Gebäudereiniger - IG Bau wirft Mannheimer Unternehmen LieblangCosmos vor, Mitarbeiter mit neuen Verträgen über den Tisch zu ziehen

IG Bau stellt Mannheimer Unternehmen Lieblang Cosmos an den Online-Pranger

Von 
Bettina Eschbacher
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Ein Glas- und Gebäudereiniger putzt ein gläsernes Dach. Die Arbeitgeber haben den Rahmentarifvertrag für die Branche gekündigt, die Verhandlungen stocken. © dpa

Mannheim.

Von „schmutzigen Praktiken“ spricht die IG BAU - und stellt deshalb nach der Osnarbrücker Piepenbrock-Gruppe den Mannheimer Reinigungs-Dienstleister Lieblang Cosmos online an den Pranger. Der Vorwurf: Bei den Gebäudereinigern gibt es seit Wochen keinen gültigen Rahmentarif mehr. Mehrere Unternehmen der Branche sollen das ausgenutzt haben, um ihren Mitarbeitern geänderte Arbeitsverträge „zu deutlich schlechteren Konditionen“ vorzulegen. Das Mannheimer Unternehmen, das rund 400 Mitarbeiter hat, bezeichnet die Vorwürfe gegenüber dieser Zeitung als haltlos. „Das Vorgehen der Gewerkschaft, Unternehmen an einen öffentlichen Pranger zu stellen, ist mehr als fragwürdig“, heißt es in einer Stellungnahme.

Gewerkschaft sieht Einbußen

Die Gewerkschaft verweist auf einen ihr vorliegenden Vertrag, der zum Beispiel „massive Einbußen“ bei den Zuschlägen für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit im Vergleich zu bisherigen Verträgen vorsieht. Ganz gestrichen seien dabei auch die bisherigen Mehrarbeitszuschläge von 25 Prozent sowie die Erschwerniszulage. Die bekommen zum Beispiel Reinigungskräfte, die mit Schutzkleidung arbeiten müssen, etwa weil sie in einer Umgebung mit Chemikalien arbeiten. Auch die Möglichkeit einer bezahlten Freistellung ist laut Gewerkschaft eingeschränkt.

LieblangCosmos räumt zwar einige Änderungen ein, diese würden sich in der Praxis aber kaum auswirken. So gelte zum Beispiel weiterhin ein Nachtzuschlag von 25 Prozent. Auch bei Sonn- und Feiertags-Zuschlägen gebe es „in der Praxis keine erkennbare Verschlechterung“. So würden weiterhin Zuschläge von 75 Prozent gezahlt, wie sie der gekündigte Tarifvertrag vorsah - als freiwillige Zulage in den Arbeitsverträgen. Auch die Erschwerniszulage werde weiter gezahlt. Der Urlaubsanspruch bleibe bei den bisherigen Regelungen von 28 bis zu 30 Tagen - je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit. Bestimmte Sonderurlaube oder Sonder-Freistellungsmöglichkeiten seien aber in den derzeitigen Arbeitsverträgen nicht mehr aufgenommen.

Verhandlungen ausgesetzt

Der baden-württembergische IG Bau-Regionalleiter Andreas Harnack rät Betroffenen, auf keinen Fall derzeit Änderungsverträge zu unterschreiben. Die Arbeitgeber hatten den Rahmentarif zwar zum 31. Juli gekündigt. Es bestehe aber keine rechtliche Notwendigkeit, die bestehenden Arbeitsverträge zu ändern. Gewerkschaft und Arbeitgeber verhandeln über einen neuen Rahmentarifvertrag für die Gebäudereiniger, bislang blieben die Verhandlungen ohne Ergebnis.

In Mannheim gibt es zwei Firmen aus der Reinigungsbranche, die Lieblang im Firmennamen führen. Die Vorwürfe der IG Bau zielen aber nur auf Lieblang Cosmos. Wie viele Mitarbeiter geänderte Verträge vorgelegt bekamen, lasse sich schwer erfassen, so Harnack. Eine Lieblang-Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte, berichtet von Nachteilen für Kollegen, die die Änderungsverträge nicht unterschrieben hätten. Den Betroffenen würden keine Überstunden mehr genehmigt. Problematisch sei auch, dass viele Reinigungskräfte die deutsche Sprache nicht gut beherrschten. Da sei es fraglich, ob sie die Vertragsklauseln „überhaupt verstanden haben“.

Lieblang Cosmos betont, dass es nicht darum gehe, die Mitarbeiter schlechter zu stellen. „Einziger Grund für Änderungen an unseren Arbeitsverträgen ist die Erlangung von Rechtssicherheit für unser Unternehmen in einem Schwebezustand der Verhandlungen, den wir als Unternehmen lieber heute als morgen hinter uns lassen würden.“ Der Bundesinnungsverband der Branche erklärte, die IG Bau solle besser „schnellstmöglich“ an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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