Rhein-Neckar. Die Möbelhauskette Ehrmann mit Sitz in Landau ist vorgeprescht: Wer montags in einem Geschäft des Unternehmens einkaufen möchte, steht neuerdings vor verschlossenen Türen. Grund sind die gestiegenen Energiekosten. „Wir wollen mit dem Schließtag unseren Energieverbrauch um zehn Prozent reduzieren“, sagt Unternehmenschef Horst Ehrmann. „Damit wir unsere Verkaufspreise stabil halten können.“
Es ist eine Zäsur. Das weiß auch Ehrmann. Andere Möbelhäuser in der Region reagieren weit weniger drastisch. Sie reagieren oftmals mit kleineren Maßnahmen, etwa das Anpassen der Heiztemperatur oder ein Appell zum Stromsparen an die Beschäftigten, wie sie auf Anfrage mitteilen. Auch Ehrmann setzt auf weitere Mittel.
„Licht ist ein wesentlicher Faktor“
15 Prozent an Energie hat das Unternehmen nach seinen Angaben bereits dadurch eingespart. Etwa, indem in Schaufenstern Lichter und an Gebäuden Leuchtreklame ausgeschaltet wurden. Außerdem wird laut Ehrmann in den Häusern erst dann das Licht eingeschaltet, wenn sie öffnen. Vor allem die Vielzahl an Lämpchen schlägt in den großflächigen Geschäften finanziell besonders zu Buche. „Licht ist ein wesentlicher Faktor unseres Stromverbrauchs“, betont etwa Christof Gerpheide, Vertriebsleiter bei Segmüller, gegenüber dieser Redaktion.
Doch für das Unternehmen, das in der Region Filialen in Mannheim und Darmstadt-Weiterstadt betreibt, ist das Schließen der Geschäfte an einem bestimmten Wochentag keine Option. „Wir haben 24/7 erhebliche Konkurrenz durch das Online-Geschäft“, begründet Gerpheide. Insbesondere der Montag sei einer der umsatzstärksten Tage.
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Tatenlos ist der Möbelhändler aber nicht. In den Filialen, die bisher bis 20 Uhr geöffnet waren, hat Segmüller die Geschäftszeiten um eine Stunde reduziert. Dadurch werde „eine erhebliche Summe eingespart“, so Gerpheide. Die gestiegenen Energiekosten sollen nicht an die Kunden weitergegeben, sondern möglichst selbst aufgefangen werden, betont Gerpheide. Anders verhalte sich das, wenn beispielsweise Hersteller oder Lieferanten die Kosten erhöhten.
Ähnliches gilt für Möbel Höffner in Schwetzingen: „Die Wertschöpfungskette ist teurer geworden“, erklärt Hausleiter Timo Zervos. Beim Thema Öffnungszeiten schlägt Höffner jedoch eine gegensätzliche Richtung ein: „Wir gehen den konträren Weg zu Ehrmann“, hebt Zervos hervor. So habe das Geschäft seit Ende des vergangenen Jahres vorerst am Freitag und Samstag jeweils eine Stunde länger geöffnet als an den übrigen Tagen.
Photovoltaikanlage reduziert Stromeinkaufsbedarf
Die Schwetzinger hätten dafür an einer effizienteren Energienutzung gearbeitet, erklärt Zervos. Dadurch sei der Stromverbrauch um rund 45 Prozent reduziert worden, der Gasverbrauch etwa um 25 Prozent.
Das Wohnland Breitwieser in Heidelberg belässt es bei seinen bisherigen Öffnungszeiten und verweist wie Segmüller auf den starken Umsatz an einem Montag. Breitwieser nutzt andere Mittel. „Die Reinigung unserer Ausstellung wird nicht mehr ausschließlich außerhalb der eigentliche Öffnungszeiten durchgeführt und somit die Stromkosten in dieser Zeit eingespart“, nennt Geschäftsführer Peter Lazarus ein Beispiel.
Zudem ist das Dach des Möbelhauses mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. „Dadurch reduziert sich der jährliche Stromeinkaufsbedarf um circa 23 Prozent.“ Das Unternehmen plane zudem, eine weitere Anlage auf dem Dach des Hochregallagers zu installieren.
Ikea erhöht Preise
Auch die XXXL-Gruppe setzt auf Photovoltaik-Paneele auf den Dächern, um Teile des Strombedarfs der Möbelhäuser zu decken. Maßnahmen zu Energieeinsparungen würden laufend geprüft, sagt ein Sprecher, der jedoch betont: „Eine tageweise Schließung unserer Möbelhäuser zählt hierzu aktuell ausdrücklich nicht.“
Wie bei anderen Unternehmen sollen mehrere kleinere Schritte zum Ziel führen: „In Mannheim beispielsweise laufen nur die Rolltreppen im Lichthof, alle anderen sind vorübergehend nicht in Betrieb.“ Erhöhte Preise für den Kunden will die Möbelhauskette verhindern. Trotz der Kostensteigerungen sei es das Ziel, die Preisgestaltung attraktiv zu halten. „Diesen Kurs halten wir entsprechend auch jetzt.“
Der Möbelhändler Ikea hat in der Vergangenheit indes teils kräftig an der Preisschraube gedreht. Die „Bild“ hatte die aktuellen Preise ausgewählter Produkte mit denen aus dem Vorjahr verglichen und war auf Steigerungen gekommen - bis zu 131 Prozent etwa für das Bettgestell „Nesttun“. Auch Ikea-Klassiker wie das Bücherregal „Billy“ (53 Prozent) und der Kleiderschrank „Pax“ (50 Prozent) seien deutlich teurer als vor einem Jahr.
Ehrmann hofft auf Kunden
Die erhöhten Preise begründet Ikea mit erhöhten Kosten für Einkauf, Transport und Energie. Seit Herbst 2022 seien zwar auch wieder Preise gesenkt worden. Weitere Preissteigerungen will Ikea dennoch nicht ausschließen: „Nichtsdestotrotz sind auch wir nicht immun gegen die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen.“
Ehrmann, der Geschäfte unter anderem in Landau, Frankenthal, Herxheim und Reilingen hat, hofft dagegen, dass er nicht nur die Preise, sondern auch die Zahl der Kunden stabil halten kann. Gleichzeitig erhofft sich der Firmenchef durch den geschlossenen Montag aufs Jahr betrachtet Einsparungen in Höhe von „einer deutlich sechsstelligen Summe“ an den zehn Verkaufs- und sechs Logistikstandorten.
Zunächst bis Ende April, dem Ende der Heizsaison, will Ehrmann seine Geschäfte montags geschlossen lassen. „Aber wir können uns sehr gut vorstellen, dass wir auch in Folge dabei bleiben.“ (mit dpa)
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