Mannheim. Simon Goldenstein ist von der Nachricht überrascht worden. "Wir wussten zwar seit geraumer Zeit, dass es eine Übernahme geben wird, aber nicht wann und von wem", sagt der Gewerkschaftssekretär der IG Metall dieser Zeitung gestern. Gemeint ist der Verkauf des Dessous-Herstellers Felina mit einem wichtigen Standort in Mannheim. Wie das Unternehmen jetzt mitteilte, hat die lettische Gruppe AS Lauma International das Traditionsunternehmen bereits zum 12. Juni übernommen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
"Wir sind etwas verblüfft und blicken ungewiss in die Zukunft", sagt der für Felina zuständige Gewerkschaftssekretär Goldenstein mit Blick auf den Standort in der Neckarstadt-Ost. Völlig offen sei es, wie es nun mit den rund 100 Beschäftigten weitergeht. "Unsere Mindestanforderung ist aber ganz klar: der Erhalt der Arbeitsplätze", betont Goldenstein. Und vielleicht ist sogar noch mehr drin. "Da der neue Eigentümer sein Portfolio erweitern will, kommt ja vielleicht sogar noch etwas dazu", spekuliert er.
"Produktportfolio erweitern"
Die Firma Lauma war gestern diesbezüglich nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. In der Pressemitteilung heißt es aber: "Wir freuen uns, die Übernahme bekannt zu geben. Das ist ein wichtiger Schritt für uns und eine bedeutende Entwicklung auf dem europäischen Dessous-Markt." Lauma wolle als strategischer Investor das Marken- und Produktportfolio erweitern und das Wachstum vorantreiben.
Felina hatte erst vor gut zwei Jahren zum letzten Mal den Besitzer gewechselt. Der Fonds Palero Invest mit Sitz in Luxemburg hatte den Unterwäschehersteller im März 2015 übernommen und die Ertragskraft nach Angaben von Felina zuletzt deutlich erhöht.
Im Oktober 2015 wurden jedoch 20 Stellen in Mannheim abgebaut. Damals hatte die IG Metall Palero vorgeworfen, nicht genug für den Erhalt der Arbeitsplätze getan zu haben - etwa durch die Erschließung weiterer Betätigungsfelder. Gemeinsam mit Mitarbeitervertretern habe man Alternativen entwickelt, die von der Geschäftsführung verworfen wurden - wie die Produktion von Bademode oder Herrenunterwäsche.
Das Felina-Management führt künftig Peter Partma. Er leitete zwischen 2008 und 2015 das Moskauer Kaufhaus TSUM und eröffnete die erste Ikea-Filiale in Russland. "Es liegt viel Arbeit vor uns und ich freue mich, an diesem Wendepunkt Teil der Gruppe zu sein", wird er in der Pressemitteilung zitiert. Felina wurde im Jahr 1885 in Bad Rappenau gegründet. Die Gesellschaft sitzt in der Schweiz, produziert wird in Ungarn. Mannheim ist die Zentrale für den kreativen Bereich.
In der ehemaligen Produktionsstätte des Unternehmens in der Mannheimer Holzbauerstraße befindet sich heute ein Spielort für freies Theater, das von Sascha Koal geleitete Theater Felina-Areal. Auch die Schauspieler und Regisseure ausbildende Mannheimer Theaterakademie ist dort untergebracht.
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