Verbraucher

Stiftung Warentest feiert 60. Geburtstag - und eine große Marktmacht

Keine Werbung, geheime Test-Labors, strenge Prüf-Kriterien - wie sich Stiftung Warentest einen ungewöhnlich guten Ruf erworben hat

Von 
Felix Lill
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Ein Kochfelder-Test: Die Bräunung der normierten Pfannkuchen gibt Aufschluss über die Wärmeverteilung auf den Kochfeldern. © Franziska Gabbert/dpa-tmn

In einem Käfig von der Größe eines Kindertrampolins schleudert ein Rasenmäher kleine Stahlkugeln umher. Ein paar Meter weiter werden Induktionsherdplatten an- und ausgeschaltet. Es sieht ein wenig aus wie im Labor des legendären Erfinders Daniel Düsentrieb aus der Comicreihe Donald Duck.

Tatsächlich lassen sich die Ingenieure auch hier immer wieder neues einfallen. Es geht dabei um Testaufbauten für allerlei Gerät, in diesem Fall Rasenmäher und Induktionsherde. Auftraggeber ist die Stiftung Warentest.

Wo die Labore der Stiftung Warentest sind, wird streng geheim gehalten

Wo das Labor liegt, wird streng geheim gehalten. Auch über die anderen Standorte unabhängiger Test-Einrichtungen herrscht Stillschweigen. Zu groß ist die Gefahr, dass Hersteller die Testergebnisse beeinflussen könnten, wenn sie die Prüfer erst einmal kennen. Die Unabhängigkeit ist ein Markenzeichen der Stiftung.

Warum Hemden extra schmutzig sein müssen

  • Ein gutes Beispiel zur Illustration der Arbeit sind Waschmittel.
  • 51 ausgewählte Haushalte erhalten Wäschepakete mit weißen Hemden, weißen T-Shirts und bestimmten Formen von Handtüchern.
  • Die Haushalte benutzen dann die Textilien, die von der Stiftung später wieder schmutzig eingesammelt werden.
  • Zusätzlich versetzen die Prüfer die Stoffe dann mit mehr als 10 000 verschiedenen Fleckenarten.
  • Dann kommt die Wäsche zum Test der verschiedenen Waschpulver in die Maschinen.

Auf dem Webportal oder in den Zeitschriften und Büchern des Verlags findet sich auch keine Werbung. Allein der Verkauf der Publikationen, Einnahmen aus Lizenzgebühren, wenn Hersteller mit einer guten Bewertung durch die Warentester werben wollen sowie Erträge aus dem Stiftungskapital finanzieren die Tests.

Kanzler Ludwig Ehrhard ließ die Stiftung 1964 gründen

Wohl auch deshalb hat sich die in Berlin angesiedelte Stiftung einen ungewöhnlich guten Ruf erworben. 96 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher kennen die Stiftung, 74 Prozent haben großes oder sehr großes Vertrauen in ihre Arbeit. Doch zurück. Als der damalige Kanzler Lud

Kommentar Stiftung Warentest ist unverzichtbar

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Wolfgang Mulke
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wig Ehrhard die Stiftung 1964 gründen ließ, war die Freude darüber auf Seiten der Wirtschaft gering.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie wartete mit einem aus heutiger Sicht recht absurden Argument auf. Die Verbraucher seien doch durch Werbung in ausreichendem Maße unterrichtet, kritisierte der Verband das Vorhaben. Zwei Jahre später erschien das erste Testheft. Nähmaschinen und Stabmixer nahmen die Prüfer dafür unter die Lupe.

Stiftung Warentest benotet heute über 30000 Produkte im Jahr

Heute testet die Stiftung jährlich über 30 000 Produkte und diverse Dienstleistungen quer durch die Welt des Konsums. „Soweit ich weiß, haben wir sogar einmal Autos getestet“, erinnert sich Vorständin Julia Bönisch und verteidigt den zum Teil immensen Aufwand der Tests. „Das ist ein Service für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die sonst den Werbebotschaften der Unternehmen etwas hilflos ausgeliefert wären“, sagt sie.

„Wir beeinflussen mit unseren Testergebnissen Märkte“, sagt Bönisch. Die Benotung habe eine unmittelbare Auswirkung auf den Umsatz mit den jeweiligen Produkten. Auf der anderen Seite zeigen gut oder sehr gut bewertete Hersteller dies auch gerne in ihrer Werbung. Dafür bezahlen sie auch eine Lizenzgebühr.

0b sich die Erfolgsgeschichte noch so fortsetzen kann? Das Geschäft mit gedruckten Publikationen ist generell rückläufig, für die Stiftung aber eine wesentliche Einnahmequelle. Zudem gibt es auch bei Vergleichstest, insbesondere bei Finanzfragen, im Internet reichlich Konkurrenz.

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