Geld

So funktioniert der neue Bezahldienst Wero

Der Datenklau bei Paypal im August öffnet Wero, dem europäischen Zahlungsdienst, neue Chancen. Was Verbraucher wissen müssen.

Von 
Björn Hartmann
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Das neue Online-Zahlungssystem Wero soll Zahlungen zwischen europäischen Bankkonten gebührenfrei und sicher möglich machen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Berlin. Für Paypal ist der August nicht rund gelaufen. Erst landeten zahlreiche Kundendaten im Darknet, jenem Teil des Internets, den vor allem Gauner nutzen. Dann fielen die Sicherheitssysteme beim US-Konzern aus. Deutsche Banken blockierten daraufhin Zahlungen in Milliardenhöhe, um Betrug zu verhindern. Und die Kunden hierzulande, die Paypal sehr gern nutzen, sehen sich nach einer heimischen Alternative um.

Das eröffnet ungeahnte Chancen für Wero, einen digitalen Zahlungsdienst aus Europa, der spät gestartet ist, jetzt aber in hohem Maße profitieren könnte.

Für Onlinekäufe verwenden besonders die Deutschen am liebsten Paypal

Wer mit dem Mobiltelefon an der Supermarktkasse bezahlt, nutzt meist Apple Pay oder Google Pay – Dienste der beiden US-Technologieriesen Apple und Google. Wer mit einer Kreditkarte ein Auto bucht, stützt sich auf Mastercard oder Visa, zwei Finanzriesen aus den USA. Und für Onlinekäufe verwenden besonders die Deutschen am liebsten Paypal. Das Finanzunternehmen sitzt in Kalifornien. Beim Zahlungsverkehr geht nur wenig ohne amerikanische Firmen, vor allem, wenn das Geld über Ländergrenzen fließen soll. Kontrolle haben die europäischen Kunden nicht. Das stört zunehmend, vor allem weil die Wirtschaftspolitik der US-Regierung Amerika über alles stellt und sich wenig um andere schert.

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„Es ist wichtig, dass der Zahlungsverkehr nicht allein von außereuropäischen Plattformen geprägt wird“, sagt Joachim Schmalzl, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), des Dachverbands aller Sparkassen in Deutschland. „Wer gestalten will, braucht eigene Systeme – gerade in geopolitisch sensiblen Bereichen wie dem Zahlungsverkehr. Nur so bleiben Wettbewerb, Wahlfreiheit und Innovationskraft in Europa erhalten.“

Schmalzl ist auch Aufsichtsratsvorsitzender von EPI, das hinter Wero steht. Die European Payment Initiative (Europäische Zahlungsinitiative) in Brüssel tragen zahlreiche Banken, darunter der DSGV, die Volksbanken und die Deutsche Bank. Auch die ING Deutschland, ist dabei, ebenso wie die Sparda-Banken. Aus Frankreich unterstützen unter anderem BNP Paribas und Société Générale, aus den Niederlanden ABN Amro. Und seit kurzem gehört auch die Neobank Revolut aus Großbritannien dazu.

Einfach über App

Ist eine Bank bei Wero dabei, lässt sich die Funktion in der entsprechenden Banking-App nutzen.

Wer eine solche App nicht nutzt, kann auf die Wero-App zurückgreifen. Nach dem ersten Start erscheint eine Liste mit teilnehmenden Banken. Hier muss man die eigene auswählen, dann führt die App durch die weiteren Schritte.

Ist ein Girokonto für die Wero-App freigegeben, muss noch eine Mobilnummer (oder E-Mail-Adresse) mit dem Konto verknüpft werden. Dann kann Geld verschickt werden.

Gestartet ist Wero im Juli 2024. Bisher lässt sich mit der App nur Geld zwischen Privatpersonen hin- und herschicken – grenzübergreifend. Praktisch ist das, wenn zum Beispiel auf der Arbeit Geld gesammelt wird, um einem Kollegen einen Blumenstrauß zum Geburtstag zu schenken. Es lässt sich auch ein Schnäppchen auf dem Flohmarkt im Brüsseler Viertel Marolles bezahlen. Oder dem Straßenmusiker am Montmartre in Paris Geld spenden. Mobilnummer der Person, die das Geld bekommen soll, eingeben, Summe eintragen und abschicken. Nach weniger als zehn Sekunden ist das Geld da.

„Mehr als 43 Millionen Menschen in Europa nutzen Wero bereits“

Bankdaten preiszugeben, ist nicht nötig. Denn anders als bei einer Überweisung müssen keine Kontonummern oder BIC-Codes eingegeben werden. Alles soll schnell und einfach, aber gleichzeitig sicher laufen. Und zwischen Privatpersonen auch kostenlos. Große Marketingkampagnen gab es bisher nicht.

Das Angebot scheint dennoch interessant zu sein. „Mehr als 43 Millionen Menschen in Europa nutzen Wero bereits, über eine Million allein bei den Sparkassen“, sagt Schmalzl. „Der Markt ist bereit, der Bedarf ist da, und Europa damit auf dem richtigen Weg.“

In einer App der Sparkasse ist die Option „Geld senden“ zu sehen. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der Name ist ein Kunstwort aus dem englischen „We“ für „Wir“ und „Euro“. Derzeit funktioniert Wero nur in Belgien, Deutschland und Frankreich. 2026 kommen die Niederlande hinzu. Österreich ist auch im Gespräch. Ziel ist, die gesamte Euro-Zone abzudecken. Richtig viele neue Nutzer dürften im Herbst hinzukommen. Dann sollen auch Onlinehändler eingebunden werden. Die sind in der Regel neuen Zahlmöglichkeiten gegenüber aufgeschlossen, das Geschäft wächst auch. Der stationäre Einzelhandel soll später folgen.

Wero wird wohl für die Händler billiger als Kreditkarte oder Paypal

Wero finanziert sich über Gebühren, die in der Regel die Händler tragen. Und die sind sehr sensibel, wenn es um ihre Kosten geht. Offiziell hält sich das EPI zurück, zu hören ist aber, dass es ein konkurrenzfähiges Preismodell geben soll. Im Klartext: Wero wird wohl für die Händler billiger als Kreditkarte oder Paypal. Die Amerikaner erheben im Vergleich zu anderen recht hohe Gebühren. Niedrige Preise dürften helfen, Wero bei Händlern zügig zu verbreiten, was den Zahlungsdienst wiederum interessanter für Privatpersonen macht.

Paypal, 1998 gestartet und börsennotiert, funktioniert ähnlich wie Wero, allerdings ist das Unternehmen wie ein Vermittler zwischen die Banken von Sender und Empfänger geschaltet. Bei Wero läuft die Überweisung direkt zwischen den Bankkonten. In Deutschland ist das Angebot des US-Konzerns anders als etwa in Frankreich besonders beliebt. 32 Millionen Kunden hat Paypal nach eigenen Angaben in der Bundesrepublik. Der Dienst deckt nach Firmenangaben 110 Länder ab.

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