Mannheim/Bruchsal. Mit drei Bewährungsstrafen und einem Bußgeld endet am Mannheimer Landgericht das am 10. Mai gestartete Wirtschaftsstrafverfahren, bei dem vier ehemalige Gesellschafter beziehungsweise Geschäftsführer von Fitnessstudios der Gruppe Asporta wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung auf der Anklagebank saßen.
Die in Süddeutschland, auch in Mannheim und Heidelberg, betriebenen Club-Trainingscenter mit Verwaltungssitz in Bruchsal rutschten bereits vor der Corona-Pandemie, die der gesamten Branche zu schaffen machte, in die Pleite. Wie der Prozess offenbarte, begann der Niedergang der Kette schon 2013, als einige der Fitnessstudios nicht mehr ihre Rechnungen begleichen konnten. Zahlungsunfähig war die gesamte Gruppe, wie ein Buchprüfer der Polizei aussagte, bereits Anfang 2016. Allerdings wurde das Insolvenzverfahren erst 2017 eröffnet.
Die Große Wirtschaftsstrafkammer 22 musste Licht in ein verwirrendes Konstrukt von zuletzt 18 Filialen in unterschiedlicher Verantwortung – aber mit „kreuz und quer laufenden Verrechnungen“, so eine Ermittlerin – sowie mehr als 250 geschäftlich wie privat geführten Konten bringen. Der Schuldenberg hatte sich auf mindestens 20 Millionen Euro angehäuft.
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„Wirtschaftliches Unvermögen“
Als Ergebnis der Beweisaufnahme kommt die Kammer zu dem Schluss, dass die Pleite der Fitnessstudios vor allem auf „wirtschaftliches Unvermögen“ zurückgeht, wie der Vorsitzende Richter Andreas Lindenthal ausführte. So hatte Asporta noch 2015 in Baden-Baden eine noble Fitness- und Wellness-Oase eingeweiht und nach eigenen Angaben in den Innenausbau 1,4 Millionen Euro und eine weitere Million in Inventar und Trainingsequipment investiert – obwohl sich schon damals eine finanzielle Schieflage abzeichnete.
Wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung in jeweils unterschiedlichen Fällen verhängte die Wirtschaftsstrafkammer Bewährungsstrafen von einem Jahr, von 18 Monaten sowie von zwei Jahren. Einer der vier Angeklagten kommt mit Bußgeld davon und muss an eine gemeinnützige Einrichtung 10 000 Euro überweisen. Das angegliederte Verfahren rund um Vorwürfe, wonach insgesamt 158 Miet-Fitnessgeräte im Wert von gut einer halben Million Euro betrügerisch zur Seite geschafft wurden, hat die Kammer wegen „erheblicher Zweifel“ eingestellt. Die Studio-Betreiber haben die Urteile angenommen.
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