Universität Mannheim

Mannheimer Studie zeigt, dass Wind- und Sonnenergie auch ohne Subventionen profitabel ist

Eine neue Untersuchung von Ökonomen der Universität Mannheim belegt, dass die Erneuerbaren im Wettbewerb mit konventionellen Kraftwerken konkurrenzfähig sind

Von 
Walter Serif
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Im ersten Halbjahr 2022 erreichte der Anteil der Erneuerbaren im Strommix nach Angaben des Bundesumweltamts 49 Prozent. © dpa

Mannheim. Gas und Strom sind gegenwärtig sauteuer, auch deshalb haben inzwischen selbst die Öko-Muffel begriffen, dass ohne die Erneuerbaren die Abhängigkeit von Gas aus Russland nicht beseitigt werden kann. Aber auch die Klimawende wird nur funktionieren, wenn der Ausbau von Wind- und Solaranlagen endlich forciert wird.

Nur: Selbst im Musterländle Baden-Württemberg - dort stellen die Grünen seit 2011 die Regierung - verläuft der Ausbau der Erneuerbaren im Schneckentempo. Das liegt an der Bürokratie, den langen Genehmigungsverfahren, aber auch am Widerstand von Teilen der Bevölkerung, die die Gerichte mit Klagen überziehen. Dies alles zusammen ist bitter, denn das größte Hindernis, das den Ausbau der Erneuerbaren in der Vergangenheit blockierte, ist längst weggeräumt: Investitionen in Wind- und Solaranlagen lohnen sich. Eine neue Studie von Ökonomen der Universität Mannheim belegt dies. Demnach können Anlagen in guten Lagen mittlerweile ohne Subventionen profitabel betrieben werden. Der Grund dafür: Die Kosten sind durch technologische Innovationen stark gesunken.

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Angetrieben von staatlichen Subventionen ist der Anteil der Erneuerbaren im Strommix seit Jahren gestiegen. Im ersten Halbjahr 2022 erreichte er nach Angaben des Bundesumweltamts 49 Prozent - ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von rund acht Prozentpunkten.

Fossile Brennstoffe im Nachteil

Das ist bemerkenswert, weil die Subventionen für neue Wind- und Solaranlagen in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind. Außerdem erfolgte auf dem Strommarkt eine „Kannibalisierung“ der erneuerbaren Energien. Der Grund: Der Ausbau der Wind- und Solaranlagen führte in besonders sonnigen oder windigen Stunden durch die gesteigerte Produktion zu einem Anstieg der Strompreise. Industrieanalysten befürchteten deshalb, dass Wind- und Solarenergie im Wettbewerb mit konventionellen Kraftwerken noch lange nicht wettbewerbsfähig sein würden.

Kosten schneller gefallen

Die Studie der Ökonomen Gunther Glenk und Stefan Reichelstein gibt nun Entwarnung. Demnach sind die Kosten von Wind- und Solaranlagen im vergangenen Jahrzehnt deutlich schneller gefallen als die Erlöse. Diese Dynamik ließ die Wirtschaftlichkeit steigen und in guten Lagen Wind- und Solaranlagen zu den profitabelsten Technologien für die Stromerzeugung werden. Und was ist die Ursache davon? „Jede installierte Anlage liefert Lernerfahrungen, die zu Kostenreduktionen führen, welche wiederum zu weiterem Ausbau führen. Solche Kreisläufe treiben die Geschwindigkeit der Energiewende entscheidend voran“, erklärt Wissenschaftler Glenk diese neue Dynamik.

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Zu dem positiven Ergebnis führte auch, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Erdgaskraftwerken über den Zeitraum 2012-2019 weniger stark gestiegen beziehungsweise stabil geblieben ist. Bei Gaskraftwerken stiegen durch den fallenden Marktanteil zwar die Durchschnittskosten. Dies wurde jedoch dadurch kompensiert, dass sie in Zeiten, in denen wenig erneuerbare Energie produziert wird, eine Prämie für ihren produzierten Strom erzielen konnten. „Konventionelle Kraftwerke produzieren weniger Strom, können diesen jedoch zu höheren Preisen als früher verkaufen“, erklärt Reichelstein das Phänomen.

Hohe Preise für fossile Brennstoffe, wie derzeit zu beobachten ist, verstärken die Ergebnisse der Studie. „Ein zügiger Ausbau von Wind- und Solarenergie bietet nun die Chance, sowohl Treibhausgasemissionen zu reduzieren als auch nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Abhilfe in der aktuellen Energiekrise zu schaffen“, sagt Glenk.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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