Familie und Finanzen

So sparen Eltern richtig für das Studium ihrer Kinder

Besucht ihr Nachwuchs eine Hochschule, bedeutet das für viele Eltern einen finanziellen Kraftakt. Kluges Anlegen hilft dabei - wie auch Unterstützung vom Staat

Von 
Wolfgang Mulke
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Zwischen 36 000 und 75 000 Euro werden laut Finanzexperten im Schnitt für ein Studium fällig. © Patrick Seeger/dpa

Berlin. Das Abi ist geschafft, jetzt beginnt mit dem Studium an einer Hochschule für viele junge Leute ein neuer Lebensabschnitt. Für die Familie bedeutet dies neben der Freude über den schulischen Erfolg eine neue Herausforderung. Denn die Studierenden müssen weiter finanziert werden. Und ein Studium verschlingt eine Menge Geld. Nach Berechnungen der Sparkassen entstehen durchschnittliche Kosten zwischen 36 000 und 75 000 Euro. „Ein Studium gehört neben der privaten Altersvorsorge zu den größten finanziellen Belastungen im Leben vieler Eltern“, erläutern die Institute. Gut vorbereitet sollte dies kein Problem darstellen.

Die hohe Gesamtsumme verteilt sich auf viele Posten. Der Hochschulen verlangen oft Semesterbeiträge, die mit 50 Euro bis 250 Euro noch überschaubar sind. Dazu kommen Ausgaben für das Lehrmaterial, womöglich im Verlauf der Ausbildung ein teures Auslandssemester.

Der größte Teil des Bedarfs entfällt auf die Lebenshaltungskosten, vor allem das Wohnen. Je nach Stadt kostet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zwischen 200 Euro und 600 Euro. Am teuersten Standort München verlangen die Vermieter sogar noch mehr. Wenn es eine eigene Wohnung sein soll, wird es in der Regel noch teurer. Der Umzug, die Fahrtkosten, Lebensmittel oder auch Vereinsbeiträge sind ebenfalls unverzichtbare Posten im Studienbudget. Ausgehen wollen junge Leute schließlich auch gelegentlich. „Monatlich sollen Eltern für Leben und Studium mit rund 596 Euro bis 1250 Euro rechnen“, sagen die Experten der Sparkassen. Die aktuell hohe Inflation ist in diesen Zahlen noch nicht einmal berücksichtigt worden.

Vor der finanziellen Verantwortung können sich Eltern nicht drücken. Die Kinder haben ab dem 18. Lebensjahr bis sie 25 Jahre alt sind einen Unterhaltsanspruch von 930 Euro monatlich, sofern sie noch in der Erstausbildung oder im Erststudium sind. Für einige Tausend Euro müssen Eltern also auf jeden Fall aufkommen.

Risiko wir minimiert

„Für die Finanzierung des Studiums wird das Kindergeld leider nicht reichen“, warnen die Verbraucherzentralen. Sie raten daher zu einer frühzeitig angelegten Strategie zur Finanzierung einer längeren Ausbildung. Dafür bieten sich zum Beispiel Sparpläne an, die schon ab einem monatlichen Beitrag von 25 Euro angeboten werden. „Das macht es Eltern leichter, bei einem geringen Einkommen oder in finanziell mageren Zeiten weiter einzuzahlen“, erklären die Verbraucherschützer, „da sie die Beiträge bis zu kleinsten Sparrate reduzieren oder ganz aussetzen können“.

Immer beliebter, weil sehr kostengünstig, sind hier Sparpläne auf sogenannte Exchange Trade Funds (ETF). Das sind Fonds, die einen Aktienindex nachbilden, also etwa den deutschen Dax. Die Kursentwicklung des Fonds verläuft parallel zum Kurs des Index. Da das Risiko auf viele Aktien verteilt wird, ist das Verlustrisiko vergleichsweise gering. Die Stiftung Warentest rät auf eine noch größere Streuung des Sparbetrags. Dafür bietet sich der Index MSCI World an. Darin sind Aktien von rund 1600 Unternehmen aus 23 Ländern rund um den Erdball enthalten. Im Dax sind es nur 40, ausschließlich aus Deutschland. Die größere Verteilung minimiert das Risiko weiter. Bei einer langfristigen Planung spielen die Schwankungen am Aktienmarkt ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

Auf lange Sicht von zehn Jahren und länger war hier in der Vergangenheit stets eine durchschnittliche Rendite von sechs Prozent und mehr drin. In Euro und Cent heißt das: Bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro für das spätere Studium kommen in einem Zeitraum von zehn Jahren 8165 Euro zusammen. Mit monatlich 100 Euro sind es schon 16 331 Euro. Damit ist ein guter Teil der Studienkosten schon sicher abgedeckt. Zur Sicherheit sollten Eltern aber drei Jahre, bevor sie das Geld brauchen, auf die Kursentwicklung achten und in unsicheren Zeit wenigstens einen Teil der Anlage in ein sicheres Festgeld umschichten.

Kehrseiten des Kinderdepots

Ganz umsichtige Eltern beginnen schon kurz nach der Geburt mit dieser Vorsorge. Halten sie bis zur Volljährigkeit mit diesem Sparplan für 100 Euro monatlich durch, winkt am Ende mit einem Betrag von über 38 000 Euro schon ein komfortables Polster für ein Studium. Viel ist dabei nicht zu erledigen. Die Eltern eröffnen bei ihrer Bank oder auch einem Neobroker wie Trade Republic ein Depot und richten den Sparplan ein.

Sie können das Depot auch gleich auf den Namen des Kindes laufen lassen. Bis zur Volljährigkeit verwalten die Eltern das Kinderdepot. Laut Verbraucherzentralen hat diese Variante zwei Vorteile: Sollten die Eltern in finanzielle Schwierigkeiten geraten, bleibt das Vermögen des Kindes unangetastet. Es kann von Gläubigern nicht gepfändet werden. Für vermögende Eltern gibt es einen Steuervorteil, falls die Eltern einzeln mehr als 1000 Euro oder als Ehepaar mehr als 2000 Euro an Kapitalerträgen erzielen. Ab diesen Erträgen müssen Zinsen verteuert werden. Die geringen Kapitalerträge des Kindes bleiben bei der Berechnung außen vor.

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Auf Kehrseiten des Kinderdepots weisen die Experten auch hin. Denn mit der Volljährigkeit kann der junge Mann oder die junge Frau frei über die Rücklage verfügen und das Geld im schlimmsten Fall verjubeln, statt es in die eigene Ausbildung zu stecken. Und es gilt eine Vermögenshöchstgrenze von 15 000 Euro für einen möglichen Anspruch auf das Bafög.

Maximal 934 Euro Bafög

Die Finanzbranche wirbt auch mit so genannten Ausbildungsversicherungen. Vom Abschluss einer solchen Police raten die Verbraucherzentralen aber ab, weil hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren die Rendite dieser Anlage schmälern würden. Auch sei die versprochene Risikoabsicherung oft nicht ausreichend.

Eltern mit geringem Einkommen können womöglich keine ausreichende Summe für das Studium zurücklegen. Sie können auf Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz hoffen, die unter dem Kürzeln Bafög bekannt sind. Die Sozialleistung wird Schülern und Studenten abhängig von der Bedürftigkeit, aber auch von regionalen Gegebenheiten gewährt. Maximal schießt der Staat Studierenden derzeit 934 Euro monatlich dazu. Die Hälfte der Summe ist ein Zuschuss, die andere Hälfte ein zinsloses Darlehen, das erst nach Abschluss der Ausbildung zurückbezahlt werden muss.

Korrespondent

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