Auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt die Pandemie in der gesamten Region Spuren - aber nicht überall gleich stark. So ist die Arbeitslosenquote in Mannheim seit März am deutlichsten angestiegen, gefolgt von Frankenthal, Worms und Ludwigshafen. Im Neckar-Odenwald-, dem Main-Tauber-Kreis oder an der Südlichen Weinstraße fällt der Zuwachs moderater aus. Ein wesentlicher Grund für solche Unterschiede ist nach Einschätzung von Melanie Arntz, Arbeitsmarktexpertin am Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, die Branchenstruktur vor Ort.
„In den ersten Monaten der Krise gab es vor allem im Gastgewerbe und im Handel viele Entlassungen“, sagt Arntz. Das habe verstärkt den Arbeitsmarkt in größeren Städten getroffen, wo es mehr Gastronomie und Veranstaltungsfirmen gebe als in ländlichen Regionen. Gerade in Mannheim spiele zudem der Handel eine wichtige Rolle: 14 Prozent aller Beschäftigten arbeiteten hier in dieser Branche - in Heidelberg seien es nur 8,5 Prozent. Dort wiederum sei fast jeder Zweite im Bildungs- und Gesundheitssektor beschäftigt, wo es kaum Entlassungen gab.
„Insgesamt hat die Pandemie bisher vor allem Geringqualifizierte den Job gekostet, Akademiker waren viel seltener betroffen“, sagt Arntz. Auch Menschen mit ausländischem Pass, die häufig in prekären Jobs arbeiteten, hatten ein höheres Risiko, ihre Stelle zu verlieren. „Gerade in der Gastronomie, wo viele ungelernte Aushilfen oder Teilzeitkräfte arbeiten, wird schneller entlassen, weil es relativ leicht ist, bei Bedarf wieder neue Mitarbeiter zu finden.“ Je höher die Beschäftigten in einem Unternehmen dagegen qualifiziert seien und je mehr betriebsspezifisches Wissen sie hätten, desto teurer sei es, eine entlassene Arbeitskraft wieder zu ersetzen. Dort versuche man daher eher, die Belegschaft auch in Krisenzeiten zu halten.
Beschäftigungssituation hat sich wieder normalisiert
Dass die Arbeitslosenzahlen in der Corona-Krise gestiegen sind, hat unterdessen nicht nur mit Entlassungen zu tun. Ein weiterer Faktor ist, dass viele Fördermaßnahmen der Arbeitsagentur in den vergangenen Monaten wegen der Pandemie nicht stattfinden konnten - die Teilnehmer landeten stattdessen in den Arbeitslosenzahlen, wo sie normalerweise nicht mitgezählt werden.
Insgesamt hat sich die Beschäftigungssituation in der Region seit Juni zunehmend normalisiert: Die Zahl der Neueinstellungen hat seither wieder zugenommen, gleichzeitig haben weniger Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. „Der Sockel an Arbeitslosen, der vor allem im April und Mai durch den Corona-Effekt entstanden ist, wird dadurch allerdings kaum abgebaut, das wird auch noch sehr lange dauern“, sagt Arbeitsmarktexpertin Arntz. „Ich fürchte eher, dass wir einen zweiten Sockel sehen werden, vor allem durch neue Teil-Lockdowns.“
Als effektiver Puffer in der Krise hat sich unterdessen die Kurzarbeit erwiesen. „Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Arbeitslosigkeit bei uns nicht so stark gestiegen ist wie in anderen Ländern“, sagt Arntz. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im April 2020 - also während des Lockdowns - 17,9 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland in Kurzarbeit (April 2019: 0,1 Prozent). Im August 2020 waren es laut Hochrechnung noch 7,7 Prozent.
Auf Kreisebene stehen bisher nur Hochrechnungen bis Mai 2020 zur Verfügung. Spitzenreiter in der Region war der Kreis Germersheim, wo 34 Prozent aller Beschäftigten in Kurzarbeit waren. In dem Kreis ist das Daimler-Lkw-Werk Wörth angesiedelt: Dort war während des Lockdowns ein großer Teil der rund 10 300 Mitarbeiter mehrere Wochen lang in Kurzarbeit. Die niedrigste Kurzarbeiterquote in der Region hatte im Mai 2020 die Stadt Ludwigshafen mit 5,8 Prozent.
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