Mannheim. Der Bedarf von zusätzlichen Kinderbetreuungsplätzen wegen des Rechtsanspruchs ab August belebt das Geschäft des Mannheimer Containerspezialisten Graeff. "Das kommunale Geschäft läuft gut, die Nachfrage bei Kindergärten und -tagesstätten ist immer noch sehr groß", sagt Rüdiger Stipp, seit August vergangenen Jahres einer von drei Geschäftsführern. Der 44-Jährige verantwortet gleichzeitig den Geschäftsbereich Industrie beim Hallen- und Zeltanbieter Losberger in Bad Rappenau - dem Unternehmen, das Graeff vor knapp einem Jahr nach der Insolvenz übernommen hatte.
Nicht nur die Nachfrage von Kommunen nach Containerlösungen für Kindergärten, Schulen oder auch Universitäten hat Losberger in seiner Entscheidung bestätigt. "Graeff verfügte über gute Produkte, tolle Mitarbeiter und war am Markt eingeführt", sagt Stipp. "Die Losberger Gruppe konnte ihr Angebot an temporären und permanenten Raumlösungen mit der Akquisition noch breiter aufstellen."
Gemeinsam mit Graeff reicht die Palette jetzt von kleinen Containern, die als Büros, Verkaufsräume oder Backshops aufgestellt werden, über einfache Lagerzelte und große Industriehallen bis hin zu VIP-Zelten für Olympische Spiele oder Formel-1-Rennen.
54 Mitarbeiter in Mannheim
Losberger erwarb vergangenes Jahr Name, Kunden und Containerbestand von Graeff, zum Kaufpreis werden keine Angaben gemacht. Die Zahl der Mitarbeiter liegt laut Stipp aktuell bei 62, davon 54 in Mannheim und acht am Produktionsstandort Lübars (Sachsen-Anhalt). "Damit sind wir knapp unter dem Stand zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags. Derzeit sind wir auf der Suche nach weiteren qualifizierten Mitarbeitern", sagt Stipp. Seit der Übernahme, die zum 1. August 2012 vollzogen wurde, war der Trend bei Graeff laut Unternehmensangaben positiv.
Nach den Worten des Geschäftsführers lag der Umsatz von August bis Dezember vergangenen Jahres bei zwölf Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr würden 32 bis 35 Millionen Euro angepeilt. Für 2011, das letzte vollständige Geschäftsjahr vor der Insolvenz, hatte Graeff einen Umsatz von 50 Millionen Euro angegeben. "Wir sehen noch weiteres Potenzial, und das bei einer sehr vernünftigen Ertragssituation", sagt Stipp. Konkrete Angaben zum Ergebnis macht Losberger derzeit nicht.
Erreicht Graeff das Umsatzziel, würde das Mannheimer Unternehmen dieses Jahr rund ein Fünftel zum Gesamtumsatz von Losberger beisteuern. Dieser soll nach Stipps Worten bei etwa 170 Millionen Euro liegen. Das Graeff-Geschäft ist nach Stipps Worten "breit und gesund" aufgestellt. Der Umsatz stamme zu je einem Drittel aus der Vermietung von Containern und Hallen, dem Verkauf von Containern sowie dem Verkauf von Hallen.
Die derzeit starke Nachfrage nach flexiblen Raumlösungen für die Kinderbetreuung schätzt der Geschäftsführer als "zeitlich befristet" ein - doch besonders die internationale Aufstellung von Losberger biete hervorragende Perspektiven für das Mannheimer Unternehmen. "In Frankreich und Großbritannien herrscht bereits rege Nachfrage." Derzeit werde geprüft, ob Graeff-Container die technischen Vorschriften der Länder erfüllen. Auch die langfristige Vermietung - also Vertragslaufzeiten zwischen zwei und fünf Jahren - von Containern und Hallen an die Industrie war zuletzt ein Wachstumsfeld.
Graeff hatte Anfang März 2012 Insolvenz angemeldet. Zur Ursache für die Pleite hieß es vom Insolvenzverwalter, das "rasante Umsatzwachstum des vergangenen Jahres" habe zu Zahlungsengpässen geführt, die nicht mehr finanziert werden konnten. Diese Formulierung deutet darauf hin, dass Graeff Aufträge angenommen hat, die nicht profitabel waren.
Container als Fluthilfe
- Graeff spendet der thüringischen Gemeinde Gößnitz einen Behelfskindergarten.
- Der Kindergarten der Kommune wurde beim Hochwasser Anfang des Monats überflutet.
- Das Mannheimer Unternehmen stellt kostenlos Container bereit, bis der Kindergarten saniert ist.
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