Mannheim. Welche Parteien will die Wirtschaft in der neuen Bundesregierung sehen? Die Universität Mannheim hat dazu kurz vor der Bundestagswahl in ihrem aktuellen German Business Panel (GBP) mehr als 350 repräsentative Unternehmensvertreter befragt. Demnach setzen 73,6 Prozent auf die CDU/CSU. Vor der Abstimmung 2021 war das Vertrauen in die Wirtschaftskompetenz der Unionsparteien viel schwächer, nur 38,7 Prozent der Unternehmen wollten, dass die Union an der Bildung einer Koalition beteiligt sein sollte.
Aktien der FDP bei den Unternehmen stark gesunken
Stark gesunken sind seitdem allerdings die Aktien der FDP. 2021 lag ihr Zustimmungswert zu einer Regierungsbeteiligung noch bei 74,6 Prozent. Nach ihren drei Jahren in der Ampel wünschen sich aber nur noch 35,8 Prozent, dass die Liberalen weiter Minister im neuen Kabinett stellen können. Interessant ist, dass die AfD - viele Ökonomen sehen in ihr eine Gefahr für die Wirtschaft - im Ansehen der Befragten gestiegen ist. 2021 wollten nur 5,2 Prozent, dass die in Teilen rechtsextreme Partei Regierungsverantwortung bekommt, aktuell sind es 20,9 Prozent.
Die Grünen haben, wie die FDP, nach dem Ampel-Aus einen erheblichen Einbruch in der Gunst der Unternehmen erlebt. Ihr Wert ist von 44,7 auf 29,6 Prozent gefallen. Vergleichsweise konstant ist dagegen die SPD geblieben. 2021 wünschten sich 36,6 Prozent der Befragten eine Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten, jetzt sind es 31,3 Prozent. Auf dem vorletzten Platz landet die Linke mit 7,2 Prozent (5,9). Das Schlusslicht bildet das BSW (4,9 Prozent), das erst im vergangenen Jahr gegründet wurde.
Und wie schätzt die Wirtschaft die Konjunktur ein? Die Unternehmen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in den nächsten zwölf Monaten nur schwach - nämlich um 0,39 Prozent - wachsen wird. Das deckt sich mit der Konjunkturprognose der Bundesregierung, die in ihrem Jahreswirtschaftsbericht ihre Wachstumsprognose auf 0,3 Prozent beziffert. Recht optimistisch fallen die Prognosen der Unternehmen dagegen für die nächsten fünf Jahre aus - und sie sind spürbar optimistischer als die der Wirtschaftsforschungsinstitute. „Die Befragten setzen offensichtlich eine größere Hoffnung auf wirtschaftliche Impulse in der Zeit nach der Bundestagswahl“, sagt Ökonom Davud Rostam-Afschar mit Blick auf die Zahlen. Demnach halten die Befragten jährliche Wachstumsraten von jeweils 2,02 Prozent für möglich.
Die Mehrheit der Befragten (54 Prozent) spricht sich übrigens für eine Reform der Schuldenbremse aus, ein Drittel will gar nichts ändern und eine Minderheit von 14 Prozent will diese komplett abschaffen. Obwohl Teile der Wirtschaft davon profitieren würden, fordert exakt die Hälfte der Befragten einen Abbau der Subventionen. Nur 21 Prozent wollen, dass ihr Anteil steigen soll. Dagegen fordern 70 Prozent eine Anhebung der staatlichen Investitionen. Wenig überraschend ist, dass die Befragten niedrigere Unternehmenssteuern fordern. „Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen vor allem steuerliche Entlastungen und eine gezielte Anpassung wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen bevorzugen“, sagt der Mannheimer Ökonom. Noch eindeutiger stehen die Befragten zum Thema Bürokratie. 90 Prozent sehen den Bürokratieabbau als wichtiger an als eine Stärkung der Rechtssicherheit.
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