Mannheim. Wer die Turbinenstraße in Mannheim-Käfertal entlang fährt, macht eine Reise in die Industriegeschichte der Stadt. Noch erinnern Hallen und Bürogebäude an den einst riesigen Standort von General Electric (GE), früher Alstom, ganz früher BBC. Nach drastischen Einschnitten und mehreren Abbauwellen über die Jahre (siehe Infokasten) sind noch rund 300 Beschäftigte bei GE übrig geblieben. Mannheim soll sich auf Services für Dampfturbinen und Generatoren für Kunden auf der ganzen Welt spezialisieren - dazu gehören große deutsche Energieerzeuger.
Der Mietvertrag im „X-Bau“ läuft noch bis zum Jahr 2024. Ein klares Bekenntnis zu Mannheim über diese Zeit hinaus vermeidet das Unternehmen. Eine Sprecherin erklärt lediglich, dass beim Mietvertrag derzeit „keine Änderungen“ vorgesehen seien. „Bedingt durch die Pandemie und die Weiterentwicklung der flexiblen Möglichkeiten für Mitarbeiter, von zu Hause aus zu arbeiten, beobachten wir die Lage allerdings sehr genau.“
Blick auf erneuerbare Energien
Der amerikanische Konzern hat die vergangenen Abbauwellen bei der Belegschaft mit der schwierigen Lage am Markt seit der Energiewende begründet. So will sich GE künftig aus dem Markt mit neuen Kohlekraftwerken verabschieden und sich auf erneuerbare Energien und Kraftwerkstechnik konzentrieren. Der Konzernumbau geht darüber hinaus noch viel weiter.
Denn GE will sich in drei Unternehmen aufspalten, wie seit kurzer Zeit bekannt ist. Entstehen sollen Gesellschaften für Luftfahrt, Medizin - und ein weiteres Unternehmen, das die Geschäfte rund um erneuerbare Energien, Energieerzeugung und Digitalisierung umfasst. Dazu würde dann auch der Mannheimer Standort zählen. Die Abspaltung des zusammengeführten Energiegeschäfts soll bis Anfang 2024 abgeschlossen sein. „Bezüglich der geplanten Teilung von GE in drei unabhängige Unternehmen können wir derzeit noch nicht genau sagen, inwiefern dies Auswirkungen auf unsere Standorte in Deutschland haben wird“, erklärt die Sprecherin.
Bewegte Geschichte
- Im Jahr 2014 gibt der US-Konzern General Electric (GE) bekannt, die Energiesparte von Alstom zu übernehmen. Damit fällt auch der Mannheimer Alstom-Standort an GE.
- Die traditionsreiche Turbinenfabrik macht im Jahr 2017 dicht. Mehr als 1000 Arbeitsplätze gehen verloren - allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Nach Protesten und erbitterten Streitereien auch vor Gericht einigen sich Management und Arbeitnehmervertreter auf einen Interessenausgleich und Sozialplan bei GE.
- Ende 2017 und Anfang 2019 folgen weitere Abbauwellen. Die IG Metall befürchtet mehrfach, dass der gesamte Mannheimer Standort „plattgemacht“ wird.
- Weil das Areal viel zu groß für die verbliebene Belegschaft ist, wird es 2019 verkauft - an den Projektentwickler Aurelis. GE selbst verbleibt als Mieter im „X-Bau“ (Tor 8) an der Turbinenstraße.
Die Genehmigungen der Gremien und Behörden steht noch aus. GE schätzt die Kosten für den Umbau auf rund zwei Milliarden Dollar sowie weniger als eine halbe Milliarde Dollar an Steuerlast. Das Management verspricht sich von der Aufspaltung ein stärkeres langfristiges Wachstum. Ähnliche Wege sind bereits die Konkurrenten Philips und vor allem Siemens gegangen. Der gesamte Prozess soll über die nächsten drei Jahre laufen und zunächst mit der Abspaltung des Medizingeschäfts beginnen.
Damit mündet der laufende Konzernumbau bei GE in ein großes Finale. Das Unternehmen plant schon länger, sich stärker auf sein Industriegeschäft zu konzentrieren und die Schulden zu verringern.
Die Mannheimer IG Metall verlangt, dass GE die Beschäftigung am Standort Mannheim erhält. Es sei an der Zeit, „endlich ein tragfähiges Zukunftskonzept mit den Beschäftigten unter Berücksichtigung ihrer Kompetenzen zu entwickeln“, erklärt Geschäftsführerin Janna Köke dieser Redaktion.
Modernisierte Hallen
Das ehemalige Mannheimer Areal von General Electric, auf dem einst mehrere Tausend Menschen gearbeitet haben, gehört mittlerweile Aurelis. Der Projektentwickler will einen „unteren zweistelligen Millionenbetrag“ investieren - Büros sanieren, Hallen modernisieren, Neubauten errichten. Geplant ist auch ein neues Parkhaus mit mehr als 700 Stellplätzen für Mieter des Gewerbeparks. Ein Vertrag sichert der Mannheimer Stadtverwaltung ein umfangreiches Mitbestimmungsrecht bei der „Wiederbelebung“ der Flächen zu. Sie wünscht sich Industrieproduktion, Handwerk und Dienstleistungen.
Einige neue Mieter wie das Bauhaus Service Center Deutschland sind bereits eingezogen, ebenso das Logistikunternehmen Huettemann. Das Elektrotechnik-Unternehmen ABB wird spätestens im dritten Quartal mit einigen Abteilungen in das Turbinenwerk ziehen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-us-konzern-ge-laeutet-konzernumbau-ein-welche-folgen-hat-das-fuer-mannheim-_arid,1902452.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/kaefertal.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,5.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,5.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html