Raststätten

Preisunterschiede an deutschen Autobahnen sorgen für Unmut

In Deutschland steigt die Frustration über die hohen Kosten an Autobahnraststätten, besonders während der Sommerferien. Ein Blick in die Preisstrukturen von Tank & Rast zeigt signifikante Abweichungen zu anderen Anbietern

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Dominik Bath
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Teurer Stopp: Hier die Raststätte Börde Süd an der A2 in Sachsen-Anhalt. © Jan Woitas/dpa/Tank&Rast

Viele Familien, die in den Sommerferien mit dem eigenen Auto unterwegs waren, werden sich mal wieder geärgert haben: Die Pause direkt an deutschen Autobahnen kann ins Geld gehen.

Seit jeher ist die teure Auszeit vom Fahren unweit der Straße ein Dauerärgernis. Im vergangenen Jahr hatte der ADAC erneut erhoben, dass pro Tankfüllung ein Unterschied von mehr als 20 Euro möglich sind. Abfahren lohne sich daher. Auch beim Kauf anderer Produkte und dem Essen in den Raststätten stellten Erhebungen teils massive Preisunterschiede zu Anbietern abseits der Autobahnen fest. Und selbst den Klogang lassen sich die Raststätten über das Bonsystem Sanifair bezahlen.

Politik fordert Konsequenzen für Betreiber von Autobahnraststätten

Im Fokus der Kritik steht das deutsche Raststättenunternehmen Tank & Rast. Eigenen Angaben zufolge umfasst das Raststättennetz des Unternehmens gut 400 Standorte entlang deutscher Autobahnen. Tank & Rast selbst ist nicht immer Betreiber der Raststätten - größtenteils sind sie an private Betreiber verpachtet.

Gut 95 Prozent der Rastmöglichkeiten entlang der Fernstraßen zählen zu Tank & Rast - ein Quasi-Monopol, sagen Kritiker. Der Konzern würde seine Marktposition ausnutzen.

Auf Anfrage weist Tank & Rast eine angebliche Monopolstellung zurück

In der Politik wird nun nicht zum ersten Mal der Ruf nach Konsequenzen laut. „Die Abzocke an deutschen Autobahnen ist nicht nur in den Sommerferien ein teures Ärgernis“, sagte BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht dieser Redaktion. „Dass sich Tank & Rast seit vielen Jahren auf Kosten von Autofahrern ungeniert die Taschen füllen kann, muss politisch beendet werden.“

Preisunterschiede von bis zu 40 Cent für einen Liter Sprit und überteuerte Essens- und Toilettenpreise seien laut Wagenknecht nicht zu rechtfertigen. „Dass weder die Kartellbehörden noch die Bundesregierung diesem Treiben Einhalt gebieten, ist inakzeptabel“, so die BSW-Chefin.

Tank & Rast war bis 1998 staatlich, wurde dann privatisiert. Heute sind Anteilseigner von Tank & Rast Investoren aus Abu Dhabi und Kanada sowie eine Allianz-Tochter und Munich Re. Als sogenannter Konzessionär hat der Konzern vom Bund das Recht erhalten, die Raststätten zu bewirtschaften. Dafür zahlt das Unternehmen eine sogenannte Konzessionsabgabe.

Das Unternehmen selbst weist eine angebliche Monopolstellung auf Anfrage zurück. Im Kerngeschäft stehe Tank & Rast „im intensiven Wettbewerb mit einer Vielzahl von Systemanbietern neben der Autobahn“, hieß es. Mit Blick auf die Preise müssten die unternehmerisch selbstständigen Franchisepartner „ganz anders kalkulieren als andere Dienstleistungskonzepte neben der Autobahn“. So seien die Raststätten in den meisten Fällen ausschließlich auf Kunden angewiesen, die die Autobahn in eine Fahrtrichtung befahren.

Zur Dauerkritik bezüglich überhöhter Preise, Zwangsbons und Monopolstellung gibt es bislang keine Abhilfe - auch nicht mehr Transparenz und Vergleichbarkeit
Stefan Gelbhaar Bündnis 90 /die Grünen

Mit Blick auf Preise für bestimmte Produkte sei der Vergleich mit Discountern zudem „hochgradig verzerrend“. „Sie verfügen über die günstigsten Kostenstrukturen im Einzelhandel“, sagte ein Tank-&-Rast-Sprecher dieser Redaktion. Auch bei den in der Kritik stehenden höheren Spritpreisen schiebt der Konzern die Verantwortung von sich. Die Kraftstoffpreise an Autobahntankstellen würden allein von den jeweiligen Mineralölanbietern festgelegt. „Diese entscheiden nach eigenem Ermessen darüber, welche Margen sie erzielen wollen und inwieweit sie Kosten auf Verbraucher umlegen“, erklärte er weiter.

Anders stellt das der Mineralölverband en2x dar. „Ursache der Preisunterschiede an Autobahntankstellen sind die Versteigerungen der Betriebsrechte an Tankstellengesellschaften durch Tank & Rast zu Höchstpreisen“, sagte ein en2x-Sprecher. „Das hat zu einer deutlich höheren finanziellen Grundlast für die Tankstellengesellschaften geführt.“ Letztlich liege die Verantwortung für die höheren Preise deshalb bei Tank & Rast.

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„Das Preisniveau an den Tankstellen ist total überzogen“, kritisiert der ADAC. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) rief Tank & Rast dazu auf, seine exponierte Stellung nicht auszunutzen und künftig Maß zu halten. „Wer rund um die Uhr an allen Tagen im Jahr geöffnet hat, muss zwar wegen der erhöhten Kostenstrukturen gewiss höhere Entgelte fordern. Die generelle Preisgestaltung ist aber nicht nachvollziehbar“, sagte AvD-Präsident Lutz Leif Linden dieser Redaktion.

Auch die Grünen sehen Reformbedarf. „Zur Dauerkritik bezüglich überhöhter Preise, Zwangsbons und Monopolstellung gibt es bislang keine Abhilfe - auch nicht mehr Transparenz und Vergleichbarkeit“, sagte der verkehrspolitische Sprecher, Stefan Gelbhaar.

Wissing sieht keinen Grund für Kritik an Tank & Rast

Von CDU/CSU hieß es, inwieweit durch die höheren Preise eine Wettbewerbsstörung oder ein Kartellrechtsverstoß vorliege, müsse vom Bundeskartellamt bewertet werden. Das Bundesverbraucherschutzministerium zeigte sich alarmiert. Ein Sprecher von Ministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte dieser Redaktion: „Gerade in der Urlaubszeit ärgern sich viele Menschen über hohe Sprit- und Lebensmittelpreise an den Autobahnraststätten. Wir nehmen die Beschwerden über die hohen Preise an Autobahnraststätten sehr ernst.“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht hingegen keinen Grund für Kritik an Tank & Rast. Eine Sprecherin Wissings sagte, die zunehmende Digitalisierung führe zu mehr Transparenz bei den Preisen. Autofahrer könnten die jeweils verfügbaren Angebote - auch abseits der Autobahn - leicht lokalisieren und vergleichen.

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