Studien

ZEW: Staatliche Subventionen sind nicht immer von Übel

Ökonomen stehen staatlichen Subventionen in der Regel kritisch gegenüber. Aber nicht immer, wie zwei Studien des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ergeben haben

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Walter Serif
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Lastenräder prägen immer mehr das Stadtbild. Das Mannheimer ZEW hat sich in einer Studie mit der staatlichen Förderung der Lastenräder beschäftigt. © Christophe Gateau

Mannheim. Ökonomen gehören normalerweise nicht zu den großem Fans staatlicher Subventionen, weil diese oft falsche Anreize setzen. Zwei aktuelle Studien des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim kommen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. Beide untersuchen die Wirkung von umweltfreundlichen Subventionen, bei der einen geht es um Lastenräder, bei der anderen um wassersparende Duschköpfe.

Kritik an Mitnahmeeffekten

Fangen wir mit den Lastenrädern an. Dass die Förderung von umweltfreundlichen Lastenrädern die Verkaufszahlen ankurbelt, leuchtet ein. Das Problem: Der Staat setzt auch bei dieser Förderung die Gießkanne ein. Dadurch profitieren häufig diejenigen, die nicht auf dieses Geld angewiesen sind. Andere, die eine Finanzspritze benötigen, werden dagegen ausgeschlossen.

Der Grund: „Die Fördertöpfe vieler Kommunen oder des Bundes funktionieren nach dem Prinzip ,Wer zuerst kommt, mahlt zuerst’. Der Staat verteilt das Geld ohne aufwendige Prüfung, das hält die Kosten niedrig, ist aber nicht sonderlich effizient“, sagt ZEW-Wissenschaftler Adrian Hillenbrand. Er geht davon aus, dass diejenigen, die sich sofort ein Lastenrad mit staatlicher Förderung gekauft haben, das ohnehin getan hätten, weil sie genügend Geld besitzen.

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Wer dagegen nicht so viel auf der hohen Kante hat, überlegt länger - wenn er dann aber die staatliche Förderung in Anspruch nehmen will, ist der Fördertopf leer. Dass diese Vermutung - es handelt sich hier um eine theoretische Studie - zumindest in Bezug auf Lastenräder mehr als nur einleuchtend klingt, belegt der Blick auf die Homepage der Stadt Mannheim. Dort heißt es, dass die Fördermittel für das Jahr 2023 bereits aufgebraucht sind. „Die Förderung ist nicht nur unfair verteilt, sie führt auch dazu, dass weniger umweltfreundliche Produkte wie Lastenräder auf den Markt kommen“, so ZEW-Experte Thilo Kleine.

Was also tun? Eine Kopplung der Förderung an die Einkommen würde die Subventionen gerechter verteilen - allerdings wären dann die Verwaltungskosten höher. Deshalb schlagen die Autoren eine Wartezeit zwischen Antragstellung und Auszahlung vor. „Wir setzen auf die relative Ungeduld der finanzstärkeren Personen, die das Produkt auch ohne Förderung sofort kaufen würden“, sagt Atabek Atayev. Wer weniger Geld hat und sich in Geduld übt, kommt dann auch zum Zug. Insgesamt würden dadurch mehr Lastenräder verkauft. Allerdings können die Autoren die ideale Wartezeit nicht empirisch ermitteln.

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Welche positive Wirkung Subventionen haben können, wird bei den Duschköpfen deutlich. In einem Feldexperiment mussten sich rund 600 Mannheimer zwischen einem normalen und einem wassersparenden Duschkopf. Der Preis für den energiesparenden Duschkopf war höher. Das Ergebnis des Experiments, das in zwei Gruppen durchgeführt wurde: Die Nachfrage nach wassersparenden Duschköpfen steigt stärker, wenn die Teilnehmer erfahren, dass der Preis wegen einer Subvention gesunken ist. Weniger stark geht die Nachfrage aber zurück, wenn der Duschkopf ohne Angaben von Gründen billiger wird.

Verhalten kann sich ändern

Das Fazit: Subventionen können zu einer besseren Energieeffizienz beitragen. Warum? „Die Information über den Grund der Preissteigerung erhöhte die Motivation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für umweltfreundliches Verhalten. Denn als Grund wurden ihnen genannt, dass die Subvention zu den Energie- und Klimaschutzzielen der Bundesregierung beitrage“, sagt Madeline Werthschulte. Und: „Diejenigen, die eher bereit sind, kürzer zu duschen, würden auch eher andere umweltfreundliche Verhaltensweisen unterstützen.“

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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