet der ADAC, der Hunderte Modelle verschiedener Hersteller einem Kostenvergleich unterzogen hat. In die Bilanz müssen immer Kaufpreis, Wartung, Reparaturen, Versicherung und Wertverlust einberechnet werden. Oft ist der Kaufpreis für E-Autos höher als vergleichbare Benzin- oder Dieselvarianten. Die Umweltprämie für E-Autos, die vom Staat und von Herstellern finanziert wird, senkt jedoch den Kaufpreis für E-Autos um bis zu 6750 Euro. So kostet beispielsweise ein Opel Corsa-e 36 395 Euro - abzüglich der Umweltprämie zahlen Käufer 29 645 Euro. Als Benziner kostet der Corsa 1.2 neu 26 950 Euro. Wer 30 000 Kilometer im Jahr damit fährt, zahlt laut ADAC mit der Elektrovariante 34,3 Cent pro Kilometer, die Verbrennervariante ist mit 36,2 Cent etwas teurer. Bei einer Leistung von 10 000 Kilometern ist die Elektrovariante mit 70,2 Cent pro Kilometer teurer als die Super-Ausführung mit 68,4 Cent pro Kilometer. Bei den Unterhaltskosten haben Elektroautos Vorteile. Sie sind - je nach Strompreis - günstiger im Betrieb, bei der Wartung sowie bei der Steuer.
Wie teuer ist das günstigste E-Auto?
Die Preise variieren je nach Modell, Ausstattung, Batterie und Größe. Das günstigste Angebot ist der Dacia Spring für 22 750 Euro. Nach Abzug der Umweltprämie kostet der Wagen noch 16 000 Euro, sagt der Direktor des CAR-Instituts, Ferdinand Dudenhöffer. Nach oben sind so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Wie groß ist heute die Reichweite eines E-Autos?
Im Durchschnitt beträgt die Reichweite etwa 300 Kilometer. Nach einem ADAC-Test hat der BMW iX xDrive 50 mit 610 Kilometern die höchste Reichweite, gefolgt vom Mercedes EQS mit 575 Kilometern. Der Tesla Model 3 kommt 415 Kilometer weit, ein kleiner Renault Twingo 150 Kilometer. Entscheidend sind neben der Batteriegröße auch die Witterung und Geschwindigkeit. Frostige Temperaturen und ein hohes Tempo können die Reichweiten - im Extremfall bis zu 50 Prozent - schmälern.
Wie hoch ist bei einem Fahrzeug der Stromverbrauch?
Besonders wenig Strom verbrauchen laut ADAC-Ecotest der Hyundai Kona Elektro (16,7 Kilowatt je 100 Kilometer), der Tesla Model 3 (16,8 kWh) und Fiat 500e Cabrio (17,4 kWh). Ein VW ID.3 schluckt 19,3 kWh, ein BMW i4 eDrive 19,5 kWh. Ein großer Mercedes EQV 300 verbrauchte in dem standardisierten ADAC-Test 30,9 kWh.
Auf was sollten Käufer von E-Autos achten?
E-Auto-Interessenten sollten prüfen, welche Strecken sie regelmäßig zurücklegen, welche Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen, welche Ladetechnologie benötigt wird (Schnellladen) und wie hoch das verfügbare Mobilitätsbudget ist, empfiehlt der ADAC. Von Vorteil ist eine Wallbox - eine Ladestation - zu Hause. Wer täglich lange Strecken von 800 und mehr Kilometern fährt, für den ist das E-Auto noch nicht das ideale Gefährt, meint Dudenhöffer. Entscheidend ist auch der „Spritverbrauch“. Mehr als 15 kWh/100 km sollten die Autos nicht verbrauchen, es sei denn, es handelt sich um SUV oder Oberklasseautos.
Ist es noch sinnvoll, ein Auto mit Verbrennermotor zu kaufen?
Trotz des Verkaufsverbots neuer Benziner oder Diesel in Europa ab 2035 dürfen alle vorhandenen Autos weitergefahren oder weiterverkauft werden. Nutzer sollten ihre Bedarfe individuell prüfen, rät der ADAC. Wer beispielsweise viel mit Anhängern fahre, für den seien E-Autos nicht ideal. Für diejenigen, die zu Hause eine Lademöglichkeit schaffen könnten, sei das E-Auto häufig eine gute und günstige Wahl.
Wie hoch ist die Förderung für E-Autos?
Die Bundesregierung und Hersteller fördern den Kauf und das Leasing von Neuwagen mit Elektroantrieb oder Brennstoffzelle (Wasserstoff) mit einem Umweltbonus. Er orientiert sich am Nettolistenpreis des Basismodells. Den Höchstbetrag von 6750 Euro gibt es für E-Autos bis 40 000 Euro, 4500 Euro für Autos zwischen 40 000 und 65 000 Euro. Teurere Autos über 65 000 Euro werden nicht gefördert. Wichtig: Ab September 2023 dürfen nur noch Privatpersonen Anträge stellen. Ab 2024 werden wiederum nur noch Autos mit einem Kaufpreis von bis zu 45 000 Euro gefördert - mit maximal 4500 Euro.
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