Superabsorber - Ludwigshafener Chemiekonzern investiert in belgischen Standort / Mannheimer Betrieb nicht mehr rentabel

BASF konzentriert Produktion in Antwerpen

Von 
Bettina Eschbacher
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In Einwegwindeln sind die Superabsorber unverzichtbar. BASF gehört zu den größten Herstellern. © istock

Mannheim/Ludwigshafen. Schon einmal, um die Jahrtausendwende, sollte sie geschlossen werden: die Produktionsanlage der BASF für Superabsorber in Mannheim. Damals wurden die Schließungspläne aufgegeben, doch jetzt ist das Aus für den Betrieb mit 65 Mitarbeitenden endgültig: 2022 ist Schluss, dann werden keine Superabsorber der BASF mehr von der Friesenheimer Insel kommen. Superabsorber sind wichtig etwa für Babywindeln, Inkontinenzprodukte für Erwachsene und Damenhygieneartikel. Sie sorgen dafür, dass die Flüssigkeit eingeschlossen wird und Haut und Kleidung trocken und sauber bleiben.

BASF gehört weltweit zu den größten Herstellern für das spezielle Granulat. Produziert wird in Asien, in Europa, den USA und Brasilien. Doch der Wettbewerb sei intensiv, heißt es in einer Mitteilung. Der Chemiekonzern spricht von „einer unvorteilhaften Marktentwicklung und einer herausfordernden Kostenstruktur“. Deshalb könne die „sehr kleine Anlage“ auf der Friesenheimer Insel nicht länger wirtschaftlich betrieben werden.

Stattdessen will man sich in der europäischen Superabsorber-Herstellung auf Antwerpen konzentrieren. In dem belgischen Verbund-standort plant BASF jetzt auch den Bau eines Kompetenzzentrums. Die Investition von 25 Millionen Euro sei ein klares Bekenntnis des Unternehmens zum Hygienegeschäft, das ein wichtiger Bestandteil der Acrylsäure-Wertschöpfungskette sei. Acrylsäure ist die wichtigste Chemikalie, die für die Herstellung von Superabsorbern benötigt wird.

Jobangebote für Betroffene

Allen 64 Mannheimer Mitarbeitenden, die von der Schließung der Anlage betroffen sind, werden neue Positionen in der BASF SE angeboten. Die BASF-Betriebe auf der Friesenheimer Insel gehören aber zum Ludwigshafener Stammwerk. Auf der Mannheimer Seite betreibt das Unternehmen noch eine weitere Produktionsanlage, und zwar für Aromaten, Butadien und Cyclohexan. „Dieser Betrieb bleibt auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil in der Produktion und in dem Geschäft von Basischemikalien bei BASF“, betont eine Sprecherin auf Nachfrage. Es sei aber aktuell nicht geplant, weitere Produktionseinheiten dort anzusiedeln.

BASF hat vor, die neue Pilotanlage in Antwerpen mit moderner Technologie zur Datenerfassung sowie Sensortechnik auszustatten. Laut Mitteilung soll dadurch die Umsetzung vom kleinen Maßstab in den Produktionsmaßstab beschleunigt werden. Nachdem erste Industrieroboter zur automatisierten Musterprüfung in den Entwicklungslaboren in Betrieb genommen wurden, soll im nächsten Schritt die Digitalisierung im Superabsorber-Geschäft weiter vorangetrieben werden. Die eingesetzte Technologie soll dazu beitragen, Produkte mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln. Durch die unmittelbare Nähe der neuen Pilotanlage zur Superabsorber-Produktion in Antwerpen verkürze BASF zudem die Markteinführungszeit.

Superabsorber sind ein sehr saugfähiges Material. Dabei handelt es sich um Kunststoffe, die bis zum 500-fachen ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen können. Kommen die Superabsorber in Kontakt mit Flüssigkeiten, bildet sich aus dem Granulat ein Gel, das die absorbierte Flüssigkeit selbst unter Druck (beispielsweise wenn das Baby sitzt) nicht mehr abgibt. Die Grundform der Superabsorber ist ein weißes grobkörniges Pulver.

Allein bei den Einwegwindeln für Babys ist der Markt riesig. Täglich werden laut BASF-Berechnungen weltweit etwa 375 000 Babys geboren, von denen 40 Prozent Einwegwindeln tragen. Dem Endverbraucher begegnen die BASF-Superabsorber etwa der Marke HySorb aber nicht direkt, da sie von den Windelherstellern verarbeitet werden.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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