Ratgeber

Crowdfunding – so funktionieren GoodCrowd und Co.

GoodCrowd oder GoFundMe sind Internet-Plattformen, mit denen Privatpersonen Geld einsammeln können. Wie startet man eine Kampagne, was kostet sie und was muss man unbedingt beachten?

Von 
Hannes Koch
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Über Crowdfunding-Plattformen kann man im Internet Spenden für sich selbst oder für andere sammeln. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Berlin. Einst konnten nur Organisationen wie das Rote Kreuz oder die Welthungerhilfe zu Spenden aufrufen. Heute kann das jede und jeder. Internetseiten wie GoodCrowd, GoFundMe oder Betterplace haben das Geldsammeln für wohltätige Zwecke verändert und erleichtert. Wie diese Seiten funktionieren, und was zu beachten ist.

Crwodfunding: Was ist das Neue?

GoodCrowd und GoFundMe ermöglichen, dass auch Privatleute im Internet Spenden sammeln. Häufig stehen kleinere, private oder lokal begrenzte Anliegen im Vordergrund. Die in Berlin ansässige Seite GoodCrowd betont die altruistischen, gemeinschaftlichen Zwecke. Es mag beispielsweise um Naturschutzprojekte gehen, finanzielle Unterstützung für Familien, die wegen zu hoher Miete ihre Wohnungen verloren haben, oder für medizinische Behandlung, die sich erkrankte Personen nicht leisten können.

Im Mittelpunkt sollen „gelebte Solidarität und soziale Gerechtigkeit“ stehen, sagt Daniela Antons von GoodCrowd. Für Eigeninteressen wie ein neues Auto darf man dort kein Geld sammeln, ebensowenig für „polarisierende rechte Positionen“. Die Firma schließt bestimmte Anliegen aus, die etwa gegen die Menschenrechte verstoßen.

GoFundMe aus den USA funktioniert ähnlich, wobei dort auch Spendensammlungen für Eigeninteressen erlaubt sind. Beispiel: Eine Schülerin braucht einige tausend Euro, um an einem speziellen Bildungsprogramm teilzunehmen. Auf beiden Internetseiten dürfen unter bestimmten Bedingungen auch Initiativen und gemeinnützige Organisationen für ihre eigenen Kampagnen werben.

Crowfunding: Wie funktionieren diese Spendenaufrufe?

Im Prinzip so: Man legt ein Profil an, schreibt möglichst interessant und anrührend auf, um was es geht, nennt ein Spendenziel, vielleicht 2.000 Euro, wählt ein Datum, bis wann es erreicht sein soll, fügt Fotos hinzu. Dann teilt man den Link zur Kampagne auf den sozialen Medien. Die Seiten leiten das gesammelte Geld auf das Konto der initiierenden Person weiter. Aber das Geldsammeln ist nicht kostenlos.

Von jedem gespendeten Betrag behält GoodCrowd 2,7 Prozent plus 35 Cent pro Spende ein, um Finanzdienstleister wie zum Beispiel Paypal zu bezahlen, die das Geld überweisen. Die Spendenseite selbst finanziert sich nach eigenen Angaben aus freiwilligen Beiträgen der Spendenden. Die bekommen dafür bei jeder Spende eine Summe vorgeschlagen, zum Beispiel zehn Euro für 100 Euro Spende. Diesen Vorschlag muss man jedoch nicht akzeptieren, der Betrag lässt sich auch auf null reduzieren. GoodCrowd gehört der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org, die keinen Profit machen darf.

Die US-Firma GoFundMe verlangt pro eingenommener Spende einen Anteil von 2,9 Prozent plus 25 Cent, um die Finanzdienstleister zu entlohnen. Zusätzlich wird den Gebenden ein freiwilliger Betrag von 17,5 Prozent ihrer Spendensumme voreingestellt, den jene jedoch auf null verringern können. Das ist der Aufschlag, der die Plattform selbst und auch ihren Gewinn finanziert. Über den Profit zugunsten der Anteilseigner bewahrt das Unternehmen Stillschweigen.

Kommt das Geld beim Crowfunding auch an?

Bei GoodCrowd geht das Geld der Spendenden direkt an die Personen oder Organisationen, die die jeweilige Kampagne gestartet haben, die Plattform leitet es nur durch. Allerdings kontrolliert sie, ob die Mittel den angegebenen Zwecken dienen. Wer eine Spenden-Kampagne initiiert, muss die Belege dafür aufheben, dass die Mittel bei den Begünstigten angekommen sind.

GoodCrowd macht Stichproben und geht Hinweisen auf eventuellen Missbrauch nach. In problematischen Fällen haben die Gebenden das Recht auf Rückforderung, die an die Aufrufer zu richten ist. Die Plattform erstattet veruntreutes Geld aber nicht selbst. GoFundMe garantiert „für den seltenen Fall, dass etwas nicht stimmt, eine vollständige Rückerstattung“ der gespendeten Beträge.

Dennoch weise das Unternehmen aus Sicht des Verbraucherschutzes „zu wenig daraufhin, dass ein Missbrauchsrisiko besteht, welches die Plattform nicht ausschließen kann“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Dieses wirkt unter anderem als Organisation zur Selbstkontrolle der Spendenbranche. „In der Vergangenheit gab es einzelne Fälle missbräuchlich verwendeter Spenden“, sagt Wilke. Er rät deshalb, via GoFundMe nur an Leute zu spenden, die man selbst kennt und einschätzen kann.

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Gibt es Spendenbescheinigungen?

Weil viele private Anliegen vertreten sind, die nicht den offiziellen Status der Gemeinnützigkeit haben, stellen beide Internetseiten keine Spendenbescheinigungen aus. Einzelne gemeinnützige Organisationen, die dort Kampagnen betreiben, machen das aber selbst.

Welche weiteren Spenden-Plattformen gibt es?

Mit Hilfe der Internetseite Betterplace können in erster Linie gemeinnützige Organisationen und eingetragene Vereine Geld sammeln. Sie nutzen diese Möglichkeit, um mehr Leute zu erreichen. Betterplace behält von jeder Spende 2,8 Prozent ein, um die Transaktionskosten der Finanzdienstleister abzudecken. Unter anderem für die Personalkosten der Plattform wird auch hier bei jeder Zahlung ein zusätzlicher Betrag vorgeschlagen, den die Spendenden aber nicht akzeptieren müssen.

Die Seite ist gemeinnützig und stellt deshalb Spendenbescheinigungen aus. Das Finanzamt überwacht, dass die Mittel für die satzungsgemäßen Zwecke verwendet werden und nicht für persönliche Profite der Gesellschafter. Wie GoodCrowd gehört Betterplace der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org. In deren Gremien sitzen unter anderem Brigitte Zypries, ehemalige SPD-Bundesjustizministerin, und Peter Eigen, Gründer der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International.

Eine politisch orientierte Spenden-Plattform ist effektiv-spenden.org. Sie bietet Externen keine Möglichkeit, eigene Projekte und Zwecke zu bewerben. Stattdessen empfiehlt die Seite Organisationen, die Spenden besonders wirksam einsetzen, um die beschriebenen Zwecke zu erreichen. Dabei kann es beispielsweise um Klimapolitik gehen oder um den Schutz des Rechtsstaates. An diese leitet die Plattform individuelle Spenden weiter, erhebt ebenfalls Transaktionsgebühren und bittet um freiwillige Beiträge zur Finanzierung ihrer Arbeit.

Wie bedeutend sind die Plattformen?

Im Vergleich zu den traditionellen Methoden bewegen die Spenden-Plattformen keine großen Summen. Über GoodCrowd wurden 2023 etwa sieben Millionen Euro gesammelt. Auf Betterplace kamen fast 43 Millionen Euro zusammen. Aufrufe via GoFundMe erzielten 2024 in Deutschland etwa 115 Millionen Euro. Trotzdem handelt es um eine Nische, die eine Größenordnung von gut einem Prozent der knapp 12,5 Milliarden Euro ausmacht, die 2024 in Deutschland insgesamt gespendet wurden.

Korrespondent

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