Mannheim. Frauen sind beim Zugang zu Spitzenpositionen in der Wirtschaft noch immer benachteiligt. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der Technischen Universität München und der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Basis dafür sind die Geschlechterverhältnisse in Vorständen und Aufsichtsräten von mehr als 3000 Unternehmen in Europa.
Ganz konkrete Hürden für Frauen
„Allein durch Arbeitsmarkt-Mechanismen gelingt es kaum, die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in Top-Positionen zu beenden“, sagt ZEW-Expertin Hanna Hottenrott. Demnach würden Frauen häufig von „unsichtbaren und unüberwindbaren Hürden beim beruflichen Aufstieg in Spitzenpositionen“ sprechen.
„Unsere Studie zeigt, dass diese Hürden ganz konkret und unmittelbar sind“, so Hottenrott weiter. Dadurch würden ausgewogen besetzte Vorstände verhindert. „Um das zu ändern, braucht es einen Kulturwandel“, fordert sie.
Unterm Strich werden Frauen benachteiligt
Der Mechanismus bei der Besetzung von Spitzenpositionen funktioniert offensichtlich nach einem Muster. Dabei lassen sich zwei Effekte erkennen. Erstens: Je höher der Frauenanteil in Führungspositionen bereits ist, desto unwahrscheinlicher ist die Besetzung einer Führungsposition mit einer weiteren Frau. Dabei handelt es sich also um einen Sättigungseffekt.
Die Studie zeigt, dass Männer häufiger in Spitzenpositionen befördert werden, während Frauen eher auf Führungspositionen mit geringerem Einfluss landen.
Zweitens: Die Chance der Beförderung einer Frau in eine Führungsposition ist höher, wenn eine andere aus dieser ausscheidet. Es gibt dann also einen Ersetzungseffekt. Unterm Strich werden die Frauen also konsequent benachteiligt.
„Die Studie zeigt, dass Männer häufiger in Spitzenpositionen befördert werden, während Frauen eher auf Führungspositionen mit geringerem Einfluss landen. Wenn die Gleichstellung von Mann und Frau erreicht und Diskriminierung überwunden werden soll, kommt es also auf den Stellenwert der Jobs für Frauen an“, sagt Hottenrott. Dies sollte nach ihrer Ansicht bei der Diskussion über Frauenquoten in Vorständen und Aufsichtsräten bedacht werden. „Quoten machen dann Sinn, wenn sie nicht zu Alibibesetzungen einladen“, so die ZEW-Wissenschaftlerinnen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-zew-studie-frauen-werden-bei-spitzenjobs-benachteiligt-_arid,2053823.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.zew.de/