Evobus

„Kahlschlagpläne zurücknehmen“

Das Management hält an der Produktionsverlagerung fest. Derweil verschärft die IG Metall den Ton

Von 
Alexander Jungert
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Die Belegschaft von Daimler Truck auf einer Infoveranstaltung vor dem Betriebsratsgebäude in Mannheim. © IG Metall Mannheim

Mannheim/Neu-Ulm. Wer Arbeitnehmervertreter nach der aktuellen Lage bei Evobus in Mannheim fragt, bekommt nichts Gutes zu hören. Ideenlosigkeit und Starrsinn herrsche beim Management vor, sagt der Betriebsratsvorsitzende Bruno Buschbacher. Von einem massiven Angriff auf den Industriestandort spricht der Mannheimer IG-Metall-Chef Thomas Hahl. Und Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Daimler Truck, erklärt in einer Mitteilung: „Die Lage ist absolut besorgniserregend.“

Um Kosten zu sparen, will Daimler Truck einen Teil der Bus-Produktion ins Ausland verlegen. Neben Mannheim betrifft das auch Neu-Ulm. Die Standorte selbst sollen generell nicht zur Diskussion stehen.

Einsparungen von 100 Millionen

Unabhängig von der Corona-Pandemie wachse der Kostendruck, der Wettbewerb verschärfe sich, argumentiert der Dax-Konzern. Die jährlichen Kosten müssten bis 2030 um 100 Millionen Euro aus dem Produktionsverbund in Deutschland reduziert werden, erläutert ein Sprecher. Für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen „bestmögliche und sozialverträgliche Lösungen“ gefunden werden.

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In Mannheim ist der Karosseriebau – er gilt als Herzstück – in Gefahr. Bis zu 1500 Jobs könnten nach Angaben der IG Metall verschwinden; rund 1000 in der Produktion und rund 500 in indirekten Bereichen wie der Verwaltung.

Nach ersten Gesprächen mit dem Management hat die Gewerkschaft die Zahlen nach oben angepasst. Und ernüchternd feststellen müssen, dass Evobus auf die Einschnitte beharrt.

Bei zwei Infoveranstaltungen auf dem Werksgelände hat die IG Metall am Freitag die Beschäftigten über den Stand der Dinge informiert. Die „Kahlschlagpläne“ sollten zurückgenommen und Gespräche zu einer „Zukunftsoffensive“ der Standorte Mannheim und Neu-Ulm begonnen werden, erklärt Hahl. „Die Beschäftigten müssen einbezogen werden, um beispielsweise sogenannte Geldfresser an diesem Standort zu lokalisieren und vernünftig über sinnvolle Pläne zu sprechen, anstatt ein Arbeitsplatzabbauprogramm vorzulegen.“ Einsparungen alleine seien kein Konzept.

In den nächsten Wochen soll es weitere Gespräche geben. Das bestätigen beide Seiten. Die IG Metall hat „kritische Fragen“ und Forderungen eingebracht. Aus den Antworten hätten sich aber neue Fragen ergeben, berichtet Hahl.

Ruf nach politischer Hilfe

Der Widerstand gegen die Verlagerungspläne formiert sich freilich schon länger. Auch im politischen Stuttgart macht man sich Sorgen um die Jobs beim Bushersteller. Die Mannheimer SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch hatten zuletzt von einem „Schlag in das Gesicht der Beschäftigten“ gesprochen und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) um Hilfe gebeten.

Am Mannheimer Standort von Daimler Truck – im Lkw-Motorenwerk von Mercedes-Benz und bei Evobus – arbeiten insgesamt rund 8300 Menschen, davon rund 3500 bei Evobus. Der Konzern ist nach Roche der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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