Bahntechnik

Alstom in Mannheim: Neue Standortleiterin Karin Sautter sagt "sehr positive Zukunft" voraus

Von 
Alexander Jungert
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Karin Sautter im Mannheimer Alstom-Werk, das früher zu Bombardier gehörte. Sie kennt den Standort schon seit vielen Jahren. © Christoph Blüthner

Mannheim. Karin Sautter hat von ihrer neuen Aufgabe eine recht genaue Vorstellung gehabt. Als langjährige Personalchefin arbeitete sie eng mit Standortleitern zusammen. „Wenn man das Amt aber selbst ausfüllt, ist das noch mal etwas ganz anderes“, sagt sie.

Seit Anfang Juli verantwortet Sautter das Werk von Alstom in Mannheim-Käfertal mit rund 900 Beschäftigten. Die Zeit könnte kaum spannender sein. Denn vor gut einem halben Jahr hat der französische Konzern die Übernahme der Bombardier-Bahnsparte unter Dach und Fach gebracht. Nach und nach werden die Schriftzüge ausgetauscht. Aus Bombardier wird Alstom. Die neuen Flaggen wehen schon.

Karin Sautter ist 52 Jahre alt und stammt aus Trostberg (Bayern).

Sie hat eine Ausbildung zur Bürokauffrau und später eine Fortbildung zur Personalfachfrau absolviert.

Seit 27 Jahren ist die Managerin im Unternehmen beziehungsweise bei Vorgänger-Gesellschaften tätig, zuletzt als Personalchefin.

Sautter ist verheiratet und lebt in Ludwigshafen. Zum Hausstand gehören drei Katzen.

Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten im Garten bei der Rosenzucht. Zudem zählen Fahrradfahren, Lesen und Reisen zu den Hobbys.

Arbeitnehmervertreter sehen die Übernahme mit Sorge. Schließlich gibt es im Portfolio der beiden Bahntechnik-Hersteller zahlreiche Überschneidungen. Die IG Metall verlangt, dass die Sicherung von Standorten und Jobs Priorität hat.

Sautter ist sicher, dass Mannheim schon jetzt gut positioniert ist und unter Alstom eine „sehr positive Zukunft“ haben wird. Die 52-Jährige erklärt: „Wir tun alles daran, unsere Kompetenzen unter dem neuen Eigentümer darzustellen. Diese Kompetenzen sind wichtig für das neue Alstom. Wir sind im Konzern der einzige größere Standort im Südwesten und überzeugt, dass wir das strategisch nutzen müssen, um Aufträge zu gewinnen und Kunden zu unterstützen.“

Der Standort war unter Bombardier geschrumpft. Vor wenigen Jahren wurde die Stromrichter-Produktion für Lokomotiven nach Spanien verlagert, um Kosten zu sparen. Mannheim spezialisiert sich mittlerweile auf Forschung und Entwicklung, verfügt allerdings noch über eine kleine Produktion, in der Stromrichter für Straßenbahnen hergestellt werden.

60 offene Stellen

Sautter sieht vor allem zwei Geschäftsfelder, die wachsen: Zum einen das Plattform- und Produktmanagement für Lokomotiven; in Mannheim werden gemeinsam mit anderen Standorten wie Kassel und Zürich Produkte für den weltweiten Markt entwickelt. Zum anderen das Geschäftsfeld Signaltechnik und Service, das ausgebaut werden soll. Vor kurzem hat Alstom von der DB Regio den Auftrag erhalten, 215 S-Bahnen für das Großprojekt „Stuttgart 21“ mit dem europäischen Zugsicherungssystem sowie der Technologie für den automatisierten Zugbetrieb auszustatten. In den verschiedenen Projektphasen ist auch Mannheim involviert.

Nach Angaben von Sautter gibt es am Standort derzeit 60 offene Stellen. Ein Teil davon sind neue Arbeitsplätze. Weitere sollen hinzukommen. Kompetenzen stärken, zusätzliches Personal einstellen - „das waren in der Vergangenheit Dinge, die wir nicht so tun durften“, sagt Sautter. „Das ist ein wichtiges Signal, das Alstom uns hier gibt.“

Die Auftragsbücher des Bahntechnik-Unternehmens sind voll. Der Markt wächst, viele Länder wollen die Mobilität der Zukunft angehen. Auch Deutschland setzt auf Projekte zur Digitalisierung des Schienennetzes und von Schienenfahrzeugen. Frühere Projekte von Bombardier, bei denen es vereinzelt zu Lieferverzögerungen gekommen ist, sollen stabilisiert und Kunden zufriedengestellt werden.

Mit der Übernahme der Bombardier-Zugsparte durch Alstom ist ein großer Player entstanden. Bahnhersteller in Europa hatten sich schon lange um ein Zusammengehen bemüht, um dem starken chinesischen Rivalen CRRC etwas entgegenzusetzen. Ursprünglich wollte Alstom mit der Zugsparte von Siemens fusionieren - war aber am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter gescheitert.

Die Integration von Bombardier in Alstom dürfte ein Riesen-Projekt für die kommenden Jahre sein. Derzeit wird hinter den Kulissen an der Aufstellung der Organisation gearbeitet. Parallel dazu werden Prozesse unter die Lupe genommen und vereinheitlicht - beziehungsweise neue Abläufe daraus entwickelt. Nach dem Motto: „Best of both“. Das beste von beiden Unternehmen solle erhalten und ausgebaut werden, erklärt Sautter.

Höherer Frauenanteil

Ihren Führungsstil beschreibt sie so: „Meine Tür steht offen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können immer zu mir kommen - auch mit kritischen Themen. Ich will die Belegschaft einbinden, das ist mir wichtig.“

Gerade als Managerin will sie den Frauenanteil im Werk von derzeit 16,5 Prozent erhöhen. „Das ist sicher etwas, an dem wir noch arbeiten müssen. Aber für die Branche ist das schon recht gut.“ Die Zielmarke liegt bei 28 Prozent. Aus Erfahrung weiß Sautter, dass sich nur sehr wenige Frauen für technische Berufe interessieren. „Und die wenigen, die es gibt, sind dann natürlich sehr gefragt von Unternehmen“, sagt sie.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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