Mobile Bauten - Eigentümer der früheren Mannheimer Firma Graeff will nach Umbau und Sparprogramm wieder wachsen

Losberger „zurück auf Kurs“

Von 
Bettina Eschbacher
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Das Unternehmen Losberger Modular Systems: Rund 90 Beschäftigte arbeiten in der Firmenzentrale in Mannheim-Rheinau. © Keiper

Mannheim/Bad Rappenau. Seit 2012 gehört das Mannheimer Traditionsunternehmen Graeff zur Losberger-Gruppe. Seitdem hat es schon bewegte Zeiten erlebt – inklusive Besitzerwechsel und Umstrukturierung. Inzwischen aber, betont Marketing-Chef Onno Koole, sei die Gruppe „zurück auf Kurs“. Auch der Mannheimer Standort mit 87 Mitarbeitern soll wieder wachsen.

Losberger mit Hauptsitz in Bad Rappenau übernahm Graeff 2012, nachdem der Containerhersteller Insolvenz angemeldet hatte. Losberger ist nach eigenen Angaben ein führendes Unternehmen im Bereich von Gebäuden, die für eine begrenzte Zeit genutzt werden. 2015 wurde der Name Graeff in Losberger Modular Systems (LMS) geändert. 2017 übernahm der neue Besitzer auch den niederländischen Zelthersteller De Boer, daraus entstand die Dachgesellschaft Losberger De Boer.

Banken übernehmen

Die gesamte Gruppe wiederum gehörte mehrheitlich dem Finanzinvestor Gilde Buy Out – bis im Mai 2019 ein Bankenkonsortium übernahm. Zur „Verstärkung“ der Finanzstruktur, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dabei wurden dem Unternehmen „neue Linien für Barmittel und Garantien“ eingeräumt. Einem Bericht des „Finance Magazin“ zufolge hatten die Gläubigerbanken den bisherigen Eigentümer hinausgedrängt, um das angeschlagene Unternehmen selbst zu stabilisieren. Auch eine Umschuldung habe dem Mittelständler eine wichtige Atempause verschafft.

Der Gruppe hatten das schnelle Wachstum und die Vielzahl von Zukäufen, inklusive Graeff, zu schaffen gemacht. Deshalb führte das Management vor zwei Jahren ein Programm ein, das Losberger wieder auf Linie bringen sollte. Das Programm beinhaltet Koole zufolge „eine Vereinfachung der Organisationsstruktur, die im Laufe der Zeit und durch vermehrte Akquisitionen zu komplex geworden war“. Außerdem konzentrierte sich das Management auf die Kernkompetenzen der Gruppe, Organisation und Prozesse wurden verschlankt.

Das hatte auch Auswirkungen auf Mannheim: Losberger Modular Systems litt Koole zufolge unter einem starken Wettbewerb und zu hohen Kosten, die Organisation wurde umgebaut. Um die Tochter effizienter zu machen, wurden im vergangenen Jahr mehrere Jobs gestrichen. Koole spricht von einem „positiven Effekt“: So habe sich das Betriebsergebnis 2019 deutlich verbessert. Seit der Übernahme von Graeff im Jahr 2012 ist die Zahl der Mitarbeiter von 57 in 2012 auf 87 bis Ende 2019 gestiegen. „Auch für 2020 rechnen wir mit einem Umsatz- und Ergebniswachstum.“ Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. LMS habe einige spannende Projekte aus der Region an Land gezogen. „Darunter zählen vor allem temporäre Unterkünfte für Kindergärten, Schulgebäude und Flüchtlingsunterkünfte“, sagt Koole. Inzwischen habe sich LMS im Projektmanagement sogar wieder personell verstärkt. Laut Koole hat sich die ganze Gruppe stabilisiert, rechtzeitig zum 100. Geburtstag in diesem Jahr: „Unsere Gruppe ist neu ausgerichtet und im Stande, die Ergebnisse zu liefern, die wir anstreben“, betont der Marketing-Chef. 2018 machte die Losberger-Gruppe mit 1100 Mitarbeitern und 20 Tochterfirmen 250 Millionen Euro Umsatz.

Großauftrag für Olympia

Die Zeichen stünden auf Wachstum dank Großprojekten für die Deutsche Bahn oder den Mobile World Congress, die größte europäische Mobilfunkmesse in Barcelona. Auch bei den Olympischen Spielen im Sommer 2020 ist Losberger dabei: In Tokio soll das Unternehmen 30 000 Quadratmeter „vorübergehende Raumlösungen“ errichten. Damit zählt es nach eigenen Angaben zu den wenigen Anbietern der Branche, die sich für Olympia qualifizieren konnten. Der Grund für die strenge Auswahl seien die „extrem strengen Bauvorschriften“ für die Region Tokio wegen des hohen Erdbeben- und Taifunrisikos. Die mobilen Gebäude von Losberger De Boer werden für Sportler-Unterkünfte genutzt, aber auch als Medienzentren, Umkleideräume, Büros und Lager.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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