Offenburg/Mannheim. Die Gewerkschaft NGG warnt vor einer Zerschlagung der Bäckereikette K&U, die zu Edeka Südwest gehört. Nach Informationen der Gewerkschaft plant der Lebensmittelhändler, die 800 Filialen der Tochterfirma bis 2023 entweder an einzelne Edeka-Händler zu verkaufen oder zu schließen. Betroffen wären davon rund 3500 Beschäftigte. Das Hauptproblem aus Sicht der NGG: „Für die Beschäftigten droht eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, denn viele Einzelhändler sind weder tarifgebunden noch haben sie einen Betriebsrat“, sagt Elwis Capece. Er ist Geschäftsführer der NGG-Region Mannheim-Heidelberg.
Von Zerschlagung ist bei der Stellungnahme der Edeka Südwest aber nicht die Rede: Wie ein Sprecher erklärt, „wurden und werden kontinuierlich Verkaufsstellen an interessierte selbstständige Kaufleute des Edeka Südwest-Verbunds übergeben, die diese dann als Abteilung im Rahmen ihres Einzelhandelsangebots betreiben und das Sortiment an Backwaren eigenständig zusammenstellen“. Das sei ein kontinuierlicher Prozess, mit dem Edeka Südwest auch dem „genossenschaftlichen Auftrag zur Förderung seiner Kaufleute“ nachkomme. Das Angebot an Brot- und Backwaren könne so stärker an den örtlichen Kundenwünschen ausgerichtet werden.
Die Verantwortung für Mitarbeitende von Verkaufsstellen gehe dann auf den jeweiligen Kaufmann über, so der Sprecher. Er verweist auf die gesetzlichen Vorgaben, nach denen die Beschäftigten ein Jahr lang ihren bisherigen Tarifschutz behalten. Die Frage, ob alle Standorte an die Kaufleute verkauft werden sollen oder ein Teil davon geschlossen wird, wollte das Unternehmen nicht beantworten.
Die K&U-Filialen firmieren bisher meist unter dem Namen BackKUltur und sind Edeka-Märkten angeschlossen. Ein Teil der Verkaufsstellen wird aber auch in Innenstädten oder Bahnhöfen betrieben. Sie alle werden nach und nach umbenannt und sollen künftig als „Markt-Bäckerei“ auftreten.
Edeka ist ein Unternehmensverbund mit sieben Regionalgesellschaften und 3700 selbstständigen Kaufleuten. Die Kaufleute firmieren indirekt als Mit-Eigentümer ihrer Regionalgesellschaft und haben so ein Mitspracherecht. Das Absatzgebiet der Edeka Südwest erstreckt sich über Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie Teile Hessens und Bayerns.
Zu K&U gehören auch fünf Produktionsbetriebe der Bäckerbub GmbH. Sie stellen an den Standorten Mannheim, Bexbach, Reutlingen und Neuenburg die Backwaren her. Die Aufspaltung werde auch auf sie Auswirkungen haben, „wenn die Verknüpfung von Produktion und Verkauf entfällt“, sagt Capece. Der Edeka-Sprecher betonte dagegen, dass sich für die Produktionsstätten „keine Änderungen“ durch die neue Eigentümer-Struktur ergäben. Die NGG ruft jetzt die Beschäftigten zu einer Protestkundgebung am Sonntag, 21. Februar, am Mannheimer Sitz von K&U/Bäckerbub auf. Sie sollen eine Menschenkette bilden.
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