Chemie

Wie geht es weiter mit der BASF?

Der Chemiekonzern will nach mauen Zahlen noch mehr sparen - allerdings nicht an der Dividende. Der Stellenabbau in Ludwigshafen liegt laut Vorstand im Plan

Von 
Bettina Eschbacher
Lesedauer: 

Ludwigshafen. Die BASF kommt auch im dritten Quartal nicht aus dem Tief. Unter dem Strich schreibt sie sogar einen Verlust. Der Vorstand will deshalb noch mehr auf die Kosten schauen. Fragen und Antworten zur Lage des größten Arbeitgebers der Region:

Warum liefen die Geschäfte zwischen Juli und September nicht so gut bei BASF?

Die Chemiebranche weltweit leidet unter der schwachen Konjunktur und einer schleppenden Nachfrage. „Die Absatzmengen waren in allen Kundenindustrien deutlich niedriger als im Vorjahresquartal - mit einer Ausnahme: der Automobilbranche“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller in einer Telefonkonferenz bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Umsatz und operatives Ergebnis gingen deutlich zurück, die Beteiligung Wintershall Dea brockte dem Chemiekonzern sogar einen Verlust von 249 Millionen Euro ein.Warum macht Wintershall Dea der BASF weiter Probleme?

Vor dem Ukraine-Krieg war das Russland-Geschäft der größte Profitbringer des Öl- und Gaskonzerns. Jetzt zieht sich Wintershall Dea aus Russland zurück, das ist aber ein schwieriger Prozess. Sondereffekte wie Kosten für ein Sparprogramm führten bei Wintershall Dea im dritten Quartal zu einem Verlust von 535 Millionen Euro. BASF hält 72,7 Prozent an dem Öl- und Gaskonzern. Dessen Russland-Rückzug hatte schon in der BASF-Bilanz 2022 tiefe Spuren hinterlassen - wegen Abschreibungen in Milliardenhöhe. Die Ludwigshafener wollen die Beteiligung schon länger loswerden.

Wann geht es wieder aufwärts bei dem Chemiekonzern?

So schnell wohl nicht. Für das vierte Quartal erwartet der BASF-Vorstand immerhin eine Stabilisierung der weltweiten Chemieproduktion. Brudermüller verwies aber auf geopolitische Risiken. Steigende Rohstoffkosten - etwa ein höherer Ölpreis wegen des Israel-Konflikts - könnten „die Nachfrage und Margen weiter belasten“. Bei der Prognose für das Gesamtjahr gibt sich der Vorstandsvorsitzende vorsichtig. Im Juli hatte BASF schon die Zahlen nach unten korrigiert und einen Umsatz zwischen 73 und 76 Milliarden sowie ein EBIT vor Sondereinflüssen zwischen 4,0 und 4,4 Milliarden Euro angekündigt. Inzwischen peilt BASF hier nur noch „das untere Ende“ dieser Bandbreiten an. Auch 2024 erwarte man „keinen leichten Start ins Jahr“.

Mehr zum Thema

Wirtschaft

BASF macht Quartalsverlust und hält an Stellenabbau in Ludwigshafen fest

Veröffentlicht
Von
Bettina Eschbacher
Mehr erfahren
BASF

BASF nimmt neues Kompetenzzentrum für Superabsorber in Betrieb

Veröffentlicht
Von
Alexander Jungert
Mehr erfahren
Bericht

BASF-Chef will milliardenschwere Konzernteile verkaufen

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Gibt es auch Lichtblicke trotz der mauen Zahlen?

Es gab durchaus Spekulationen, dass BASF nach der Senkung der Jahresziele im Juli jetzt noch eine weitere Gewinnwarnung nachschieben muss. Dass es keine neuen bösen Überraschungen gab, werten Analysten durchaus positiv. Finanzchef Dirk Elvermann freut sich besonders über den gestiegenen Cashflow (um 384 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro). Für Elvermann ist das angesichts des deutlich niedrigeren Ergebnisses „eine bemerkenswerte Verbesserung“. Der Cashflow zeigt, wie liquide ein Unternehmen ist. Einen Hoffnungsschimmer gibt es sogar beim Sorgenkind Wintershall Dea: Die - mehr oder minder verlorenen - russischen Vermögenswerte sind über staatliche Investitionsgarantien in Milliardenhöhe abgesichert. Das könnte also Geld in die BASF-Kasse (zurück-)bringen.

Was ist der Stand beim Sparprogramm für Ludwigshafen?

Rund 200 Millionen Euro will die BASF in der Produktion allein am Standort Ludwigshafen einsparen. Mehrere große Anlagen werden stillgelegt. Das hat das Unternehmen im Februar angekündigt. Außerdem läuft ein Kostensenkungsprogramm in der Verwaltung. Insgesamt fallen 2500 Stellen von rund 34 700 Stellen (BASF SE) im Stammwerk weg. Der Stellenabbau läuft allerdings erst an: Stand Ende September arbeiten 300 Beschäftigte weniger für BASF SE als vor einem Jahr. Insgesamt sind in Ludwigshafen knapp 39 000 Menschen beschäftigt. Finanzvorstand Elvermann betonte, dass „wir bei den Abbauplänen im Plan sind und bleiben“. Alle Maßnahmen werden dem Konzern laut Elvermann ab Ende 2026 jährlich 1,1 Milliarden Euro an Einsparungen bringen.

Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!

Will BASF jetzt noch mehr sparen?

Der Konzern tritt bei den Investitionen auf die Bremse. Statt der geplanten 6,3 sind es in diesem Jahr nur 5,3 Milliarden Euro. Auch in den nächsten vier Jahren werden Sachinvestitionen um weitere drei Milliarden Euro reduziert. Zwischen 2023 und 2027 sind somit 24,8 Milliarden Euro vorgesehen. Projekte werden reduziert oder mit weniger Aufwand umgesetzt. An der Mega-Investition in China, dem Bau eines neuen Verbundstandortes im südchinesischen Zhanjiang, wird nicht gerüttelt.

Droht den Aktionären eine niedrigere Dividende?

Nach dem Willen des Vorstands nicht: Auch „in herausfordernden Zeiten“ soll die Dividende zumindest das Niveau des Vorjahres halten, betonte Brudermüller. Für das Geschäftsjahr 2022 wurden 3,40 Euro je Aktie gezahlt.

Will Brudermüller wirklich noch Konzernteile verkaufen?

Der Vorstandschef geht im Frühjahr 2024 in Ruhestand. Brudermüller trat Spekulationen entgegen, er plane ein milliardenschweres Verkaufsprogramm. So habe man aktuell „keine Absichten“, das ausgegliederte Katalysatorengeschäft (ECMS) oder den Unternehmensbereich Coatings (zum Beispiel Autolacke) zu veräußern.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen